Fastenzeit: Was kannst du in 40 Tagen erreichen?
Hat es eigentlich einen Sinn, auf etwas Schönes zu verzichten, nur damit ich leiden muss? Gründe und Ideen für deine Fasten-Challenge.
„Es ist höchste Zeit, in einer schnellen Welt zwischen Notebook, E-Book und Facebook rechtzeitig inne zu halten und sich dem offenen Buch der eigenen Seele zuzuwenden. Es ist höchste Zeit, das Leben endlich zu erleben.“
- Christoph Mittermair -
Aschermittwoch ist nahe und die Fastenzeit steht vor der Tür – aber wozu Fasten überhaupt? Hat es eigentlich einen Sinn, auf etwas Schönes zu verzichten, nur damit ich leiden muss? Ich dachte, das Leben wäre kurz und man sollte jeden Moment davon in vollen Zügen genießen? #yolo und so.
Fastenzeit - Warum soll ich fasten?
Unsere Welt wird immer schneller, die Geräusche der Großstadt immer lauter und die Bilder auf Social Media immer krasser. Es scheint, als ob wir in unserer Geschäftigkeit immer weiter auf einen selbstgemachten Abgrund der Selbstoptimierung und sozialen Vernetzung zurasen, der uns keine Freiheiten mehr lässt. Angefüllter Kalender, aber kein erfülltes Leben.
Doch wie sich Tag und Nacht mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks abwechseln, so ist auch der zu Höchstleistungen getriebene Mensch nicht fähig, immer auf 100% zu funktionieren. Er braucht Ruhephasen. Und das ist auch in Ordnung so.
Die Fastenzeit ist die perfekte Gelegenheit dafür. Für die Christen ist die Fastenzeit vor allem eine Zeit der Vorbereitung auf die Auferstehung Christi. Doch auch wenn man nicht gläubig ist, kann man sehr von der Fastenzeit profitieren und einmal den Aus-Knopf für die Ablenkungen des Alltags betätigen und sich neu auf das Wesentliche besinnen. Auch unsere Seele braucht hin und wieder Zeit, um Kraft zu tanken und im Hier und Jetzt anzukommen.
Fasten als freiwilliger Verzicht
Der Fisch sieht das Wasser um ihn als selbstverständlich. Die Fastenzeit ist für uns eine Chance, Selbstverständliches wieder bewusst wertzuschätzen. © iStock/MEINPLAN.at
Stell dir einen Fisch vor, der im Wasser schwimmt. Dieser Fisch weiß nicht, dass um ihn herum nur Wasser ist. Erst wenn er an Land kommt und plötzlich kein Wasser mehr hat, merkt er, was ihm fehlt.
Genau so ist es auch bei uns. Wir sehen all das Schöne und Gute in unserem Leben als selbstverständlich an. Unsere Familie und Freunde. Gutes Essen. Ein Dach über den Kopf. Bildung.
All das ist nicht selbstverständlich. Und hier kommt der freiwillige Verzicht in der Fastenzeit ins Spiel. Durch das bewusste Verzichten auf z.B. Kaffee (etwas, das mir hoch und heilig ist), merke ich erst, wie sehr ich mich daran gewöhnt habe, jeden Tag eine Tasse Kaffee zu trinken. Wie sehr ich es brauche oder vermeintlich brauche.
Doch genau das ist das Problem. Durch diese Abhängigkeit ist man zum Sklaven seines eigenen Konsumverhaltens geworden (ganz drastisch ausgedrückt). Der freiwillige Verzicht auf genau diese EINE Sache, an der wir so sehr hängen (ja, du hast so etwas definitiv auch 😉) hilft uns wieder, nicht alles als selbstverständlich hinzunehmen, was wir haben oder konsumieren.
Wir können auch ganz gut für eine Zeit (z.B. 40 Tage) ohne dem leben, auch wenn es einiges an Überwindung kostet. Aber genau dadurch lernen wir, die Dinge viel bewusster zu genießen. Und das ist umso schöner und befreiender.
