Ich bin offline: Zeit, mir selbst zu helfen
Dank dem Smartphone sind wir ständig erreichbar und bereit, anderen besonders schnell zu helfen – ist das auch gut so?
Ich selbst bin ein sehr hilfsbereiter Mensch und biete immer wieder dediziert Hilfe an. Dennoch kam ich zu dem Schluss, dass es irgendwann reicht: Wenn das Handy zehn Mal in der Stunde klingelt, sich fünf Chatfenster öffnen und zeitgleich zehn Mal mein Name in Facebookgruppen verlinkt wird – dann ist es genug.
Sich selbst helfen
Wenn Szenarien wie diese eintreten, stelle ich mein Handy gerne mal auf ,,Flugmodus“ – und helfe mir dadurch selbst. Auch ertappe ich mich immer wieder dabei, einfach mal einige Tage nicht zu antworten – und zwar immer dann, wenn ich das Gefühl habe, meine Hilfsbereitschaft würde ausgenutzt werden.
Kennst du das auch, wenn dich das Gefühl beschleicht, Menschen wären nur zu faul, um Dinge selbst zu lösen und könnten sich in Wahrheit selber helfen? Ja? Dann ist es Zeit für Abgrenzung – und das ohne schlechtem Gewissen.
Als SozialarbeiterIn kenne ich es nur zu gut, wenn ich mich schuldig fühle, nicht sofort geantwortet zu haben – doch je öfter man nicht auf Knopfdruck funktioniert, desto leichter wird es!
Auf mich selbst schauen
Oft erlebe ich zu viel Hilfe in zu kurzer Zeit als aussaugend. Sich selbst dazu zu zwingen, nicht zu helfen, ist meist die einzige Lösung. Du musst auch auf dich selber achten – denn was nützt du als hilfsbereite Person, wenn du selbst ein Burnout erleidest und nur mehr mit Ach und Krach zurechtkommst? Das gilt sowohl für Schule, Studium, Job und den privaten Kreis.
Rechtfertigungen
Sicherlich hast du es auch schon einmal erlebt, dass einige Menschen um dich herum Rechtfertigungen hören wollen, warum du dich nicht sofort bei ihnen gemeldet hast. Vergiss es! Wenn du Zeit für dich selbst brauchst, ist es richtig, sich diese zu nehmen – dazu musst du niemandem gegenüber Rechtfertigungen abliefern. Auch weißt nur du selbst, ab wann es dir zu viel wird und wann es gerade gut für dich passt.
Du bist genauso wichtig wie die anderen – darum vergiss bei deiner Liebe zu helfen nicht die Person, mit der du 24 Stunden 365 Tage im Jahr verbringst: dich selbst! Grenzziehung ist sowohl im helfenden Beruf als auch im Privatleben von enormer Wichtigkeit.
Wem möchtest du heute helfen? Anderen oder zur Abwechslung mal dir selbst?
Bis zum nächsten Mal,
eure Nathalie