Was mir niemand über Erasmus gesagt hat
Abenteuer in einer fremden Stadt, neue Leute aus aller Welt kennenlernen und fast jeden Tag Party machen. So in etwa stellt man sich Erasmus vor und so in etwa ist es auch. Worüber aber kaum gesprochen wird, ist wie man nach all diesen außerordentlichen Erfahrungen wieder zurück in den Alltag findet. Was soll ich tun, wenn mich die Erasmus-Blues überkommen?
Bevor ich auf Erasmus gefahren bin, habe ich mir vor allem Gedanken darüber gemacht, wie ich es ein halbes Jahr ohne Wien aushalten soll und wie es sein würde, für längere Zeit völlig alleine in eine fremde Stadt zu ziehen, ohne irgendeine mir vertraute Person. Was mir nicht klar war, ist, dass es viel schwerer sein würde, wieder nach Hause zurückzukommen, als fortzugehen.
Ich denke so geht es vielen, die eine längere Zeit im Ausland verbringen. Sei es jetzt ein Erasmusaufenthalt, ein Volontariat oder Work & Travel. Man lebt für einige Monate ein anderes Leben. Ein Leben, das wahrscheinlich um einiges aufregender und spannender ist, als das Leben daheim. Du lernst neue Leute aus aller Welt kennen, reist viel herum, bist spontan und kannst die meiste Zeit tun was du willst. Alle Verpflichtungen und Rollen, die du normalerweise in deinem Leben hast, bleiben daheim.
Zurück in den Alltag
Klar, dass es nach solchen Erfahrungen schwer fällt, wieder in dein altes, gewohntes Leben zurückzukehren und vor allem natürlich all den Freund*innen Lebewohl zu sagen, die du während deines Auslandsaufenthalts kennengelernt hast. Wissend, dass ein Wiedersehen wahrscheinlich nicht so bald möglich sein wird. Mittlerweile hat dieses Phänomen sogar einen Namen. Die 'Erasmus Blues'. Mich haben sie in den ersten Wochen nach meinem Auslandssemester definitiv erwischt. Ich habe alles vermisst und das Leben zuhause erschien mir auf einmal ziemlich grau und langweilig.
Vielleicht geht es dir ja gerade ähnlich. Dann möchte ich dir gerne meine Tipps an die Hand geben, wie ich mit der Post-Erasmus Zeit umgegangen bin.
© Edith Hechtberger/MEINPLAN.at.
Akzeptiere deine Gefühle
Diesen Rat würde ich für so ziemlich jede Art negativer Gefühle geben, sei es nun Traurigkeit, Einsamkeit oder Langeweile. Versuche zu akzeptieren, dass bestimmte Gefühle gerade da sind, ohne sie zu dramatisieren. Es ist völlig okay und normal, dass wir uns manchmal aus den verschiedensten Gründen nicht gut fühlen und auch diese Emotionen dürfen ihren Raum haben. Mir hilft diese Herangehensweise oft, meinen negativen Gemütszuständen ein bisschen ihre Bedrohlichkeit zu nehmen. Was aber natürlich nicht heißt, dass man nicht auch versuchen kann etwas an der Situation zu ändern.
Schaffe Erinnerungen
Dein Erasmus oder dein Auslandsaufenthalt war eine tolle Zeit, an die du sicher noch lange, gerne zurückdenken wirst. Nutze die Zeit danach, um schöne Erinnerungen zu schaffen. Du könntest zum Beispiel ein Fotoalbum kleben, ein Video mit den schönsten Momenten zusammenstellen oder wie ich eine Collage gestalten. Falls du noch auf Erasmus bist, aber es bald Zeit ist nach Hause zurückzukehren, kann ich dir auch empfehlen, alle deine neuen Freund*innen zu bitten, ein paar nette Worte für dich auf einen Zettel oder in ein Notizbuch zu schreiben.
Überlege wie du dich Verändert hast
Reisen verändert bekanntlich und du bist wahrscheinlich nicht mehr genau diesselbe Person, wie vor deinem Auslandsaufenthalt. Nimm dir zuhause mal in Ruhe Zeit zu überlegen, wie du dich verändert hast, was du gelernt hast und welche neuen Gewohnheiten du beibehalten möchtest. Auf meiner Liste steht zum Beispiel mehr Rad zu fahren und öfter Kekse zu essen. Aber auch konkrete Pläne zu machen, was ich in der Zeit nach Erasmus angehen und erreichen will, hat mir persönlich geholfen.
Triff deine Freund*Innen daheim
Bestimmt gibt es einige Leute zu Hause, die dich nach einer so langen Zeit gerne wiedersehen möchten und dir viel zu erzählen haben. Und du möchtest sicher auch von deinen tollen Erfahrungen berichten. Also nimm dir Zeit für deine Freund*innen und unternehmt etwas gemeinsam.
Aber erwarte nicht, dass sie deine Begeisterung teilen. Natürlich werden sie fragen, wie dein Erasmus war, aber nachdem du ein bisschen was erzählt hast, wird das Interesse wahrscheinlich abflauen. Denn sie waren nicht dort, kennen die Plätze und Personen nicht von denen du berichtest und wenn sie nicht schon selbst eine ähliche Erfahrung gemacht haben, werden sie vermutlich nicht wirklich verstehen, was du vermisst.
Halte Kontakt mit deinen erasmus-Bekanntschaften
Natürlich ist es schwierig Freundschaften über eine längere Distanz aufrechtzuerhalten und wenn du den Kontakt halten willst, wirst du dich in den meisten Fällen aktiv darum bemühen müssen. Und ja ehrlicherweise werden sich einige deiner Bekanntschaften vermutlich im Sande verlaufen. Überlege dir also, welche Personen dir wirklich wichtig sind und bemühe dich dann aktiv in Kontakt zu bleiben. Vielleicht kannst du ja auch während deines nächsten Urlaubs einige deiner Erasmus-Freund*innen besuchen oder wenn ihr eine eingeschweißte Gruppe wart, könntet ihr auch gemeinsam einen Urlaub planen. Leute in der ganzen Welt zu kennen, ist definitiv eine der schönsten Seiten an Erasmus.
werde Erasmus Buddy
Wahrscheinlich wirst du schon kurz nach deiner Heimkehr per Mail eine Anfrage vom Erasmus Student Network bekommen, ob du nicht Buddy für Studierende werden möchtest, die Erasmus an deiner Heimatuniversität machen. Eine super Gelegenheit, um auch zuhause neue Leute kennenzulernen und das Erasmus-Feeling wiederaufleben zu lassen. Wenn dir das zu viel Aufwand ist, kannst du alternativ natürlich auch einfach in Bars gehen, die bekannterweise von International Students frequentiert werden, wie zum Beispiel in Wien das Travelshack. Dort wird man sich sicher freuen, Einheimische zu treffen.