Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt
Umberto Eco. Literaturwissenschaftler. Philosoph. Sein Name ist weitverbreitetet. Berühmt wurde er durch das Werk „In Namen der Rose“. Was die meisten aber nicht wussten, ist dass er ebenfalls das Buch „Wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt“ verfasst hat. Ein kleines Handbuch mit Tipps und Tricks, wie man die Bachelor, Master, Diplom-Arbeit am besten angeht.
#1 Versuche dein Thema einzugrenzen!
Es ist kein großes Geheimnis, dass Uniarbeiten zum Thema „Die griechische Antike“ viel zu gigantisch und umfangsreich sind. Deshalb ist es ratsam, den Titel so gut wie möglich einzuschränken, indem die Fragen „Wo?“ und „Wann?“ genau festgelegt sind. So könnte der Titel anhand unserem Beispiel lauten „Die Kultur auf Kreta 500 v.Chr“. Informiere dich aber, um 100 Prozent sicher zu sein vor, ob es dazu auch genügen Literatur vorhanden ist.
Umberto Eco führt in seinem Buch dabei folgendes Beispiel an: Ein junger Literaturstudent steht kurz vor seinem Abschluss und muss noch die letzte große Herausforderung -nämlich die Abschlussarbeit- überwinden. Sofort denkt er, dass er irgendetwas mit „Literatur heute“ als Thema haben möchte. Wenn sein Gegenstand nun eingeschränkt werden muss, würde er eher „Die italienische Literatur vom Ende des Krieges bis zu den sechziger Jahren“ nehmen. Dieser junge Student müsste sich aber großer Kritik stellen, weil er natürlich nicht alle Autorinnen und Autoren beschreiben kann und daher einige weglassen würde - die vielleicht eher bedeutsamer wären.
#2 Dinge zu sagen, die noch nicht gesagt worden sind
Bereits bei der Literatursuche ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, was „das Besondere“ an der Abschlussarbeit ist. Sprich: etwas zu erforschen, was noch nicht erforscht wurde. Im Buch „Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt“ wird folgendes Beispiel gebracht: Eine Arbeit über das Bauen von Hundehütten zu schreiben, kann für viele Hundebesitzer sehr nützlich sein, ist aber eher weniger wissenschaftlich. Eine faktenorientierte Erklärung, wie man pinke Hundehütten ohne Plastikteile baut (wenn dies noch nicht erwähnt wurde), ist hingegen viel nützlicher für die Wissenschaft.
#3 Schreibe sachlich
Eine Hürde, welche ich selber mühselig überwinden musste, war mein blumiger Schreibstil beim VWA-Schreib Prozess. Meine Ausdrucksweise war alles andere als neutral und sachlich. Oft fehlte es mir einfach an guten Vorlagen, wie der beste Ton in der Arbeit angeschlagen wird. Hier habe ich für euch folgendes Beispiel aus dem Buch abgetippt, damit ihr einen guten Vergleich beim Schreiben habt:
- Sachliche Darstellung:
Krasnapolsky ist kein sehr scharfsinniger Interpret des Werkes von Daniel. Seine Interpretation entdeckt beim Autor Dinge, die dieser wahrscheinlich nicht sagen wollte. Die Zeile „und am Abend die Wolken betrachten“ versteht Ritz als einfache landschaftsmalerische Wendung, während Krasnapolsky darin eine symbolische Wendung sieht.
- Bildhafte Darstellung:
Wir sind überzeugt, dass Krasnapolsky der scharfsinnigste Interpret Danielis ist. Man hat den Eindruck, dass er seinem Autor beim Lesen manches gewaltsam in den Mund legt. Während Ritz die Zeile „und am Abend die Wolken betrachten“ als einfache landschaftsmalerische Wendung versteht, drückt Krasnsapolsky hier aufs symbolische Pedal. (Kapitel 5, Seite 191)
#4 Zitieren
Rund um das Thema „Richtiges Zitieren“ gibt es unglaublich viele Regeln zu beachten. Umberto Ecos Buch beschreibt viele und gibt zahlreiche Tipps, die aber bitte mit Vorsicht zu genießen sind. Verschiedene Professoren und Betreuer haben andere Vorstellungen und oftmals gibt es von Schule zu Schule bzw. Universität verschiedene Standards. Deshalb fragt unbedingt nach und informiert euch! Nichtsdestotrotz habe ich hier noch einige Empfehlungen aus dem Buch angeführt.
