Volontariat in Norwegen: Angekommen im neuen Alltag
Seit drei Wochen macht Iris bereits ihr Volontariat in Norwegen. Besonders oft wird sie gefragt: Warum gehst du freiwillig ins Kloster?
Langsam aber sicher kenne ich alle meine Aufgaben und Einsatzstellen und auch alle Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten werde – wobei es fast unmöglich ist, sich so viele Namen zu merken. Um später besser zurechtzukommen, wurden uns Volontärinnen möglichst viele Menschen, die im Kloster und in der Gemeinde arbeiten, vorgestellt. Aus meiner Erfahrung kann ich jetzt sagen: Wenn du auch vorhast, einmal ins Ausland zu gehen, solltest du dich darauf vorbereiten, sehr oft dasselbe gefragt zu werden. Woher kommst du? Wie lange bleibst du hier? Und: Warum wolltest du hierher kommen?
Etwas ganz Anderes machen
Diese Frage wurde mir zuhause allerdings auch schon sehr oft gestellt. Vor allem Gleichaltrige waren oft verwundert und konnten sich nicht vorstellen, dass man freiwillig ins Kloster möchte. Dass das etwas so Außergewöhnliches und Unvorstellbares ist, war für mich allerdings kein Hindernis, sondern eher der Grund dafür, dass ich ins Sta. Katarinahjemmet wollte, denn ich wollte unbedingt einmal etwas anderes machen, als ich es bisher gemacht habe. Die letzten 14 Jahre meines Lebens bestanden zu einem großen Teil aus Lernen – mit der Zeit bekam ich immer mehr das Gefühl, dass das Leben doch auch noch etwas anderes zu bieten haben musste.
Lernen, aber nicht aus Büchern
Ich war entschlossen, zumindest für eine Zeit lang aus diesem Hamsterrad auszubrechen, daher kam ein Auslandssemester, wie zum Beispiel über das Erasmus-Programm, für mich schon einmal nicht in Frage. Das Sta. Katarinahjemmet kam mir hingegen sehr gelegen. In ein Kloster zu gehen und zum ersten Mal in meinem Leben nicht nur anzunehmen, sondern zu geben, schien mir eine gute Auszeit von meinem Alltag.
Jetzt bin ich schon etwas mehr als zwei Wochen hier und kann sagen, dass es tatsächlich so ist, wie ich es mir erhofft habe. Obwohl: Ein kleines bisschen lernen muss ich hier schon. Ich besuche nämlich einen Norwegischkurs, der mir von den Schwestern bezahlt wird. Ihnen ist es sehr wichtig, dass die Volontärinnen Norwegisch lernen. Anders wäre es auch sehr schwer, mit den Leuten in der Gemeinde wirklich in Kontakt zu treten. Ich freue mich aber und bin dankbar, dass ich diese Möglichkeit bekomme, denn verschiedene Sprachen zu sprechen erleichtert und bereichert das Leben sehr!
Neue Sprache als Herausforderung
Das Interessante am Kurs hier ist, dass ihn Menschen mit den unterschiedlichsten Muttersprachen besuchen, daher findet der ganze Kurs auf Norwegisch statt. Auch untereinander müssen wir Norwegisch und dürfen nicht Englisch sprechen. Sehr beeindruckend finde ich den Lehrer, der Vokabel nie auf Englisch übersetzt, sondern immer nur umschreibt. Muss er auch, denn es gibt Menschen im Kurs, die kein Englisch sprechen.
Abgesehen davon kann ich aber eine Pause vom Lernen nehmen und sogar in die umgekehrte Rolle schlüpfen, denn in der einzigen katholischen Schule Oslos, St. Sunniva skole, darf ich als Sprachassistenz im Deutschunterricht helfen. Auch wenn Spanisch im Moment die beliebteste Sprache unter den Schülerinnen und Schülern ist, wählen doch ziemlich viele Deutsch als zweite Fremdsprache. Im Unterricht liegt der Schwerpunkt auf dem Sprechen, das heißt, ich unterhalte mich hauptsächlich mit den Schülerinnen und Schülern und helfen ihnen mit der Aussprache, die ihnen gar nicht leicht fällt.
Gemeinschaft leben lernen
Auch in meiner Freizeit erlebe ich spannende Dinge: Den Schwestern ist Gemeinschaft natürlich sehr wichtig, daher veranstalten sie Feste und Ausflüge, damit sich alle, die im Sta. Katarinahjemmet leben, besser kennenlernen können. Letzte Woche gab es das traditionelle „høstfest“ („Herbstfest“) mit Musik, Gedichten und gutem Essen. Am Sonntag machten wir einen kurzen Ausflug in eine neu gegründete Gemeinde und zum „bærumsverk“, das in etwa eine Mischung aus Freilichtmuseum, Bauernmarkt und Werkstätte ist.
Es bleibt wirklich nicht viel Zeit zum Durchatmen, denn für die nächsten Wochen ist ein mehrtägiger Ausflug nach Bergen geplant und es startet ein neues Projekt im Kloster – eine Hausaufgabenhilfe für die Kinder aus der Nachbarschaft. Routine kehrt so bald also noch nicht ein.