Fasten als Charakterbildung
Fastenzeit muss nicht allein Verzicht heißen. Sie kann uns z.B. auch eine Möglichkeit bieten, unser Ego zurückzunehmen und an uns zu arbeiten.
Die Fastenzeit ist eine wunderbare Möglichkeit, sich der eigenen Schwächen bewusst zu werden und diese anzunehmen.
Eine der größten Schwächen des Menschen ist der Stolz. Vielleicht könnte ein Vorsatz von dir sein, in der Fastenzeit einmal bewusst dein Ego hinten anzustellen und mehr Demut zu zeigen. Wie macht man das am besten?
Das kann schon dadurch passieren, dass du den Bettler auf der Straße nicht ignorierst, sondern einmal hingehst, ihm dein schönstes Lächeln schenkst und eine Kleinigkeit spendest (ein Kaffee bei Starbucks kostet 5€, da wird dich der 1€ nicht umbringen).
Es geht vor allem darum, den Menschen generell mit Respekt zu begegnen, egal in welcher Verfassung sie sind oder woher sie kommen. Demut hilft, sich selbst nicht immer in den Mittelpunkt der Welt zu stellen und den Blick auch auf den Nächsten zu richten. Vor allem in der Fastenzeit haben wir Gelegenheit, genau das umzusetzen.
Fasten als Besinnung auf das Wesentliche
Es gibt jeden Tag 1.000 Dinge, über die man sich beschweren könnte. Die Milch ist ausgegangen, der Staubsauger ist kaputt, der Nachbar nervt etc. Durch diese Ablenkungen wird unser Fokus immer wieder auf etwas Unwichtiges gerichtet, das uns nicht weiterbringt - die wirklich wichtigen Dinge des Lebens bleiben dabei auf der Strecke liegen.
Mir hilft es in solchen Momenten, bewusst Auszeiten zu nehmen und zu reflektieren (z.B. durch Tagebuch-Schreiben), um die Prioritäten in meinem Leben wieder neu zu ordnen. Dadurch kann ich mich wieder auf das Wesentliche besinnen und die nervigen Kleinigkeiten des Alltags haben keinen so großen Einfluss auf mich.
Nimm dir in der Fastenzeit bewusst Auszeiten, um dich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nimm dir bewusst Zeiten für dich, wo du über dein Leben reflektieren kannst. Deine Gedanken aufzuschreiben hilft ungemein, um wieder Klarheit in dein Leben zu bringen.
Die Chance: eine neue GEwohnheit entwickeln
Was kannst du in 40 Tagen erreichen? Alles! Oder nichts … je nachdem, was du daraus machst.
Ich lade dich dazu ein, die Fastenzeit als eine Chance zu sehen, zu wachsen. Du kannst an dir persönlich arbeiten und dich wieder auf das wirklich Wesentliche besinnen, wenn du diese 40 Tage nutzt.
Deine Challenge für 40 TAge
Jetzt bist DU an der Reihe. Such dir ein kleines Fastenopfer heraus, das dir schwerfällt und du am besten jeden Tag umsetzen kannst. Etwas, was du normalerweise nicht tun würdest, aber für 40 Tage durchziehst.
Beispiele dafür:
- 10-Minuten-Tagebuch schreiben und reflektieren
- Dich bewusst in Gesprächen zurücknehmen, aber dafür voll und ganz auf dein Gegenüber einlassen
- Auf Kaffee verzichten und das Geld stattdessen spenden
- Auf Social Media verzichten und die Zeit stattdessen mit deiner Familie verbringen
- …
Es muss nicht unbedingt ein Verzicht sein, aber etwas, das dir hilft, bewusster durch den Tag zu gehen. Dadurch gibst du dir selbst die Möglichkeit, in der Fastenzeit nicht nur auf Autopiloten unterwegs zu sein, sondern mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.
Nutze diese Chance, um an dir zu arbeiten und zu wachsen. Viel Erfolg dabei.