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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at
03.04.2020 | Antonia Augendopler

Freiwilliges Soziales Jahr - Einblicke und Erfahrungen

Mario hat sich nach der Matura zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr entschieden. Antonia hat in dazu interviewt und wollte wissen, was er dort erlebt hat, wie es sich vom Zivildienst unterscheidet und was er in dieser Zeit fürs Leben gelernt hat.

FSJ statt Zivildienst

Freiwilliges Soziales Jahr in der Lehrlingsausbildung © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
 

Freiwilliges Soziales Jahr in der Lehrlingsausbildung © iStockphoto.com / MEINPLAN.at.

 

Mario ist ein vielseitiger Mensch! Er studiert im fünften Semester „Medientechnik“ auf der FH in St. Pölten, hat eine große Leidenschaft für Eisenbahnen und erzählt gerne den Fun Fact, dass seine Brille nun ein Fisch trägt, weil diese ihm im seichten Wasser heruntergefallen ist und sofort verschwand. Etwas anderes, was Mario aber unglaublich gerne über sich erzählt, ist dass er ein FSJ, ein freiwilliges soziales Jahr, nach der Matura gemacht hat. Durch Zufall ist zur zu diesem Abenteuer gekommen und hat ein Jahr lang mit Jugendlichen gearbeitet. Ich habe Mario getroffen und mir von seinen Erfahrungen erzählen lassen!

 

Nach der Matura war Marios Plan eigentlich bei der Lehrlingsstiftung Eggenburg als Zivildiener zu arbeiten und dort seinen Zivildienst zu absolvieren. Unglücklicherweise wäre dort viel später eine Stelle frei geworden und Mario hätte im Oktober nicht mit dem Studium anfangen können. Schließlich wurde ihm empfohlen ein FSJ beim Verein „Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste“ zu bewerben und anschließend ein Freiwilliges Jahr statt des Zivildiensts dort zu machen.   

 

Soziale Betreuung von Lehrlingen

Auch als Koch im Einsatz (Symbolfoto) © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
 

Mario war auch als Koch im Einsatz (Symbolfoto) © iStockphoto.com / MEINPLAN.at.

 

Die Lehrlingsstiftung bietet eine fundierte Betreuung für Jugendliche von 14 bis 20 Jahre, die eine Lehre abgebrochen haben oder trotz vieler verschickter Bewerbungsunterlagen keine Lehrstelle finden können. Jugendliche haben dort die Möglichkeit die Produktionsschule besuchen, wo sie sich in verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Reinigungstechnik, Küche Gärtnerei, Büro, IT, Malerei und Tischlerei sich austoben können. Außerdem gibt es das Angebot eine überbetriebliche Lehre zu machen und sich für einen zukünftigen Lehrberuf und für die Berufswelt fit zu machen. Dabei werden die Teenager sozialpädagogisch von einem Team betreut, dass ihnen bei der Vorbereitung für die Berufsschule hilft und in vielen anderen Bereichen unterstützt.

 

Marios Tagesablauf

Um 7:45 fing der Tag in der Einrichtung an. Mario betreute die Jugendlichen bei ihrer Arbeit, bereitete Aufgaben vor, betreute die Teenager beim Lernen, kochte und sprang dort ein, wo Not am Mann war. Trotz seiner zahlreichen Aufgaben jeden Tag während seines FS-Jahres, gab es eine Tätigkeit, die Mario am meisten Freude bereitete:
 

 

„Am meisten Spaß hat mir eigentlich das Lernen mit den Lehrlingen Spaß gemacht, weil ich da mit Themen zu tun haben durfte, die mich selbst auch beschäftigt haben und man sofort gespürt hat, dass es die Jugendlichen schätzen, dass man da ist. Dort herrschte immer eine angenehme Stimmung.“ 

 

 

