Was du von einem Obdachlosen lernen kannst
Verena hat einen Film über das Leben eines britischen Obdachlosen gesehen - und daraus viel gelernt. Was können wir von jemandem lernen, der so wenig hat?
Heute möchte ich einen ganz besonderen Film mit dir teilen. Der Originaltitel des Films ist „A street cat named Bob“. In diesem Beitrag möchte ich dir erzählen, was wir alle von einem Menschen, der nichts hat, lernen können. Ich hoffe, dass in diesem Beitrag auch etwas für dich dabei ist.
Warum sollte ich mir diesen Film ansehen?
Ich habe die DVD vor Jahren von einer Freundin bekommen, doch leider habe ich sie nicht angeschaut - bis jetzt!
In diesem Film geht es um einen jungen Drogenabhängigen namens James, der auf den Straßen Londons lebt und nur sich, seinen Rucksack und eine Gitarre hat. Er musiziert auf den Straßen, um etwas zu verdienen und zu überleben. Das Bemerkenswerte an ihm ist, dass er nie die Hoffnung verliert, dass sein Leben eines Tages besser werden wird. Er muss sich durch seinen Alltag kämpfen, Geld erbetteln, einen Schlafplatz finden und gleichzeitig versuchen, den Drogen fernzubleiben.
Leider hat James einen erneuten Rückfall. Seine Betreuerin, die ihm hilft von seiner Sucht loszukommen, versucht daraufhin, eine Wohnung für ihn zu finden. Sie ist der Meinung, dass er sich nur ein Leben aufbauen kann, wenn er nicht mehr auf der Straße wohnen muss.
Sie haben Glück und James bekommt eine kleine Wohnung, in die er bald einziehen kann.
Eines Nachts entdeckt er eine rote Katze in seiner Wohnung, die genüsslich seine Cornflakes frisst. Anfangs versucht er, ihren Besitzer ausfindig zu machen. Als ihm dies nicht gelingt, nimmt er den Streuner bei sich auf.
Bob, der rote Streuner, hilft James, wieder auf die richtige Bahn zu kommen. © iStock / MEINPLAN.at
Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass diese Katze Bob sein Leben komplett verändern wird. James nimmt Bob bei sich auf und hat von diesem Tag an einen "Antrieb" - plötzlich ist er nicht mehr nur für sich selbst verantwortlich, sondern auch für das Wohlergehen des kleinen Streuners! Er muss Geld verdienen und nüchtern bleiben, denn sonst geht es Bob nicht gut und das möchte James vermeiden, denn der Kater bedeutet ihm sehr viel.
Auch wenn die Geschichte oft sehr traurig ist, hat sie mich zum Nachdenken gebracht. Vor allem sollte man aber dazu sagen, dass der Film auf einer wahren Geschichte beruht.
Solltest du den Film noch ungespoilert anschauen wollen, dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt dafür!
Liebe die Menschen in deinem Umfeld
Wissen die Menschen in deinem Umfeld, dass du für sie da bist? © iStock / MEINPLAN.at
Im Film kommt Kater Bob eines Tages komplett blutig nach Hause und James fragte all seine Nachbarn, ob sie wissen, was er tun könnte. Eine Nachbarin schickt ihn zu einem Tierarzt in der Nähe, der ehrenamtlich arbeitet. James war sehr froh, dass die Behandlung nichts kostete und war deshalb überrascht, als die Tierärztin 22 Pfund für die Medikamente verlangte. Er versuchte ihr zu erklären, dass er die wenigen Pfund, die er hatte, brauchte, um selbst zu überleben. Doch dies interessierte die Ärztin nur recht wenig. Daher musste er sich entscheiden, ob er Bob das Leben retten oder das Geld für sich selbst nutzen soll.
Selbst als dieser Mensch fast nichts hat, teilt er trotzdem alles, was er hat, mit seiner Katze. James gibt seinen letzten Pfenning aus, um seinen Schützling zu retten, obwohl er das Geld eigentlich selbst sehr dringend benötigt. Das fand ich unglaublich schön und es hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich selber liebe es, mich um die Wesen in meiner Umgebung zu kümmern und sie zu lieben, aber ich weiß nicht immer wie.
