Wie ich mich mitten in der Prüfungsphase erhole
In den nächsten zwei Wochen warten acht Prüfungen auf mich. Es ist total crazy, jetzt eine Pause zu machen. Aber notwendig.
Eigentlich sollte ich da jetzt nicht sitzen. In den nächsten zwei Wochen warten acht Prüfungen auf mich. Es ist total crazy, jetzt eine Pause zu machen. Aber notwendig.
Es braucht diese Zeiten im Leben, in denen man einfach nur da ist - ohne etwas leisten oder produktiv sein zu müssen. Wer immer nur weitermacht, ohne sich je auszuruhen, der kann irgendwann nicht mehr. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe mich vor drei Jahren so überarbeitet und mich innerlich so unter Druck gesetzt, dass irgendwann gar nichts mehr ging. An diesen Punkt möchte ich nicht zurück.
Deshalb ruhe ich jetzt regelmäßig – und zwar jeden Tag ein bisschen, jede Woche einen Tag und jedes Jahr eine Woche.
Jeden Tag ein bisschen.
Auch an total hektischen Tagen versuche ich, mir dazwischen kleine Auszeiten zu nehmen. Ich schaue aus dem Fenster in die Ferne, atme ein paar Mal tief durch oder nehme ein Vollbad. Ich tendiere dazu, mein Fairphone in jeder freien Sekunde zur Hand zu nehmen und werde dann nur noch gestresster, wenn ich die Flut an Mails und Whatsapp-Nachrichten sehe. Deshalb versuche ich, in den Pausen zwischen den Vorlesungen, wenn ich auf die Straßenbahn oder an einer roten Ampel warten muss, nicht aufs Handy zu schauen, sondern einfach mal den Moment zu genießen. Wahnsinn, welch großen Unterschied diese Mini-Ruhepausen machen!
Kurz vor dem Einschlafen lasse ich den Tag nochmals vor meinem inneren Auge vorüber ziehen. Ich bin dankbar für das, was ich an diesem Tag geschafft habe, was gut gelungen ist und was schön war. Das, was weniger gut war, lasse ich los.
Jede Woche einen Tag.
Ich liebe den Sonntag, weil er ein ganz besonderer Tag für mich ist, der sich vom Rest meiner hektischen Woche unterscheidet. Ich genieße die Natur, lese oder verbringe Zeit mit lieben Menschen. Ich versuche, nicht für die Uni zu lernen und auch nichts für meine Arbeit zu tun, sondern nur das zu tun, worauf ich Lust habe.
Vielleicht musst du sonntags immer arbeiten oder willst vor deiner Prüfung am Montag nochmal Last-Minute lernen. Das versteh ich voll – das mach ich auch. Dann verschiebe ich meinen Ruhetag einfach auf den Samstag oder den Dienstag.
Gerne gehe ich sonntagabends in „Die Messe“ in St. Florian, die von vielen jungen Menschen gestaltet wird. Der Abend hier mit Freunden sorgt für einen besonderen Abschluss meines Ruhetages – hier danke ich für die vergangene Woche und bin für eine Stunde einfach mal da, ohne etwas leisten zu müssen.
Jedes Jahr eine oder mehrere Wochen.
Ich liebe es, die Welt zu bereisen – aber oft sind Urlaube mit den vielen Eindrücken und den vielen Menschen, die einem begegnen, mehr Abenteuer als Erholung. Deshalb versuche ich, mindestens einmal pro Jahr ein paar Tage in Stille zu verbringen: ohne Smartphone, dafür mit Wanderschuhen und einem guten Buch. Gerade war ich an einem Ort in den Bergen, der gefühlt mehr Kühe als Einwohner hatte! In vielen Klöstern kann man für ein paar Tage zu Gast sein. Es gibt auch sogenannte Kurzexerzitien für junge Erwachsene.
Meine Füße spielen mit den Grashalmen. Eine Ameise krabbelt über meine Hand. Mir ist schon ein bisserl schlecht von den vielen Erdbeeren, die ich gegessen habe. Ich kann die Prüfungswochen nicht wegzaubern, aber ich kann entscheiden, wie ich mit ihnen umgehe. Deshalb sitze ich dazwischen auch mal am See und genieße.
Jetzt klappe ich erst mal meinen Laptop zu und ruhe ein bisschen.
Buchtipp
„Warum Ruhe unsere Rettung ist“
Thomas Sjödin erzählt anschaulich von seiner Suche nach Ruhe, warum sie der „Anfang von allem“ ist und warum sie nichts mit Faulsein zu tun hat.