Weniger ist Mehr
Zurück von einer vierwöchigen Reise stelle ich mir die Frage, warum ich mich auf Reisen so befreit fühle und wie ich diese Freiheit und Leichtigkeit im Alltag beibehalten kann. Ich bin wiedermal zur Erkenntnis gekommen, dass weniger mehr ist und sowohl das Loslassen von materiellen als auch von seelischem Ballast meinem Wohlbefinden zugutekommt.
Materiellen Ballast loswerden
In den vier Wochen bin ich mit 13 kg Gepäck ausgekommen und mir fehlte es an nichts. Rückblickend hätte ich auf noch mehr Kleidung verzichten können, da ich mit ungetragenen Kleidern zurückreiste. Alle Kleidungsstücke (z.B. Pyjama, Sportkleidung, …) hatte ich doppelt/dreifach, damit ich den ungetragenen Teil waschen konnte. Ich hatte weniger Auswahl, was meine Entscheidungen erleichterte und ich fühlte mich generell zufriedener.
Der Besitz erzeugt nicht nur Pflichten, er schafft so viele, dass eine Fülle davon Qual ist.
-Oscar Wilde-
Zuhause habe ich nicht wenig Kleidung. Die Tatsache, dass fast alles aus zweiter Hand stammt oder ökologisch fair produzierte Ware ist, ändert nichts daran, dass es sich zu viel für mich anfühlt. Ehrlich gesagt, ziehe ich immer wieder dieselben Klamotten an und behalte den Rest, weil ich emotional daran hänge oder die Hoffnung habe, dass ich sie doch irgendwann gebrauchen kann. Und so ist es auch mit anderen Gegenständen. Ich durfte eine wundervolle Person auf der Reise kennenlernen, welche mir erzählte, dass ihr ganzes Hab und Gut in fünf Bananenkartons passt.
Ausmisten ist angesagt!
Das fand ich stark und sehr inspirierend zugleich und so fasste ich den Entschluss nach meiner Reise materiell auszumisten mit den Fragen: Brauche ich diesen Gegenstand? Verwende ich ihn? Ist es ein Staubfänger? Ich startete mit drei Kategorien: 1. Behalten 2. Weggeben 3. Vielleicht (Alle Gegenstände bei Vielleicht werden für eine bestimmte Zeit zur Seite gelegt. Verwendete Gegenstände in dieser Zeit dürfen bleiben, die anderen gehen). Mir half folgende Vorstellung: Angenommen mir stehen nur fünf Kisten zur Verfügung – mit welchen Gegenständen fülle ich sie? Putzen und Aussortieren sind für mich schon immer großartige Möglichkeiten um Klarheit zu schaffen: Von der äußeren Ordnung zur inneren Ordnung kommen.
Der beste Weg, um herauszufinden, was wir wirklich brauchen,
ist, das loszuwerden, was wir nicht brauchen.
-Marie Kondō-
Tipps für mehr Minimalismus:
- Achtsam und bewusst einkaufen, um weitere „Fehlkäufe“ zu vermeiden
- Produkte (Lebensmittel, Kosmetikartikel, …) zuerst aufbrauchen, bevor Neues nachgekauft wird
- Bücherliebe: Statt Bücher neu zu kaufen lieber gebraucht anschaffen, Büchertausch in verschiedenen Kreisen (Arbeit, Freunde, Familie, …), in Bibliotheken ausborgen oder in E-Books investieren
- Geschenke nicht annehmen, wenn sie als Ballast empfunden werden. Ehrlich kommunizieren und mitteilen, was man (nicht) gebrauchen kann. Beispiel: Anstelle eines Staubfängers wünsche ich mir eine Einladung in mein Lieblingsrestaurant. Vorab vereinbaren, welche Geschenke erwünscht sind.
- Gegenstände und Geräte ausborgen, wenn sie nicht oft benötigt werden
Emotionalen Ballast loslassen
Auf der Reise durfte ich auch Glaubenssätze loslassen. Im Alltag erzähle ich mir häufig immer wieder die eine selbe Geschichte und kreiere so mein Drama, welches mich unfrei macht. Glaubenssätze haben ihre Wurzeln nicht selten in der Kindheit und Jahr für Jahr festigen sie sich mit dem Älterwerden. „Einfach loslassen“ wird dadurch zur Herausforderung. Obwohl ich schon länger meine Glaubenssätze durchschaut hatte und mir bewusst war, dass sie mir weniger dienen als mich in meinem Leben hindern, fiel es mir schwer sie gehenzulassen. Auf der Reise, an einem lichtvollen Ort, abgeschieden vom Rest der Welt, inspiriert durch wundervolle Wesen, durfte ich meine Kraft spüren und das Werkzeug sammeln, um die alten Glaubenssätze loszulassen.
Ein verändertes Mindset
Dabei war nicht die Reise an sich ausschlaggebend, sondern mein verändertes Mindset. Ich habe mir nicht wieder die alten Geschichten erzählt, sondern mich für Neues geöffnet. Die Reise war hilfreich, weil ich fern vom Alltag und von Routinen war. Ich hatte Zeit für Meditation, Yoga, bereichernde Gespräche, Entspannung und Tanzen. Umgeben von der Natur fand ich zu meiner Mitte. Jetzt gilt es auch im Alltag den Raum zu schaffen um zur Ruhe zu kommen und meine Gedanken zu beobachten.
„Das Aussortieren des Unwesentlichen ist der Kern aller Lebensweisheit.“
-Laozi-
Tipps um Glaubenssätze loszulassen:
- Meditation
- Yoga
- Mindset hinterfragen, neue Gedanken, wohlwollende Glaubenssätze, positive Affirmationen
- Ausreichend Entspannung im Alltag
- Retreat
- Psychotherapie
Für mich hat sich das Befreien von materiellem und seelischem Ballast positiv auf mein Leben ausgewirkt: Mehr Klarheit und Ruhe, Konzentration auf das Wesentliche im Leben, kritischer Konsum, Zeitsparen beim Reinigen (weniger Gegenstände vereinfacht das Putzen), ich bin authentischer und selbstbestimmter, ohne toxische Glaubensätze fühle ich mich wohler in meinem Körper und gehe mutiger durch die Welt.
Du fühlst dich inspiriert und du bist motiviert deinen Ballast loszulassen? Dann starte am besten noch heute einen Raum auszusortieren und nimm dir Zeit zur Ruhe zu kommen, um deine Gedanken zu beobachten.