Mittlerweile stelle ich mir meine Liebe wie eine kleine Blase vor, in der ich mich befinde. Die Blase schützt mich und gibt mir Halt. Ich versuche, diese Blase zu den Menschen auszudehnen, die mir viel bedeuten. Ich lasse sie in meine Blase hinein und schenke ihnen meine Liebe, Aufmerksamkeit und Fürsorge. Ich versuche zu geben.
Wer auch finanziell aushelfen möchte, kann zum Beispiel an die Caritas einen frei wählbaren Betrag für die Arbeit mit obdachlosen Menschen spenden.
Sei dankbar für alles was du hast
Viele Dinge sind für uns selbstverständlich. Sauberes Trinkwasser zum Beispiel. © iStock / MEINPLAN.at
Ein weiterer Punkt, den mir der Film in Erinnerung gerufen hat ist, dass wir uns in Österreich glücklich schätzen können. Wir leben in einem sicheren Land, haben eine sehr gute Gesundheitsversorgung und ein funktionierendes Schul- und Sozialsystem. Es gibt Netze, die uns im Notfall auffangen können.
Wir leben im Luxus, sind uns dessen aber leider oft nicht mehr bewusst. Klar wurde mir dies, als James im Film zum ersten Mal seine eigene Wohnung betrat. Am meisten freute er sich darüber, dass er heißes Wasser hatte! Er freute sich über etwas, das wir oft als selbstverständlich sehen, da wir es so gewohnt sind, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken. Oder weil wir es (zu unserem großen Glück!) nicht anders kennen!
Setz dich doch mal hin und denk über all die Dinge nach, für die du dankbar sein kannst.
Vielleicht kannst du daraus ja sogar eine tägliche Gewohnheit machen, Danke sagen für all die guten Dinge in deinem Leben.
Wir beschweren uns über banale, unwichtige Dinge, wie zu viel Sauce auf den Nudeln, ohne zu merken, wie wundervoll es eigentlich ist, dass wir eine warme Mahlzeit auf unserem Tisch haben. Wir sind traurig, dass wir uns nur eine kleine Wohnung leisten können, dabei sollten wir froh sein, dass wir das Glück haben, uns eine Wohnung leisten zu können.
Welche Dinge sind für uns selbstverständlich?
- Warmes (sauberes) Wasser
- Regelmäßige Mahlzeiten
- Ein Dach über dem Kopf
- Gratis Schulbildung und Zugang zum Studium
- Sozialversicherung (E-Card & Arztbesuche, für die wir nichts bezahlen müssen, Zugang zu Medikamenten...)
- Funktionierendes Rechtssystem
- Religionsfreiheit
- Frieden im Land
Für uns sind diese Dinge selbstverständlich. Normal. Alltäglich. Doch in Wahrheit sind sie das nicht - Krieg oder Unruhen sind in vielen Teilen der Welt trauriger Alltag. Auch in Europa herrschten, vor nicht sehr langer Zeit, andere Zustände.
Bedenke, er hatte nichts
Wofür bist du in deinem Leben dankbar? © iStock / MEINPLAN.at
Als Student ist es vielleicht noch einfacher, sich in James Lage hineinzudenken, da man auch gerade erst lernt, dieses komplizierte Spiel namens „Leben“ zu meistern. Man versucht Ausbildung, Finanzen und eigene Lebenssituation zu jonglieren und im Gegensatz zu vollzeitig Berufstätigen lernt man dies erst.
James hat sich über Dinge gefreut, egal wie klein sie waren und die Menschen in seiner Umgebung geliebt. Er versank nicht in Trauer und Ratlosigkeit, bemitleidete sich nicht nur selbst. Er hat versucht, jeden Tag neu am Schopf zu packen und weiter zu kommen. Trotz seiner schlechten Lebensumstände war er freundlich und hat auch seine Fröhlichkeit und Zuversicht in den dunkelsten Momenten nicht verloren. Egal wie wenig er hatte, er hat das Bisschen geteilt und es geschafft, sich aus seiner schwierigen Situation zu befreien.
Der Film hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht und mir wieder gezeigt, dass ich für die vielen wundervollen Dinge im Leben dankbar sein sollte, egal wie klein oder selbstverständlich sie mir erscheinen. Man sollte niemals die Hoffnung aufgeben und immer versuchen, positiv zu bleiben.