Umberto Eco empfiehlt bei der Frage, wann es am besten ist zu Zitieren diese zwei Regeln:
- Verwende einen Text, welcher gut zum Interpretieren ist und mit dem sich die oder der „Schreiberling“ auseinandersetzten kann. Falls das Zitat zu lang werden würde, muss folgendes beachtet werden: Wenn der Umfang von mehr als zwei oder drei Zeilen beträgt, dann ist es ratsam, dieses mit Anführungszeichen im Text zu erwähnen. Wenn aber dieser Umfang überschritten wird, sollte das Zitat eingerückt und kursiv zitiert werden.
- Verwende einen Text, der das bereits Gesagte unterstützen soll. Folgendes Textbeispiel aus dem Buch erklärt das super: Die Massenkommunikationmitteln sind, wie McLuhan sagt, „eine der zentralen Erscheinungen unserer Zeit!“. Man darf nicht vergessen, dass nach Savoy allein in unserem Land zwei von drei Personen ein Drittel des Tages vor den Fernsehschirmen verbringen. Der fett markierte Teil, soll das Zitat darstellen. Allerdings ist es ziemlich unnötig, weil „Massenkommunikationsmitteln“ im 21.Jahrhundert eigentlich schon teil unserer Gesellschaft sind. (Kapitel 5.3, Seite 197)
Tipps und Tricks von mir:
Falls Du zurzeit noch die Schule besuchst, steht das Abenteuer VWA bei dir sicher noch an! Damit du aber nicht genau in die gleichen wissenschaftlichen Pfädnäppchen trittst, habe ich für dich einige Tipps und Tricks zusammengeschrieben:
#5 Zeitplan!
Ein ganz persönlicher Tipp, der mir sehr geholfen hat, die VWA nicht mehr als „das unschlagbare Monster“ zu sehen, war ein guter Zeitplan! Für jeden Monat habe ich mir eingeteilt, was ich genau machen möchte. Auch wenn es nicht immer geklappt hat- ich hatte ein gutes Ziel auf das ich mich fokussieren konnte. Zusätzlich habe ich mir im Handykalender Erinnerungen eingetragen, die mich „angestupst“ haben, nun endlich wieder VWA zu schreiben (anderenfalls hätte ich darauf komplett vergessen 😊)
#6 Protokoll schreiben!
Teile dir eine Seite Blattpapier in drei Spalten ein. Einmal eine Spalte für das Datum, wann du an deiner Abschlussarbeit schreibst, dann Platz für „Was bereits geschrieben wurde bzw. welches Kapitel“ und die letzte Spalte ist für „Was ist nächstes Mal schreiben soll“ gewidmet. Mit dieser Übersicht kann man ziemlich gut arbeiten. Zum einem, weil ein protokollierter Arbeitsprozess sehr motivierend ist, zum anderen weil jede/r Student/in auf den ersten Blick sieht, was welches Kapitel bereits geschrieben wurde und was heute noch gemacht werden muss.
#7 Automatische Formatierungen
Eigentlich sollte dieser Tipp klar sein - für mich war er es überhaupt nicht! Ich, als Pionierin der „sich-selber-Steine-in-den-Weg-legen“-Diziplie, bin ganz am Ende meiner fast fertigen VWA zu der Erkenntnis gelangt, dass Word eine eigene Funktion besitzt, womit Über- und Unterschriften, dank einer bestimmten eingestellten Schriftgröße, automatisch ins Inhaltsverzeichnis übernommen werden. Ähnliche Haks gibt es auch für das Abbildungsverzeichnis und für das automatische Zitieren mit Hilfe einer App namens „Zitero“. In meiner eigenen Dummheit vertrauend bin ich am Ende meiner VWA alle Bilder und Bücher komplett durchgegangen, bis ich erfahren habe, dass Word dies auch automatische machen würde. Deshalb mein Tipp: informiere dich über Words Fähigkeiten zuerst!
Buchtipp
Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt
Umberto Eco
14. Auflage
facultas, 2020
€ 18,00- Online bestellen
ISBN Print 9783825253776