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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Vernetzt und doch einsam: Strategien gegen Einsamkeit

Einsamkeit - ein Problem unserer Gesellschaft. Wie gehen wir damit um und wie können wir gegensteuern? Zofia auf der Suche nach Antworten.

Jetzt, wo die Tage kürzer sind, dunkler, grau, regnerisch, spiegelt sich für den einen oder anderen von uns diese düstere Stimmung auch in der Laune wider. Melancholie und Traurigkeit überkommt uns - der November-Blues. Begleitet werden diese vom Gefühl der Einsamkeit, welches in den dunklen Herbst- und Wintermonaten mehr und mehr Menschen leiden lässt. Trotzdem wird das Thema der Einsamkeit meiner Meinung nach viel zu sehr unter den Tisch gekehrt, was es zusätzlich verstärkt.

 

Einsamkeit vs. Allein-Sein

Über 7,6 Billiarden Menschen lebten zu Beginn des Jahres 2019 auf der Erde und die Zahl wächst in Sekundenschnelle. Gleichzeitig breitet sich das Phänomen der Einsamkeit fast wie eine unsichtbare Epidemie in unserer Gesellschaft aus.

Findet ihr es nicht auch paradox? Wie kommt es, dass wir so viele Menschen sind, und wir uns trotzdem immer einsamer fühlen, ja sogar ernsthaft krank werden durch dieses Gefühl der Einsamkeit?

Oftmals setzen wir das Allein-Sein mit der Einsamkeit gleich, doch eigentlich bedeutet allein zu sein nicht zwingend, dass man sich einsam fühlt. Ich zum Beispiel gehöre zu den Menschen, die es genießen, von Zeit zu Zeit mal einige Stunden oder Tage allein zu verbringen. Doch umgekehrt kann auch jemand, der von Menschen umzingelt ist und den ganzen Tag nur von einer oberflächlichen Konversation zur nächsten springt, einsam sein.

 

Denn Einsamkeit ist ein Gefühl, das von innen kommt. Meiner Meinung nach bedeutet einsam zu sein viel eher, sich nicht verstanden, geliebt, wertgeschätzt zu fühlen.

 

Anstatt über das Wetter oder das Wohlbefinden unserer Haustiere zu reden, nur um den Punkt „Small-Talk“ auf unserer geistigen Höflichkeits-Liste abzuhaken, sollten wir uns bemühen, persönliche, bedeutungsvolle Konversationen zu führen. Wir sollten anderen die Chance geben, sich uns anzuvertrauen und uns selbst auch mehr öffnen, um ein gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Denn damit helfen wir nicht nur anderen, sondern auch uns selbst.

 

Einsamkeit als TabuThema

„Ich fühle mich einsam“, ist ein Satz, den man selten zu hören bekommt. Irgendwie scheint Einsamkeit ein Tabuthema zu sein. Keiner möchte gerne zugeben, sich einsam zu fühlen. Fast, als ob dies eine Schwäche, ein Fehler wäre. Aber wieso eigentlich? Wäre es nicht viel leichter, das Problem zu bewältigen, wenn wir einfach darüber reden würden?

Vielleicht liegt das daran, dass wir alle in einem gewissen Grad Angst vor dieser Einsamkeit haben. Wir wollen nicht mit etwas konfrontiert werden, das uns selbst betrifft oder in Zukunft betreffen könnte, deswegen schweigen wir lieber. Anstatt nach Lösungswegen zu suchen, uns gegenseitig zu helfen, hängen wir an der Hoffnung, vielleicht doch verschont zu werden. Die Augen zu schließen ist ja immer leichter. Doch genau darin liegt das Problem, denn wie Rupi Kaur schreibt: „The irony of loneliness is we all feel it at the same time.“

 

 

"The irony of loneliness is we all feel it at the same time. Together."

- Rupi Kaur -

 
 

Da geteiltes Leiden halbes Leiden ist, ist es wichtig, dass wir das Thema der Einsamkeit ansprechen. Zugegeben, die Frage „Bist du einsam?“ würde uns vielleicht verwunderte Blicke einbringen, aber ein ehrlich gemeintes, interessiertes „Wie geht es dir?“, das nicht nur so dahingeworfen wird, reicht komplett aus. Ehrliches Interesse zu zeigen, kann Menschen das Gefühl der Wertschätzung geben und Wunder bewirken.


