Unverpackt einkaufen in Wien: Wo und wie?
Plastikverpackungen verursachen viel Müll und sind schlecht für die Umwelt. Das wissen wir alle, aber im Supermarkt sind nun mal die meisten Produkte mit Plastik umhüllt. Sind wir da als VerbraucherInnen machtlos? Nein! Zumindest in Großstädten wie Wien gibt es Alternativen.
Das Plastiksackerl durch eine Stofftasche zu ersetzen ist ein einfacher erster Schritt, um Plastik beim Lebensmitteleinkauf zu reduzieren. Doch dann geht man in den Supermarkt, wo gefühlt 80% aller Produkte in Plastik eingeschweißt sind. Sogar Obst und Gemüse wird nur selten ohne Verpackung angeboten und wenn, dann meist nicht in Bio-Qualität. Da kann die Stofftasche doch auch nichts mehr retten, oder?
Falsch! Abgesehen davon, dass auch kleine Schritte nicht unterschätzt werden sollten, gibt es immer mehr Möglichkeiten, Verpackungsmüll beim Lebensmitteleinkauf zu reduzieren, wenn man den Einkaufshorizont mal über Billa, Spar, Hofer & Co erweitert.
In Wien gibt es bereits vier Zero Waste-Läden, in denen du von Brot und Nudeln über Milchprodukte bis Öl und Essig alles unverpackt bekommst. Obst und Gemüse wird auch von der Bio-Supermarktkette denn's und auf Bauern- und Wochenmärkten unverpackt angeboten.
Wie funktioniert Unverpackt Einkaufen?
Ein Zero Waste-Einkauf braucht natürlich etwas mehr Planung und Vorbereitung als ein schneller Feierabendeinkauf beim Discounter.
Vorbereitung
- Schreib dir vorher eine Liste mit allem, was du einkaufen möchtest und den ungefähren Mengen. Auf der Website aller Zero Waste-Läden findest du eine Auflistung des aktuellen Sortiments.
- Suche dir passende Gefäße für alles, was du einkaufen möchtest. Zum Beispiel Einmachgläser, Tupperdosen, Baumwollbeutel oder Wäschenetze.
- Vergiss nicht, dass du alles auch wieder nach Hause tragen musst. Wenn du also kein Auto hast, plane keinen zu großen Einkauf.
- Notfalls kannst du auch im Geschäft Pfandgläser und Papiertüten zum Abfüllen kaufen.
Im Geschäft
- Als Erstes wiegst du deine mitgebrachten Behälter ab und schreibst das Gewicht mit einem abwaschbaren Stift darauf. In manchen Läden wird auch ein Sticker mit dem Gewicht ausgedruckt, den du auf die Gefäße klebst.
- Dann kannst du die Behälter mit allem füllen, was du kaufen möchtest.
- Am Ende zahlst du ganz normal an der Kassa.
- Wenn du Hilfe brauchst, scheue dich nicht, die VerkäuferInnen zu fragen. Die sind meistens viel freundlicher als in normalen Supermärkten.
Wo Kann Man unverpackt einkaufen?
Vollständige Zero Waste-Läden gibt es in Wien momentan vier.
Der Greissler. unverpackt. Ehrlich.
Der Greissler in der Albertgasse im 8. Bezirk wurde von Alexander Obsieger gegründet und setzt vor allem auf regionale Produkte. In den Regalen findet man Obst und Gemüse nach Saison, Weine, Süßigkeiten, Brot, Getreide, Nüsse und vieles mehr. Es gibt sogar einen WhatsApp-Service, den man nutzen kann, um sich über das aktuelle Angebot an Fleisch, Fisch oder Tofu zu informieren.
Albertgasse 19, 1080 Wien
Website
Lunzers mass Greisslerei
Der erste Unverpackt-Laden Wiens ganz in der Nähe vom Praterstern. Alle Produkte stammen aus biologischem Anbau und es gibt auch ein großes Angebot an unverpackten Pflege- und Hygieneartikeln. In das Geschäft integriert ist auch ein kleines Kaffeehaus, in dem es unter der Woche ein vegetarisches Mittagessen und leckere Mehlspeisen gibt.
Heinestraße 35, 1020 Wien
Website
Die Warenhandlung
Auch die Warenhandlung im 3. Bezirk ist Greissler und Kaffeehaus zugleich. Das Geschäft wurde von den Schwestern Christiane Wenighofer-Wanits und Stephanie Wanits gegründet, um lokale Produzenten und Kleinbauern zu unterstützen. Die Preise werden von den Lieferanten selbst bestimmt, sodass diese kostendeckend arbeiten können. Dadurch kosten manche Produkte etwas mehr. Brot, Fisch, Fleisch und Käse können vorbestellt werden.
Marxergasse 13, 1030 Wien
Website
Lieber ohne
Der vierte Unverpackt-Laden Wiens befindet sich im 6. Bezirk nur wenige Gehminuten von der Mariahilferstraße. Auch hier gibt es ein reichhaltiges Angebot an Hygieneartikeln, wie zum Beispiel Waschpulver zum Selber-Abfüllen und täglich ein frisch gekochtes Tagesmenü.
Otto-Bauer-Gasse 10, 1060 Wien
Website
Ist unverpackt einkaufen nicht viel zu teuer und Aufwändig?
Ja, ein Einkauf in einem Zero Waste-Laden ist teurer und zeitintensiver als beim Discounter, was gerade für StudentInnen ein Problem darstellen kann. Ganz so schlimm wie man vermutet ist der Preisunterschied aber oft doch nicht. Ich habe letztens Haferflocken und Nudeln im Unverpackt-Laden gekauft und den Preis dann mit entsprechenden Bio-Produkten bei Billa verglichen. Der Unterschied war mit ein paar Cent vernachlässigbar. Einige Nudeln bei Billa waren sogar teurer.
Letztlich kommt es darauf an, was du kaufst. Regionales, saisonales Obst und Gemüse sowie Grundnahrungsmittel gibt es auch im Unverpackt-Laden relativ günstig. Wenn du allerdings nichtsaisonale oder verarbeitete Produkte und Superfoods kaufst, wirst du natürlich ordentlich zahlen.
Ist der nächste Unverpackt-Laden nicht gerade nebenan, wirst du wahrscheinlich auch nicht jede Woche Zeit und Lust haben, dort deinen Einkauf zu machen. Ich habe für mich die Lösung gefunden, dass ich größere Mengen an Grundnahrungsmitteln wie Nudeln, Reis, Hülsenfrüchte oder Haferflocken zirka alle zwei Monate in einem Zero Waste-Geschäft kaufe. Frisches Obst und Gemüse sowie Eier kann ich unverpackt bei denn's oder am Markt kaufen. Brot und Gebäck kann man aus den Brotboxen bei Billa, Hofer & Co oder auch in einer Bäckerei einfach in einen mitgebrachten Stoffbeutel geben. Und für einige Produkte wie pflanzliche Milch oder Hummus habe ich auch noch keine Alternative gefunden. Die kaufe ich weiterhin verpackt.
Wenn du jetzt noch unsicher bist, ob du unverpackt einkaufen möchtest, kann ich dir nur raten: Probier es einfach mal aus! Nimm einen Freund oder eine Freundin mit und geht gemeinsam in ein Zero Waste-Geschäft. Auch wenn es dann eine einmalige Sache bleibt, ist es trotzdem mal ein etwas anderes Einkaufserlebnis.