Warum Reisen bildet und hilft, Vorurteile abzubauen
Die Welt entdecken, neue Dinge ausprobieren und über sich hinaus wachsen. Diese drei Dinge verbindet man unmittelbar mit dem Thema Reisen. Gerade in Zeiten von Reiseverboten und gestrichenen Flügen denken viele umso mehr darüber nach.
Auch ich habe ich mich schon einmal zu oft dabei erwischt, wie ich über den Laptoprand hinaus aus dem Fenster schaue und mir wünsche, weiße Puffwolken vorbeiziehen zu sehen, während ich auf dem Weg ins nächste Urlaubsland bin. Doch gleichzeitig ist dies eine Zeit der Selbstreflexion für mich, denn gerade jetzt blicke ich oft auf mein vergangenes Studiensemester zurück, das ich in Finnland verbringen durfte und mir wird klar, was ich eigentlich alles davon mitnehmen konnte. Hier sind vier Dinge, die mir das Reisen beigebracht hat.
#1 Über den Tellerrand hinausschauen
Ein treibender Faktor, der mich dafür motiviert hat, einen Auslandsaufenthalt anzutreten war der Gedanke, dass ich eigentlich so wenig darüber weiß, was außerhalb meiner österreichischen Filterblase vor sich geht. Zwar kann ich mich umfangreich über Länder und Kulturen von zuhause aus informieren, aber bevor ich diese tatsächlich selbst erlebt habe, weiß ich eigentlich sehr wenig davon.
Zum Beispiel hätte ich nie wissen können, was es bedeutet, dem Weihnachtsmann von Angesicht zu Angesicht zu begegnen (in Rovaniemi) oder im Ort mit der saubersten Luft in ganz Europa zu stehen (Kilpisjärvi). Und obwohl ich mir im Vorhinein der Tatsache bewusst war, dass Finnland als eines der sichersten Länder der Welt gilt, kannte ich die Bedeutung dessen erst, als ich auf einem Wandertrip meine Geldbörse vergessen hatte. Diese wurde mir daraufhin, inklusive Inhalt, vom Vermieter des Appartments unter Inkaufnahme einer vierstündigen Autofahrt retourniert.
#2: Vorurteile ablegen
Dass Reisen Vorurteile reduzieren kann, wurde bereits wissenschaftlich belegt. In einer Studie der Reisesuchmaschine Momondo aus 2016 gaben 65% von über befragten 7.000 Menschen an, dass das Reisen helfe, Vorurteile gegenüber anderen Ländern zu reduzieren. Auch ich habe das bemerkt. Gerade wenn man sich für längere Zeit in einem anderen Land aufhält, wird einem früher oder später klar, dass viele Vorurteile gegenüber anderen Ländern einfach nur eines sind: Vorurteile. Keine Tatsachen.
Die Grenzen zwischen Nationalitäten verschwimmen immer mehr, weil man ja, wenn auch nur für eine kurze Zeit, plötzlich ein Teil eines anderen Landes ist. Irgendwann stellt man fest, dass die Eigenschaften eines Menschen eigentlich relativ wenig mit seiner Herkunft zu tun hat und viel mit seiner individuellen Persönlichkeit.
Ich persönlich hatte vor meinem Auslandssemester auch Vorurteile. Meine Vorstellung von Finnen war davon geprägt, dass sie schüchtern sind und nicht gerne Freundschaften schließen. Was ich herausgefunden habe ist, dass es zwar zu Beginn schwierig ist aufgrund ihrer Zurückhaltung Freundschaften zu schließen, doch nachdem das Eis gebrochen war, konnte ich von Schüchternheit mir gegenüber nichts mehr bemerken.
#3: Sein Heimatland schätzen lernen
Packt einen mal so richtig das Fernweh, fällt es leicht, unzählige Dinge zu finden, die einem an seinem Heimatland stören. Schweift man sich dann erst mal in die Ferne und findet jemanden, der aus dem gleichen Heimatland ist wie man selbst, freut man sich aber umso mehr.
Ich persönlich finde es auch immer echt spannend zu hören, wie Menschen aus anderen Ländern Urlaub in Österreich machen und welche Orte sie besuchen. Darüber hinaus ist es interessant, gewisse Aspekte zu vergleichen, beispielsweise das Gesundheitssystem oder die politische Situation.
Gerade das erfüllt mich dann jedes Mal aufs Neue mit Stolz für meine Heimat, die mir ideale und sichere Lebensbedingungen ermöglicht und ich empfinde stets neue Wertschätzung für das Land, von dem ich zeitweise unbedingt weg möchte. Dem sollte man sich, wie ich finde, insbesondere in Ausnahmesituationen wie dieser vor Augen halten.
#4 Lernen und wachsen – in vielerlei Hinsicht
Bildung geht weit über Schule und Bücher hinaus. Das merkt man bereits im jungen Alter im täglichen Leben. Auf Reisen wird dieser Effekt multipliziert. Vor allem wenn man auf eigene Faust in fremden Ländern unterwegs ist, stößt man früher oder später auf neue Herausforderungen. Sei es die Kommunikation in einer fremden Sprache, das Schließen von neuen Freundschaften oder ganz einfach die Orientierung in einer unbekannten Stadt. Man lernt, seine Stärken einzusetzen und zugleich auch seine Schwächen zu kompensieren.
Überdies hinaus lernt man aber auch auf andere Arten. Man lernt neue Menschen, Kulturen und Bräuche kennen und man nimmt von jeder Begegnung zumindest etwas mit. Man kann sich auch neues Wissen aneignen und neue Fähigkeiten, die weit über das Lernen der Sprache hinaus gehen. Zum Beispiel konnte ich in Finnland ein Schneemobil ausprobieren oder die beste Technik erlernen, wie man Polarlichter fotografiert.
Durch mein Studium vor Ort konnte ich zudem auch in meinem Interessensgebiet etwas dazulernen und auch neue Zugänge zu Themen erfahren, die ich von Zuhause nicht kannte.