Um 11:45 gab es eine große Mittagspause und um 16:15 war auch schon der Arbeitstag zu Ende. An Montagen oder Freitagen konnte es vorkommen, dass es noch eine zusätzliche Besprechung gab. Insgesamt war sein Tag sehr abwechselnd gestaltet und kein Tag war so wie ein anderer. „Innerhalb dieser habe ich von Tag zu Tag, manchmal sogar während eines Tages gewechselt.“  Auch Marios „Cooking-skills“ wurden in der Trainingswerkstatt Küche mit den Produktionsschülern, die in den Beruf eines Koches hineinschnuppern wollten, immer wieder herausgefordert. „Das hat zu lustigen und peinlichen Momenten geführt. Dadurch hatten wir es aber alle gemeinsam immer sehr lustig.“

 

Wachsen an den Aufgaben

Wachsen und reifen an den Aufgaben © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
 

Wachsen und reifen an den Aufgaben © iStockphoto.com / MEINPLAN.at.

 

Doch nicht nur die schönen, sondern auch die harten Momente ließen Mario innerlich reifen. Manchmal fühlte sich Mario in seinen Aufgaben mit den Jugendlichen überfordert. Ihm haben die regelmäßigen Treffen namens „Reflexions-und Ausbildungswochen“ gemeinsam mit anderen FSJ-lern sehr geholfen, welche viermal im Jahr vom Verein „Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste“ organisiert wurden.

 

Bei diesen Workshops werden verschiedene Konfliktlösungstartegien besprochen, Inhalte zu den Themen Erste Hilfe, Bewerbungstraining und Psychohygenie vermittelt. Hier hätte Mario auch einen besonderen Tipp: „schlaft bei den Fortbildungswochen im Quartier und fahrt abends nicht nach Hause, ihr werdet viel Spaß mit euren Kollegen haben.“

 

 

Persönliche Benefits im FSJ

Symbolfoto © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
 

Freiwilliges Soziales Jahr in der Lehrlingsausbildung (Symbolfoto) © iStockphoto.com / MEINPLAN.at.

 

Persönliche Erfahrungen im Umgang mit Jugendlichen, das Lernen von neuen Skills und die Umgebung von tollen Leuten, hatte für Mario noch einen weiteren besonderen Benefit: Obwohl freiwillige Helferleins nur 245 Euro pro Monat bekommen (Vergleich: Zivildiener bekommen mindestens 339 Euro pro Monat), hatte Mario bei der Lehrlingsstiftung Eggenburg insgesamt mehr Vorteile im Rahmen des FSJ, als ein „normaler“ Zivildiener. Immerhin hatte er Anspruch auf die Kinderbeihilfe und konnte das Top-Jugendticket beantragen. Zusätzlich wurden ihm mehr Aufgaben zugeteilt und er durfte mit den Jugendlichen intensiver arbeiten. „Zivildiener dürfen in den meisten Einrichtungen ja per Gesetz nur Hilfstätigkeiten verrichten, da hätte ich viel weniger spannende Aufgaben gehabt.“

 

Außerdem war gerade dieses Jahr für Mario eine große Entscheidungshilfe bei seiner Studienwahl „Zwar nicht insofern, dass ich erfahren habe, dass ein sozialer Beruf etwas für mich ist oder nicht – in dem Fall schwanke ich noch immer – aber insofern, dass ich Zeit hatte, eine Entscheidung zu fassen und die Entscheidung macht mich heute noch glücklich.“

 

 

Zu guter Letzt noch ein Tipp von Mario

Macht es! Die Erfahrungen sind sehr hilfreich für das weitere Leben! Und wenn ihr Angst davor habt, in der Einsatzstelle allein gelassen zu werden: Ich kann euch versichern, das Team vom FSJ-Verein steht hinter euch und versucht euch, bei allem zu unterstützen.

 
 

 

Antonia Augendopler

Ich bin 19 Jahre alt, besuche die Schule und lebe im schönen Wien, wo ich stimmungsvolle Konditoreien und wundervolle Bälle am liebsten genieße.

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