Wie Träume wirklich werden können - ein Lebensweg
Manchmal nimmt das Leben Kurven, um am Ende gerade Strecken fahren zu können. Das Leben und Wirken von Dieter Grohmann ist so ein Beispiel. Er musste erst Jus studieren, um ein prämierter Filmemacher werden zu können.
Fasziniert vom Erzählen
Aber ganz von vorn: Am Anfang stand die Sehnsucht. Schon als Kind war Dieter immer besonders an den Geschichten interessiert, die Gäste der Eltern zu erzählen wussten. Sobald er lesen konnte, wurde Literatur und die darin dargestellten Emotionen das, was ihn packte.
Ein erster Höhepunkt war ein Schulaufsatz zum Thema Herbststimmung in der Stadt. Dieter schrieb:
„Schwülstig, ok, aber ich war 15 Jahre alt“, lacht Dieter heute darüber. Ergebnis: Nichtgenügend, weil Themenverfehlung. Gefragt waren rot-braune Blätter, Vögelchen und schlaue Füchslein. Gefragt waren Allgemeinplätze, Angepasstes. Nichts von wegen vordergründiger Stimmung in der Stadt und doch subtile Medien- bzw. Kapitalismuskritik.
Schauspiel oder doch Jus?
Die Liebe zur darstellenden Kunst blieb aber. Ein brotloses Genre, befand das Umfeld. Dieter Grohmann, der nach der Matura am liebsten das Reinhardt Seminar besucht hätte, war, wie er heute sagt, damals als Persönlichkeit noch nicht stark genug, es trotz der Kritik zu tun. „Also habe ich mich für das Jusstudium entschieden“, erzählt er.
„Ein paar Jahre später wurde mir in der Elisabethbühne Salzburg erklärt, dass ich das Vorsprechen zwar grundsätzlich gewonnen hätte, nun aber zu alt bin um einzusteigen.
Kunst verdient kein Brot, mein gerade abgeschlossenes Jus-Studium tue dies.“ - Dieter Grohmann
Dieter Grohmann zieht die Konsequenzen – und beginnt, im Stadtmarketing der Wirtschaftskammer Salzburg zu arbeiten. Von dort kommt er in die Politikberatung und schließlich nach Wien, wieder in die Wirtschaftskammer in eine leitende Position.
Faszination für das bewegte Bild
In dieser Zeit beginnt auch das Interesse für Film wiederzukehren. Dieter Grohmann absolviert privat Film- und Regieausbildungen in den Bereichen Spiel- und Dokumentarfilm und belegt Fortbildungen an der New York Film Academy.
Mit der Entsendung in den Europäischen Verband für Handwerks-, Klein- und Mittelbetriebe nach Brüssel beginnt er einen weiterer Lebensabschnitt mit großer beruflicher Verantwortung. Doch bevor er in die belgische Hauptstadt aufbrechen darf, muss er eine sehr persönliche Lebenskrise meistern.
Eigene Talente weiterentwickeln
Ein Spagat, den er sehr gut löst: Mit einer Medieninstallation führt er persönlich EU-Kommissaren die realen Lebensbedingungen von Unternehmern vor – und verwendet dazu sein künstlerisches Talent. Längst hat er begonnen, privat Kurzfilme zu drehen – auf eigene Kosten, auf eigene Rechnung, ganz ohne Förderungen. Einfach, weil es ihm Freude bereitet. Und dabei lernt er laufend dazu.
Mit jedem Film gewinnt er Erfahrung, wird besser. Ohne dieses Besserwerden keine Chance, das Gelernte auch beruflich einzusetzen. Und irgendwann wurde er wohl so richtig gut. Grohmann und seine Filme haben bereits über 100 internationale Prämierungen erhalten, darunter zuletzt im August dieses Jahres die Auszeichnung „Best Drama“ der renommierten New York Film Awards für den Kriegsfilm „Das Stundenglas“.
Auszeichnung als Anerkennung für die Kurzfilme
Im Oktober 2019 folgte der vorläufige Höhepunkt. Dieter Grohmann wurde mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. „Es kann wohl niemand abschätzen, was diese Auszeichnung für mich bedeutet“, so Grohmann. „Ich verstehe diese Auszeichnung auch als Anerkennung von Kurzfilmen generell als eigenständige Kunstform.“
„Wir wollen heute alles – das Große, sofort, gratis, aber nehmen uns dafür keine Zeit.
Ich würde mir wünschen, dass wir wieder lernen, dass es im Leben um Qualität geht, um das Ergebnis in der Symphonie des Lebens.“- Dieter Grohmann
Auch dieses Thema kommt in seinen Filmen immer wieder vor. Und diese Symphonie kann anders enden, als sie – scheinbar – begonnen hat. Also wie bei Dieter Grohmann selbst.