Was ich aus vielen Semestern an der Uni gelernt habe
Nadja über Planung, Ziele und Genuss im Studium. Zehn Learnings einer erfahrenen Studentin.
#1 Informieren geht über Studieren
Bevor es ans Studieren geht, geht’s erst mal ans Informieren. Fragen wie „Welche Studiengänge werden angeboten?“ und „Wie kann ich mich überhaupt inskribieren?“ sind auf der Website der jeweiligen Uni schnell beantwortet. Bei komplexen Fragen können ein Termin bei deiner Studienvertretung oder der Beitritt bei diversen Facebook-Gruppen so manche Panikattacke verhindern.
Ab dem 20. Oktober findest du online die Termine für "Studieren probieren".
#2 Planung bringt’s
Als der unverbesserlichere Planungsfreak, der ich bin, schaue ich bereits Ende Juni, ob das Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester online ist. Da ich auf dieser Forschungsreise leider selten Erfolg habe, kann ich euch empfehlen, zumindest bis Ende Juli zu warten. Stehen die Vorlesungen und Übungen aber fest, steht der Planung eures Semesters nichts mehr im Weg.
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Extra-Tipp: Erstelle einen Stundenplan und zeichne dir sowohl deine Lehrveranstaltungen ein als auch deine Arbeitstage, falls du einen Studentenjob hast. Sportkurse, Sprachkurse – eben alle wöchentlichen Fixtermine dürfen nicht fehlen. So bekommst du einen guten Überblick, was dich im nächsten Semester erwartet. Erstelle dir zusätzlichen einen Prüfungskalender.
#3 Second-Hand hält dein Händchen
Als Studentin im Master „Englische Literatur“ habe ich das Vergnügen, pro Semester ca. 20 Bücher lesen zu dürfen. Da viele neuwertige Bücher einer großen Investition gleichkommen, habe ich schnell gelernt, dass es günstigere Wege gibt, an meinen Lesestoff zu kommen. Bücherbörsen auf Facebook, Plattformen wie rebuy oder medimops (Versand ab einer Bestellgebühr von 10 Euro kostenlos) bieten gebraucht günstige Bücher und DVDs an. Zusätzlich könnt ihr schon gelesene Bücher dort verkaufen.
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#4 Probiere, aber fokussiere
Kennst du schon die Mitbelegung? Wenn du beispielsweise an der WU studierst, kannst du dich an der Uni Wien als MitbelegerIn anmelden. Dann kannst du dort Vorlesungen aus unterschiedlichen Studienrichtungen absolvieren, ohne dich für ein ganzes Studium inskribieren zu müssen. Wenn es ECs oder freie Lehrveranstaltungen in deinem Studienplan gibt – super! Dann hast du die Möglichkeit, in andere Fächer hineinzuschnuppern.
Sammle Erfahrungen, aber verliere nicht dein eigentliches Studium aus den Augen. Wenn du merkst, dass dein Mitbeleger-Studium dir mehr Spaß macht als dein Hauptstudium, trau dich zu wechseln. Deine Lebenszeit ist zu wertvoll, als dass du dich jahrelang in etwas vertiefst, das nicht deine Leidenschaft ist.
#5 Die Bibi ist deine beste Freundin
Nein, ich meine nicht die kleine blonde Hexe (obwohl ich sie schon sehr gerne als beste Freundin hätte), sondern die Bibliotheken Wiens, die in den letzten Jahren mein zweites Zuhause geworden sind. Die ruhige Atmosphäre, der Fokus und die Tatsache, dass es (zumindest manchmal) eine Klimaanlage gibt, machen diese Orte für mich zum idealen Lernparadies. Meine Lieblingsbibliotheken: Die Nationalbibliothek, die Germanistik Fachbereichsbibliothek auf der Hauptuni und die Bibliothek vom Fachbereich Maschinenbau der TU.
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Extra Tipp: Verabrede dich für lange Bib-Tage mit einem Freund oder einer Freundin. Geteiltes Leid ist halbes Leid und alleine Mittagessen macht keinen Spaß. Und: Am Ende des Tages nach Hause zu gehen, in dem Wissen ,etwas gemacht zu haben, ist ein super Gefühl.
#6 Kombiniere leicht und schwer – das bringt’s mehr
Ein bekanntes Phänomen: Jeder Studierende will am Anfang des Studiums die großen Brocken hinter sich bringen, um nur noch die super spannenden Vorlesungen besuchen zu müssen. Aus eigener Erfahrung kann ich nur davon abraten, zwei oder mehrere große Prüfungen unmittelbar hintereinander zu absolvieren. Bei einem Scheitern ist die Motivation für ein erneutes Lernen sehr gering. Sieh lieber zu, dass du eine leichte und eine schwere Prüfung miteinander kombinierst.
Extra Tipp: Plane dir möglichst früh im Semester/Studienjahr deine Prüfungen ein. Frage StudienkollegInnen, welche Prüfungen sie als schwer oder leicht empfunden haben. Dann bekommst du einen Überblick.
#7 Ausnahmezustand: Prüfungswoche
In deiner Wohnung wütet ein solches Chaos, dass du nur noch mit einem Bulldozer zu deinem Bett gelangst und die Nudeln mit Pesto kommen dir schon aus den Ohren, während deine Freunde dich fragen, ob du dein Studium abgebrochen und in Australien eine Tauchschule gegründet hast. Das kann nur eines bedeuten: Es ist Prüfungszeit. Da müssen wir alle mindestens zweimal im Jahr durch.
Gib Freunden und Familie vor der Prüfungszeit Bescheid, dass du erstmal nicht zu erreichen bist. So ist die Mama beruhigt und das Smartphone explodiert nicht mit WhatsApp-Nachrichten.
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#8 Work hard – Play hard
Wer viel lernt, muss auch mal abschalten. Wenn du jeden Tag auf der Bib verbringst (Chapeau an deine Disziplin!), dann plane für den Abend spaßige Aktivitäten ein. So kannst du dich während den Stunden des Lernens motivieren und hast etwas worauf du dich freuen kannst.
Dinner-Dates, After-Study-Cocktails, Yoga und Kinobesuche sind mir am liebsten.
#9 Ziele schützen vor Ziellosigkeit
Schreib dir deine Ziele für das Semester oder Studienjahr auf, drucke deinen Studienplan aus und hake die LVs ab, die du schon gemacht hast. Da siehst du schwarz auf weiß, wie sich der Weg zu deinem Abschluss verkürzt.
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Auch motivierend: Schau dir Serien oder Filme an, in denen die Charaktere deine Studienrichtung studieren oder in deinem Traumjob arbeiten. Für mich war das immer Gilmore Girls – Rory Gilmore als Chefredakteurin der YALE Daily News – stark!
#10 Enjoy!
Deine Studienzeit kommt nie wieder – ja, das klingt wie etwas, was deine Oma sagen würde, aber sie hat Recht. Es sind die Jahre, in denen du wenige Verpflichtungen und viel Freiheiten hast. Die Studienzeit ist, meiner Meinung nach, eine unbezahlbare Erfahrung im Leben eines jungen Menschen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir uns als Studierende in Österreich in einer sehr privilegierten Situation befinden.
Wenn du dich stresst oder vor einem, wie du glaubst, unüberwindbaren Problem stehst, dann frage dich: „Ist dieses Problem in einer Woche/einem Monat/ einem Jahr noch relevant?“ Das hilft dabei, die Relation zur Wirklichkeit zu erlangen, wenn in deinem Kopf ein stressbedingter Vulkanausbruch stattfindet.