Vernetzte Welt - Einsame Welt? 

Alterseinsamkeit ist wahrscheinlich die am häufigsten angesprochene Art der Einsamkeit, doch nicht nur die Über-60-Jährigen sind Opfer der Einsamkeit. Auch immer mehr Jugendliche und Erwachsene fühlen sich in unserer modernen Welt, die so verbunden und vernetzt scheint, immer öfter allein und unverstanden.

 

Woran liegt das? Meiner Meinung nach spielen hierbei die sozialen Medien eine immense Rolle. Täglich scrollen wir durch Instagram und Facebook, schauen uns Snapchat-Stories an, sowohl von unseren Freunden als auch von Fremden. Dadurch bekommen wir das Gefühl, diese Personen zu kennen, wir wissen (oder glauben es zumindest) über jeden Schritt unserer Bekannten Bescheid, ohne wirklich danach gefragt zu haben.

 

Doch dann bleibt auch das Bedürfnis nach einer Konversation aus. Denn worüber soll ich mit jemandem reden, über den ich ja sowieso alles zu wissen scheine, wo er doch sein ganzes Leben auf Instagram teilt.

 

Und schwups – werden die sozialen Medien zu asozialen Medien, denn wo bleibt hier noch der soziale Aspekt? Die Illusion der Nähe, die uns Social Media gibt und welche auf den ersten Blick so wunderbar scheint, hat genau diese immense Schattenseite: Langsam aber sicher macht sie aus uns Menschen, die wir von Natur aus soziale Wesen sind, asoziale Kreaturen. Hand in Hand damit kommt die Einsamkeit, welche sowohl Junge als auch Ältere überfällt.

 

Um nicht der Illusion der Nähe zu verfallen, ist es wichtig, richtige Nähe zu schaffen, indem wir auf persönliche Kontakte Wert legen. Ob wir unsere Großeltern besuchen oder uns mit dieser alten Schulfreundin, die wir schon ewig nicht mehr gesehen haben, verabreden, anstatt nur ihren Insta-Feed zu durchforsten, solche einfachen Gesten reichen aus. Denn auch wenn sie uns klein erscheinen mögen, können sie für andere, welche mit dem Gefühl der Einsamkeit zu kämpfen haben, die Welt bedeuten.

 

 

„Die schlimmste Armut ist Einsamkeit und das Gefühl, unbeachtet und unerwünscht zu sein.“

- Mutter Teresa -

 
 

Die Einsamkeit ist offensichtlich ein wahres Problem unserer Gesellschaft. Anstatt aber die Augen zu schließen und uns von dieser Einsamkeit überrollen zu lassen, ist es doch viel besser, sie zu konfrontieren und dagegen anzukämpfen. Durch kleine Gesten haben wir alle die Möglichkeit, Großes zu bewirken und unsere Welt wieder etwas sozialer zu machen.

Zofia Wegrzecka

Eine Weltbürgerin auf permanenter Suche nach den schönsten Dingen dieser Welt, aktuell das Auf und Ab ihrer 20er genießend- die Poetin in mir würde sich wohl so beschreiben. Weil ich in Polen geboren, in Deutschland und Österreich aufgewachsen, nirgendwo so richtig aber irgendwie doch überall ein bisschen daheim bin. Erklärt vielleicht auch, wieso das Reisen zu meinen Leidenschaften zählt. Gleich danach kommen das Nachsinnen und Philosophieren über Gott und die Welt. Weil ich meine Freunde aber auch nicht ewig vollquatschen kann und mein Kopf manchmal schon zu überquellen droht, habe ich einfach ab und zu den Drang, das Ventil aufzudrehen und meine Gedanken rauszulassen. Auf Papier (oder eher auf Word). Warum ich für MEINPLAN schreibe? Zugegeben, vielleicht spricht da eine kleine Narzissistin aus mir heraus, aber ich glaube, dass mein Gedanken-Wirrwarr vielleicht doch für andere ganz hilfreich und wenn nicht das, dann zumindest interessant sein könnten.

 

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