VOLONTARIAT bewegt - Alltagserlebnisse in Ecuador
Ich wache auf, und sehe durch einen kleinen Spalt der Vorhänge, dass der Himmel ganz blau ist und die Sonne scheint - In letzter Zeit durfte ich das öfters erleben. Ich bin so froh über das derzeitig täglich schöne Wetter- da steig ich viel lieber aus dem Bett.
Während der Busfahrt in die Arbeit, schwirren mir oft sehr viele Gedanken durch den Kopf. Noch immer muss ich mich manchmal erinnern, dass ich wirklich in Ecuador bin und mein schon so lange geplantes Auslandsjahr mache. Auf der anderen Seite aber, gewöhne ich mich mehr und mehr an das Leben hier. Es fällt mir leichter die Menschen zu verstehen und auch selbst zu reden.
Manchmal erwische ich mich sogar beim Denken auf spanisch - das freut mich immer sehr. Auch die Stadt und die Wohnung, in der ich lebe, fühlen sich nichtmehr so fremd an. Mittlerweile kenne ich auch schon viele Namen der Kinder. Ich liebe es, wenn ich in der Früh in die Arbeit komme und sehe, wie sich die Kinder jeden Tag aufs Neue freuen, mich zu sehen. Kinder sind einfach so unglaublich lustig und bereiten mir immer gute Laune. -ok vielleicht nicht IMMER, sie können schon auch echt anstrengend sein, aber trotzdem verbringe ich unglaublich gerne Zeit mit ihnen. Sie brauchen sehr viel Liebe und kuscheln gerne. Dafür bin ich genau die richtige Person.
Über das Schulsystem und ihre Lehrer könnte ich mich aber nur aufregen, denn den Sinn ihrer Aufgaben würde ich gerne verstehen. Ich frage mich wirklich, was es zum Beispiel bringen soll, wenn ein ca. achtjähriges Kind 10 Wörter mit F (vor allem weil auf spanisch außer Namen so gut wie alles klein geschrieben wird) und f oder pa, pe, pi, po, pu aufschreiben muss. Oder die Zahlen von 1-100 in Doppelbuchstaben.
Vor allem, weil man diese Zeit viel sinnvoller nutzen könnte. Umso mehr erstaunt es mich, dass die meisten Kinder da mitmachen und sogar manchmal in der Spielpause ihre Hausübung erneut schreiben. Wenn wir in der Pause also nicht gerade mit einem Kind beschäftigt sind die Hausübung zu wiederholen, spielen wir Seilspringen. Das machen wir wirklich täglich. Die Zahlen von 1-100 kann ich auf spanisch mittlerweile perfekt, da wir immer mitzählen, wie oft die Kinder es schaffen, über das Seil zu springen. Damit auch die Kinder etwas dabei lernen, haben wir jetzt damit angefangen auf englisch zu zählen. Manchmal finde ich es langweilig, jeden Tag in der Pause das Seil für die Kinder zu schwingen. Auf der anderen Seite sehe ich aber, wieviel Spaß sie daran haben und sie sich auch immer mehr verbessern.
Wir fallen auf
Zum Glück halten die wunderschönen Frisuren der Kinder das ganze Herumspringen aus. Ihre Schuluniform schafft es nicht immer sauber zu bleiben, aber das kann man von einem Kind auch nicht anders erwarten. Was ein bisschen nervig ist, ist, dass hier immer noch Masken getragen werden. Es ist zwar keine Pflicht, aber da es so gut wie jeder macht, machen wir mit. Vor allem, weil wir sonst eh schon auffällig genug sind. Ich frage mich immer, wie den Menschen sofort auffällt, dass wir nicht von hier sind, denn meiner Meinung nach schauen wir gar nicht so anders aus. Wir fallen aber auf. Oft ist es ein „Hello“ beim vorbeigehen. Das nervt uns, da wir ja Spanisch sprechen können. Ich schätze die meisten Menschen freuen sich einfach, dieses eine Wort das sie auf Englisch sprechen können, auch einmal zu verwenden.
Eine andere Sache, an die ich mich echt noch gewöhnen muss ist, dass EcuadorianerInnen bei allem sehr langsam sind. Wenn man sich zum Beispiel verabredet, sollte man mindestens eine halbe Stunde später, als abgemacht kommen, um nicht ewig warten zu müssen. Das hat aber auch Vorteile, da es im Normalfall kein Problem ist, wenn wir zum Beispiel zu spät in die Arbeit kommen.
Der Verkehr ist ist etwas fragwürdig
Ein bisschen Sorgen mache ich mir über den Verkehr. Es gibt keine Gurte zum Anschnallen, und die Autos sind nicht gerade langsam unterwegs. Auch als Fußgängerin muss man sehr aufmerksam sein. Es gibt zwar Zebrastreifen, aber die sind nicht mehr als ein Muster auf dem Boden, denn sie werden von keinem beachtet.
Was ich sehr cool finde ist, dass es sehr viel günstiges und leckeres Streetfood gibt. Das ist eine gute Abwechslung zu dem eher einseitigen Essen in der Arbeit. Es gibt nämlich immer abwechselnd Gemüsesuppe oder Reis mit Ei. Wir, und eindeutig auch die Kinder, freuen uns immer, wenn Reistag ist. Denn die Suppe ist einfach keine wirkliche Stärkung und auch nicht besonders gut. Am Abend kochen wir uns dafür immer selber- zur Abwechslung gesunde Sachen.
Selbst zu kochen ist für mich auch etwas neues, aber ich merke, wie ich Tag für Tag dazulerne. Zum Glück haben meine MitvolontärInnen mehr Ahnung vom Kochen als ich. Manchmal fühle ich mich auch wie eine Putzfrau, denn die Wohnung putzt sich leider nicht von selbst und die Mama machts auch nicht.
Lustig ist vor allem unser Wischmop, der aus einem Besen und einem Fetzen mit Loch besteht. Das Wäschewaschen mit der Hand habe ich aufgegeben. Es kostet mir einfach zu viel Zeit und Aufwand. Glücklicherweise gibt es in der Nähe von uns eine „Lavandería“ (Wäscherei). Da ich eigentlich 24/7 beschäftigt bin, vergeht die Zeit sehr schnell. Oft vergeht sie mir etwas zu schnell. Ich kann garnicht glauben, dass ich schon über ein Monat hier bin. Schon langsam habe ich Angst, dass mir das Jahr zu kurz wird. Wobei ich mir darüber jetzt echt noch keine Gedanken machen sollte, denn ich stehe ja trotzdem noch am Anfang von meinem Volontariat.