Halbzeit des Fastens – die Liebe rückt näher
Die Fastenzeit ist eine besondere, vierzigtägige Phase der inneren Vorbereitung auf das Hochfest Ostern. Hierbei bietet der vierte Fastensonntag den treu fastenden Gläubigen etwas Trost, denn an diesem Tag ist die Mitte der Bußzeit bereits erreicht. In dem Wissen, dass der wichtigste Feiertag der Kirche mit der Auferstehung Jesu Christi immer näher rückt, spiegelt sich diese glückliche Errungenschaft am vierten Fastensonntag der Quadragesima, wie die Fastenzeit auf Latein heißt, vielfach wider.
So trägt der Mittfasttag etwa die Bezeichnung Laetare, was freut euch heißt. Denn im Eröffnungsvers der Messe am vierten Fastensonntag lautet es:
„Laetare Ierusalem: et conventum facite omnes qui diligitis eam: gaudete cum laetitia, qui in tristitia fuistis: ut exsultetis, et satiemini ab uberibus consolationis vestrae.“
(Jes 66,10-11 EU)
Auf Deutsch übersetzt heißt das „Freut euch mit Jerusalem und jauchzt in ihr alle, die ihr sie liebt! Jubelt mit ihr, alle, die ihr um sie trauert, auf dass ihr trinkt und satt werdet an der Brust ihrer Tröstungen, auf dass ihr schlürft und euch labt an der Brust ihrer Herrlichkeit!“
Des Weiteren wird an diesem Sonntag, genauso wie am Adventssonntag Gaudete, die liturgische Farbe Rosa getragen. Dies zeigt, dass durch das Violett der Fastenzeit schon das Weiß des Osterfestes durchschimmert, wodurch Rosa entsteht. Hierdurch wird das Nahrücken des Sieges der Liebe über den Tod, welcher zu Ostern durch die Auferstehung deutlich wird, symbolisiert. In Anlehnung an das Evangelium der wundersamen Brotvermehrung wird dieser Sonntag in manchen Regionen auch Brotsonntag genannt.
Laetare-Sonntag im Salzkammergut
Eine ganz besondere Bedeutung hat der Laetare-Sonntag im Salzkammergut. Denn in dieser Region im Herzen der Alpenrepublik Österreich feiert man jährlich am vierten Sonntag der österlichen Bußzeit den sogenannten Liebstattsonntag. Der Brauch ist seit 2014 UNESCO-Kulturerbe und leitet sich namentlich vom Begriff Liebe statten ab. Denn an diesem außergewöhnlichen Fest schenkt man seinen Liebsten als Zeichen der Zuneigung ein entweder selbstgebackenes oder gekauftes und mit Zuckerguss reich verziertes Lebkuchenherz. Oftmals stehen auf den größeren Lebkuchen dann auch Sprüche wie Ich liebe dich, Für meine liebste Oma oder I mag di.
Durch den Bischof von Passau, welcher damals für die Region zuständig war, wurden sie dazu berufen, einmal jährlich am vierten Fastensonntag ein Gelöbnis der Glaubenstreue und der brüderlichen Liebe abzulegen und im Zuge dessen die Armen der Stadt zum gemeinsamen Mahl einzuladen. Im Laufe der Zeit wandelte sich dieses „Liabb´státt´n“ (Liebe bestätigen) von einer Armenspeisung zu einer Vergabe von Lebkuchenherzen.
„Gegen jede Art von Schmerz hilft ein echtes Liebstattherz.“
Durch die Auflösung der Bruderschaft im 18. Jahrhundert und spätestens seit dem Aufschwung der Tradition nach dem Zweiten Weltkrieg hat dieser Brauch seinen religiösen Bezug immer stärker verloren. Dennoch begeht man in Gmunden, meinem Geburtsort, diesen lokal hochwichtigen Feiertag mit einer Festmesse am Vormittag gefolgt von einem Festzug zum Rathausplatz, welcher am Ufer des Traunsees liegt. Hier erst werden die Liebstattherzen übergeben, und wer selber keine gebacken hat kann diese von den Konditoren der Region auch käuflich erwerben.
Dieses belebte, fröhliche Getue wird musikalisch durch die Musikkapelle untermalen, und auch die Trachtenvereine ebenso wie die Goldhaubenfrauen dürfen nicht fehlen. Die Vereinsmitglieder dieser Gruppen verschenken häufig auch Lebkuchenherzen an das versammelte Publikum, jedoch genießen vor allem Kinder eine besondere Anziehungskraft für die süßen Herzen.
Falls auch du dich zum Liebstattsonntag in Gmunden oder Umgebung befindest, bist du natürlich herzlichst eingeladen, dieses lebendige und freudige Brauchtum selbst zu erleben. Zum Abschluss noch ein schöner Spruch aus der Region: