Wie Richard Chef von 23 Mitarbeitern wurde
Nach der Matura einfach mal beginnen zu arbeiten. Das war für Richard nicht schwierig: In der Sicherheitskontrolle am Flughafen Wien hat er begonnen, sich hochgearbeitet und leitet heute 23 Mitarbeiter. Im Porträt über Ziele, Motivation und ein Hobby, das er doch nicht zum Beruf gemacht hat.
"Irgendwas mit Musik studieren", hat der Maturant Richard gedacht. Heute ist er neben dem Job als Musiker im Einsatz © Screenshot YouTube
Richard leitet heute 23 Mitarbeiter. Sie führen die Sicherheitskontrollen am Flughafen Wien durch, er ist ihr Chef vom Tag und trägt Verantwortung, dass seine Abteilung funktioniert.
Zu dieser leitenden Position hat sich der 25-Jährige hinaufgearbeitet – vorstellen konnte er sich das nach der Matura vor sechs Jahren noch nicht.
Bei seinem ersten Mitarbeitergespräch damals stellte ihm sein Chef eine typische Recruiterfrage: Wo siehst du dich in fünf Jahren? Richards Antwort: „Ich werd mit meinem Studium ziemlich fertig sein. Wahrscheinlich werd ich also ein Jahr in der Firma arbeiten, bis ich zu studieren beginne.“
Stattdessen wurde aus Richards damaliger Teilzeitanstellung eine Vollzeitanstellung und dank Weiterbildungen stieg er in andere Abteilungen und höhere Positionen auf.
Früher hatte Richard Studienpläne
Nach seiner Matura im BORG hat Richard gedacht, er würde „irgendwas mit Musik studieren“. Dann blieb nach seinem Präsenzdienst keine Zeit für die Aufnahmeprüfungen, so suchte er einen Übergangsjob.
Eine simple Google-Suche nach „Jobs in Niederösterreich“ führte ihn zur Firma Vias, Sicherheitskontrollen am Flughafen Wien. In der Mittagspause beim Ferialjob schnell die Bewerbung zusammengebastelt, saß Richard bald darauf im einmonatigen Trainingskurs.
Erster Job also Teilzeit bei den Sicherheitskontrollen, dann eine Vollzeitanstellung am Flugplatz: „Den Bereich habe ich in kürzester Zeit ins Herz geschlossen.“ Einige Seminare über Mitarbeitermanagement später stieg Richard von der Sicherheitskontrollaufsicht zum Duty Officer auf.
Arbeiten am Flughafen ist unglaublich spannend
Einerseits hab ich nie gedacht, dass ich mal in so einer Sparte arbeiten werde“, sagt Richard rückblickend. Andererseits macht ihm die Arbeit sehr viel Spaß, besonders das Einschulen von Mitarbeitern. Allein das Arbeiten am Flughafen ist „unglaublich spannend“.
Zu Richards Job gehört viel Spontanität. „Ich schreib mir jeden Tag eine To do-Liste, doch an Tagen wie gestern schaff ich nur die Hälfte. Erst ein spontanes Meeting mit dem Chef, dann ein Anruf: 'Wir müssen umbauen.' Ich muss mich immer wieder neu organisieren und spontan reagieren. Es wird nie fad“, schwärmt Richard. Im Kontakt mit Mitarbeitern und Kunden merkt er: Jeder ist anders, so bleibt es abwechslungsreich.
Braucht man Ziele oder reichen Gelegenheiten?
So positiv sich Richards Karriere entwickelt hat – geplant hat er sie nicht. Braucht man denn überhaupt Ziele oder reicht es, Gelegenheiten zu nützen?
„Als ich Teilzeit gearbeitet hab, habe ich kaum etwas gehabt, das ich verfolgt hab“, erinnert sich Richard. In so einem Fall bestehe Gefahr, stehenzubleiben. „Als ich die Ausschreibung für 40 Stunden gesehen habe, war mir klar: Ich brauch was, worauf ich hinarbeite. Ich will nicht mein Leben lang an einer Stelle stehen.“
Auch später brauchte Richard Mut, sich auf die intern ausgeschriebenen Positionen zu bewerben. „Ich war erst kurz in dem Bereich und hab mich gefragt, soll ich mich wirklich jetzt für den leitenden Mitarbeiter bewerben?“, erzählt Richard. Ein Kollege hat ihn motiviert, er hat den Job bekommen. Die Ausbildungskurse für neue Positionen brauchen Willen und nehmen viel Zeit in Anspruch.
Verantwortung spornt an
Wie motiviert sich Richard an schlechten Tagen, wenn es schwer ist? „Ich hab ein Team. Ich weiß, meine Mitarbeiter brauchen jemanden, der seinen Job gut macht. Im schlimmsten Fall stehen Menschenleben auf dem Spiel. In jedem Flieger sitzen 200 Leute, die sich darauf verlassen, dass ich meinen Job gut mache.“
Das ist auch sein Rat an sein 19-jähriges Ich: Nie aufhören. Auch wenn’s mal schlecht läuft – durchhalten.
Und was ist aus der Musik geworden? „Die Musik ist ein Hobby, das ich nebenbei betreibe. Ein seriöser Job hindert mich ja nicht daran, ein Hobby zu haben.“ Neben der Arbeit konnte Richard in einer semiprofessionellen Big Band die Lead-Trompete spielen. Heute spornt ihn an, Noten schwerer Songs downzuloaden und so lange zu üben, bis er sie beherrscht. Dann macht er ein YouTube-Cover davon. Auch dafür gilt: dranbleiben.
Richards Tipps für Bewerbungen
- Nicht verstellen. Natürlich sein.
- Keine Romane schreiben, sondern klipp und klar die Fakten beschreiben: Das bin ich.
- Selbst reflektieren, wo die eigenen Stärken liegen und die gut präsentieren.
- Es bringt mehr, in seine Stärken zu investieren als zu versuchen, Schwächen abzubauen.