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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Wie Träume wirklich werden können - ein Lebensweg

Manchmal nimmt das Leben Kurven, um am Ende gerade Strecken fahren zu können. Das Leben und Wirken von Dieter Grohmann ist so ein Beispiel. Er musste erst Jus studieren, um ein prämierter Filmemacher werden zu können.

Fasziniert vom Erzählen

Herbststimmung in der Stadt © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
 

Herbststimmung in der Stadt © iStockphoto.com / MEINPLAN.at

 

Aber ganz von vorn: Am Anfang stand die Sehnsucht. Schon als Kind war Dieter immer besonders an den Geschichten interessiert, die Gäste der Eltern zu erzählen wussten. Sobald er lesen konnte, wurde Literatur und die darin dargestellten Emotionen das, was ihn packte.

 

Ein erster Höhepunkt war ein Schulaufsatz zum Thema Herbststimmung in der Stadt. Dieter schrieb:

 

 
„Rotgold steigt die glühende Sonne aus dem Morgendunst die Straßenschluchten hindurch in den noch dunklen, sich langsam pastell-färbenden Himmel. Im noch nächtlich nassen Rinnsal liegt eine zerbeulte Cola-Dose. Die druckfrischen Zeitungen werden in Bündeln aufs Trottoir geworfen während gleich nebenan die Nicht-verkauften von gestern zurückgenommen werden. Gestern war, heute ist. Es ist Herbst in der erwachenden Stadt.“
 
 

 

„Schwülstig, ok, aber ich war 15 Jahre alt“, lacht Dieter heute darüber. Ergebnis: Nichtgenügend, weil Themenverfehlung. Gefragt waren rot-braune Blätter, Vögelchen und schlaue Füchslein. Gefragt waren Allgemeinplätze, Angepasstes. Nichts von wegen vordergründiger Stimmung in der Stadt und doch subtile Medien- bzw. Kapitalismuskritik.

 

Schauspiel oder doch Jus?

Die Liebe zur darstellenden Kunst blieb aber. Ein brotloses Genre, befand das Umfeld. Dieter Grohmann, der nach der Matura am liebsten das Reinhardt Seminar besucht hätte, war, wie er heute sagt, damals als Persönlichkeit noch nicht stark genug, es trotz der Kritik zu tun. „Also habe ich mich für das Jusstudium entschieden“, erzählt er.

 

 

„Ein paar Jahre später wurde mir in der Elisabethbühne Salzburg erklärt, dass ich das Vorsprechen zwar grundsätzlich gewonnen hätte, nun aber zu alt bin um einzusteigen.

Kunst verdient kein Brot, mein gerade abgeschlossenes Jus-Studium tue dies.“ - Dieter Grohmann

 
 

Dieter Grohmann zieht die Konsequenzen – und beginnt, im Stadtmarketing der Wirtschaftskammer Salzburg zu arbeiten. Von dort kommt er in die Politikberatung und schließlich nach Wien, wieder in die Wirtschaftskammer in eine leitende Position.

 

Faszination für das bewegte Bild

Privat beginnt Grohmann Filmprojekte umzusetzen © iStockphoto.com/MEINPLAN.at
 

Privat beginnt Grohmann Filmprojekte umzusetzen © iStockphoto.com/MEINPLAN.at

 

In dieser Zeit beginnt auch das Interesse für Film wiederzukehren. Dieter Grohmann absolviert privat Film- und Regieausbildungen in den Bereichen Spiel- und Dokumentarfilm und belegt Fortbildungen an der New York Film Academy.

 

Mit der Entsendung in den Europäischen Verband für Handwerks-, Klein- und Mittelbetriebe nach Brüssel beginnt er einen weiterer Lebensabschnitt mit großer beruflicher Verantwortung. Doch bevor er in die belgische Hauptstadt aufbrechen darf, muss er eine sehr persönliche Lebenskrise meistern.

 

Eigene Talente weiterentwickeln

Ein Spagat, den er sehr gut löst: Mit einer Medieninstallation führt er persönlich EU-Kommissaren die realen Lebensbedingungen von Unternehmern vor – und verwendet dazu sein künstlerisches Talent. Längst hat er begonnen, privat Kurzfilme zu drehen – auf eigene Kosten, auf eigene Rechnung, ganz ohne Förderungen. Einfach, weil es ihm Freude bereitet. Und dabei lernt er laufend dazu.

 

 
Vom Hobby-Filmer zum prämierten Regisseur © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
 

Vom Hobby-Filmer zum prämierten Regisseur © iStockphoto.com / MEINPLAN.at

 
 

 

Mit jedem Film gewinnt er Erfahrung, wird besser. Ohne dieses Besserwerden keine Chance, das Gelernte auch beruflich einzusetzen. Und irgendwann wurde er wohl so richtig gut. Grohmann und seine Filme haben bereits über 100 internationale Prämierungen erhalten, darunter zuletzt im August dieses Jahres die Auszeichnung „Best Drama“ der renommierten New York Film Awards für den Kriegsfilm „Das Stundenglas“.

 

 
"Letztlich bin ich auch froh, nicht in Hollywood gelandet zu sein – dort ist Film Business. Bei uns in Europa steht der Kunstfaktor stärker im Vordergrund. Deshalb freuen mich diese Awards umso mehr, weil damit kein kommerzieller Erfolg, sondern künstlerische Kreativität ausgezeichnet wird." - Dieter Grohmann
 
 

Auszeichnung als Anerkennung für die Kurzfilme

Im Oktober 2019 folgte der vorläufige Höhepunkt. Dieter Grohmann wurde mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. „Es kann wohl niemand abschätzen, was diese Auszeichnung für mich bedeutet“, so Grohmann. „Ich verstehe diese Auszeichnung auch als Anerkennung von Kurzfilmen generell als eigenständige Kunstform.“

 

 

„Wir wollen heute alles – das Große, sofort, gratis, aber nehmen uns dafür keine Zeit.

Ich würde mir wünschen, dass wir wieder lernen, dass es im Leben um Qualität geht, um das Ergebnis in der Symphonie des Lebens.“- Dieter Grohmann

 
 

Auch dieses Thema kommt in seinen Filmen immer wieder vor. Und diese Symphonie kann anders enden, als sie – scheinbar – begonnen hat. Also wie bei Dieter Grohmann selbst.

Philipp Jauernik

Ich bin Historiker und Chefredakteur des Magazins "Couleur" und publiziere auch regelmäßig in der Wiener Zeitung und im Magazin Klassik.

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