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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Mein Freiwilligeneinsatz – Thailand aus anderer Perspektive

Vera arbeitet für 9 Monate als Freiwillige im Mercy Centre in Bangkok. Ein große Veranstaltung war das Family Camp für Familien mit HIV/AIDS-Betroffenen.

Samstag, 6 Uhr, Khlong Thoey, Bangkok. Die ersten der gut 60 TeilnehmerInnen versammeln sich vor dem Hauptgebäude des Mercy Centre, einer gemeinnützigen Organisation im Stadtteil Khlong Thoey. Kisten werden aus dem Büro geräumt, die letzten Dinge eingepackt und zu den beiden Bussen gebracht, die an der Hauptstraße geparkt sind, weil die Gassen für sie zu eng sind. Kurz vor 7 sitzen alle top motiviert in den Bussen und es geht los.

 

In der Kaffeepause setzt sich einer der Teilnehmer zu einer Kollegin und mir an den Tisch. Sie unterhalten sich auf Thai. Meine Kollegin erzählt mir nach dem Ende des sehr locker wirkenden Gesprächs, dass er vor ca. zehn Jahren schwer krank im Hospiz des Mercy Centre aufgenommen war. Jetzt ginge es ihm besser. So wirkte er auch.

  

Am nächsten Vormittag gibt es vier verschiedene "Gruppenspiele". Die sind nicht nur echt "sanuk" (=spaßig auf Thai), sondern jedes davon hat auch eine symbolische Aussage z.B. über den Zusammenhalt in einer Familie und die Sorge für jedes einzelne Familienmitglied, über das Zusammenwirken verschiedener Medikamente, etc.



Happy Family Camp in Thailand © Vera Hofbauer/MEINPLAN.at
 

Happy Family Camp in Thailand © Vera Hofbauer/MEINPLAN.at

 

 

Die Betroffenen nicht beschuldigen

Dieses "Happy Family Camp" ist für von HIV/AIDS betroffene Menschen mit ihren Familien. "No stigmatization" ist eines der Ziele des HIV/AIDS-Programms des Mercy Centres. Kein "Du bist selber schuld" oder "Da steck ich mich ja an, wenn ich in deiner Nachbarschaft wohne." So eine Sichtweise schmerzt nicht nur, sondern wird auch ziemlich schnell von den Betroffenen selbst übernommen: "Es gibt sowieso keine Hoffnung für mich. Da brauch ich ja gar keine Medikamente mehr zu nehmen." Ein Leben mit HIV ist unter gewissen Voraussetzungen aber mittlerweile jahrzehntelang in gutem Gesundheitszustand möglich.

 

Armut entsteht immer wieder

Was hat das nun mit den Familien zu tun? In Thailand ist die soziale Absicherung ganz anders als bei uns, was für mich wahnsinnig schwer vorstellbar ist. Wenn du z.B. aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten kannst, verdienst du kein Geld und stürzt damit in den meisten Fällen deine gesamte Familie in Armut. Armut ist keine Sache von früher und wird nicht weniger, wie es oft den Anschein erweckt, sondern sie entsteht immer wieder aufs Neue. Und auch diese "Nebenerscheinung" ist in vielen Fällen vermeidbar, wenn die Betroffenen durch die regelmäßige Einnahme der erforderlichen Medikamente und Achtnahme auf sich selbst gesund genug sind, um arbeiten und zum Familieneinkommen beitragen zu können.

 

Dennoch fehlt das Geld, um aus dem – trotz allen medizinischen Errungenschaften – schweren Alltag für ein paar Tage zu entkommen, und die Gelegenheit, sich mit anderen Familien in ähnlichen Situationen zur gegenseitigen Bestärkung auszutauschen. Aus diesem Grund gibt es das "Happy Family Camp" - im Jahr 2018 unter anderen finanziert von der Caritas Österreich.

 

 
Freiwilligeneinsatz in Thailand © Vera Hofbauer/MEINPLAN.at
 

Freiwilligeneinsatz beim Happy Family Camp in Thailand © Vera Hofbauer/MEINPLAN.at

 
 

 

Meine Berührungsängste abbauen

Mir hat das Family Camp geholfen, meine Berührungsängste abzubauen, die (leider!) irgendwie ganz automatisch vorhanden sind, wenn man noch nie mit Betroffenen zu tun gehabt hat. Deshalb schreibe ich auch darüber, damit du diese Erfahrung von zu Hause aus ein bisschen mitvollziehen und Betroffenen vielleicht vorurteilsfreier begegnen kannst. Es ist wirklich schön, für insgesamt neun Monate Teil dieses Teams sein zu dürfen. Denn die MitarbeiterInnen des Mercy Centre legen sich ordentlich ins Zeug, um diesen Familien eine "rosigere" Abwechslung zu ihrem Alltag und die Erfahrung zu ermöglichen, dass sie mit ihrer Situation nicht alleine sind - und vor allem eines: zu spüren, dass sie leben - und das in vollen Zügen!

 

Internationaler Freiwilligeneinsatz

39 Einsatzstellen in 24 Ländern

Z.B. "Freiwilligendienst als Ersatz für Zivildienst“ , das Programm "Young" für 18- bis 24-Jährige oder das Programm "Professional" für über 24-Jährige.

  • Die Internationale Freiwilligeneinsätze CÖ gGmbH ist der Rechtsträger, über den du das Vorbereitungs- und Nachbereitungsseminar besuchen und auch eine staatliche Förderung bekommen kannst.
  • Die Caritas Österreich ist eine von mehreren Entsendeorganisationen, die die Freiwilligen an die Projekte vor Ort vermittelt.

Mehr Infos über den internationalen Freiwilligeneinsatz

Vera Hofbauer

Musik und die Welt erkunden sind die unschlagbaren Favoriten neben meinen Interessen, die ich studiert und zum Beruf gemacht habe: Als Theologin arbeite ich als Pastoralassistentin und Religionslehrerin, mein Zweitstudium Internationale Entwicklung begleitet mich auf Schritt und Tritt im Nachdenken über und Bemühen um einen nachhaltigen Lebensstil.

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