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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Heute schon verurteilt?

Wie oft stecken wir andere Menschen in Schubladen? Urteilen über sie und ihre Handlungen? Warum das mehr über uns aussagt als über andere und was wir aus der Bibel darüber lernen können.

Bevor ihr den anschließenden Text lesen werdet, stellt euch mal selbst die Frage: Was macht das Wort verurteilen / beurteilen mit mir? Welche Gefühle oder Bilder kommen vor mein geistiges Auge?


Bei mir selbst tritt Folgendes hervor: bewerten, richten, begutachten, einschätzen, messen. Schule, Mobbing, Flüchtlinge, negativ, Angst, anders, unfair, keine Wertschätzung, ….

 

 

„An sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu.“
(William Shakespeare)

 
 

„Das ist schlecht!“, „Du musst das so machen, das ist für dich das Richtige!“

„Koste mal, so ein geschmackloses Essen, der/die kann nicht kochen.“

 

Mögliche Aussagen, die Menschen festlegen, die sie treffen und die dadurch andere tief treffen. Der lateinische Begriff „Causa finita“ drückt dies ganz kräftig aus: Da gibt es nichts mehr dazu zu sagen, denn das ist fixiert.

 

Darf ein Mensch urteilen?

Da steht eine zentrale Frage im Raum:

  • Wem steht es zu, das zu fixieren und bestimmt zu sagen? Darf ein Mensch urteilen? Wenn ja, über wen oder was und vor allem weshalb?

Natürlich kommt es immer auf Lebensbereiche und wichtige Grundregelungen im Alltag an, die Menschen brauchen, die uns meist schützen, um gut leben zu können. Dabei denke ich an Verkehrsregeln, Familienregeln, Vereinbarungen am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft - und auch an die 10 Gebote. Sie sind für Christen Grundsätze, die allen nur zum Guten dienen möchten. Die Bibel schenkt viele Beispiele:

 

„Du bist nicht der Herr deines Nächsten. Mit welchem Recht willst du ihn also verurteilen?“ (Röm 14,4)

 

„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.“ (Mt 7,1)

 

Jesus schenkt eine klare Haltung und Einstellung gegenüber anderen Menschen: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ (Joh 8,1)

 

Jeder urteilt unbewusst

Vorurteile? Ich sicher nicht, denken wir. Doch jeder urteilt öfter als gedacht, ohne einen genaueren Stand der Dinge tiefer zu kennen.

Über eine Person zu urteilen, sie/ihn verurteilen, wegen Aussehen, Religion, Herkunft, ob als Flüchtling auf der griechischen Insel Lesbos oder als derzeit heimatlose Familie in Kroatien, wegen Beruf oder Intelligenz, die mit Schulnoten wenig zu tun hat - ist niemandem zugesprochen.

 

Eine wahre Botschaft beinhaltet der Spruch: „Es liegt immer im Auge des Betrachters.“ Wer sagt denn, dass ein Bild schön oder nicht schön ist? Für den Künstler ist es schön, für den Betrachter vielleicht nicht. Das heißt nicht, dass das Bild ein negativ behaftetes Urteil tragen muss und somit nicht schön ist.


Menschen kategorisieren eine gewisse Sache und auch bei anderen Menschen gehen wir ähnlich vor.

 

Wir stecken schnell alles in Schubladen und legen ein bestimmtes „Urteil“ fest. Das Kategorisieren verleitet dazu, dass die eigene Gruppe/Sichtweise bevorzugt wird und wir uns von den anderen abgrenzen, weil sie anders sind.

 
 

Mein Urteil sagt viel über mich aus

Psychologisch betrachtet beinhaltet dieses Thema einen interessanten Kern. Denn wer andere Menschen beurteilt, offenbart sich. Was Max über Paul sagt, sagt mehr über Max als über Paul. Ein verwandte Lebensweisheit lautet: „Wenn du mit einem Finger auf einen anderen Menschen zeigst, zeigen vier Finger auf dich zurück.“ 

 

That´s true: Jede Aussage, die wir über andere treffen, sagt (indirekt) auch einiges über uns aus. Wie wir andere begutachten, verrät, wie wir (über andere) denken – in welchen Mustern und Vorurteilen wir verstrickt sind.

 

Gerade eine nicht reflektierte Persönlichkeit lässt sich gut daran erkennen, dass sie sich überwiegend über Abgrenzung definiert: „Das ist uncool.“, „Die geht nicht mit der Mode!“ Sie braucht die Abwertung anderer, um sich ihrer selbst sicherer zu sein, um sich selbst zu erkennen. Oder um sich besser zu fühlen.

 

Kennst du ähnliche Situationen aus deinem Leben?

 

Mit den eigenen Schubladen auseinandersetzen

Vorurteile abzubauen verlangt eine intensive und sich selbst bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Schubladen und Vorureilen. Kritisch hinterfragen, Gesagtes nicht einfach hinnehmen, sondern mutig zu sagen: Ich sehe das anders und widerspreche. Zu wissen: mir muss mein Gegenüber ja nicht sympathisch sein. Aber: Ich gebe dieser Sache und diesen Menschen eine Chance, würdig behandelt und gesehen zu werden. Ich möchte mich engagieren.


Zusammengefasst, ganz einfach: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen ebenso. “ (Mt 7,12)

 

Andrea Mühlberghuber

Wohne in Niederösterreich, ausgebildete Kindergarten- und Religionspädagogin und 25 Jahre jung. Musik, lecker Essen, mein Glaube an Jesus, die frische Luft bei einem Spaziergang und philosophische Gespräche mit wichtigen Menschen bereichern mein Leben.

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