Soll die Kirche Teil der Pride-Bewegung sein?
[Forum] Wir von MEINPLAN.at haben euch zur kontroversen Frage um persönliche Statements gebeten und eröffnen hiermit ein Forum, bei dem der persönliche, offene Austausch im Vordergrund steht. Folgende Antworten haben wir von euch bekommen.
Pride-Paraden, Regenbogenfahnen vor Universitäten, in bunten Farben eingefärbte Stufen von Firmengebäuden – der Regenbogen als Symbol der Pride-Bewegung und LGBTIQ-Community gehört zu unserem Alltag. Der Vatikan hat klargestellt, die katholische Kirche segnet alle Menschen, lehnt jedoch die Segnung homosexueller Paare ab. U.a. die Katholische Jugend Österreichs feierten mit dem "Church Pride Day" und der Aktion #SegenFürAlle, "dass wir uns als Katholik:innen für den uneingeschränkten Segen für Gottes Schöpfung einsetzen".
Folgende Antworten haben wir von euch bekommen zur Frage: Soll die Kirche Teil der Pride-Bewegung sein?
"Der Schatz der Beziehung zwischen Mann und Frau"
"Die Kirche birgt einen unglaublichen Schatz über die Sexualität und die Beziehung zwischen Mann und Frau, der mit vielen Überzeugungen der Pride-Bewegung nicht auf einen Nenner kommt."
- Rosa -
"Die Kirche soll Schutzraum für Klärung sein"
"Ich möchte nicht, dass die Kirche Teil der Pride-Bewegung wird und unkritisch ihre Ziele übernimmt. Es geht darin ja nicht einfach nur um die Würde und Annahme der Person – was zur DNA des Christentums gehört, auch wenn es für jede Generation und jeden einzelnen ein Lernfeld bleibt. Die Pride-Bewegung vertritt auch geschlechterpolitische Ziele und Aussagen über das Wesen des Menschen, die mit der grundlegenden DNA des Christentums nicht vereinbar sind."
- Filippa -
"Ich wünsche mir mehr Offenheit"
"Kirche und Pride-Bewegung ist für mich kein Widerspruch. Glauben ausleben ist individuell. Sexuelle Identität ist individuell. Jeder Mensch liebt individuell. Bei Gott sind alle willkommen. Jede Person ist eine andere Farbe und das ist schön. Denn als Gemeinschaft ergeben viele Personen ein buntes Bild. So wie der Regenbogen bei der Pride! Für mich darf die Gesellschaft und Kirche noch mehr Offenheit und Mut zur bunten Vielfalt haben."
- Nina -
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"Gott ist die Wahrheit, die Kirche verkündet sie"
"Die Aufgabe der Kirche ist es, die ihr anvertraute Offenbarung und Wahrheit, zu verkünden. Gott hat den Menschen als Mann und Frau erschaffen und sie berufen, eine dauerhafte Liebes- und Lebensgemeinschaft einzugehen, in der sie sich für die Weitergabe des Lebens – für Kinder – öffnen. Dieser Wahrheit verpflichtet, kann die Kirche die Pride-Bewegung als solche nicht unterstützen. Sexuelle Orientierungen jenseits der Heterosexualität sind zu respektieren, können aber der Ehe zwischen Mann und Frau und der klassischen Familie nicht gleichgestellt werden. Gott ist die Liebe, aber er ist auch die Wahrheit. Er liebt uns, aber er liebt nicht jede unserer Taten oder unserer Neigungen. Die Kirche respektiert jeden Menschen, aber sie spricht nicht jeden Menschen heilig. Weil Gott die ewige Wahrheit ist, verkündet die Kirche diese Wahrheit auch. Selbst dann, wenn sie zurzeit nicht modern ist.
- Katharina -
"Ich glaube, es wäre für uns alle ratsam, mal einen Gang runterzuschalten und wirklich nach guten Freundschaften und sinnvollen Engagements zu streben, welche den schwächsten in unserer Gesellschaft helfen, und nicht nur nach dem High, den man in einer Paarbeziehung bekommt. Dies trifft auf alle Paare zu, nicht nur gleichgeschlechtliche.
Sinnliche Liebe ist was Schönes, aber wenn sie nicht schlussendlich zur Erfüllung in der Schaffung von neuem Leben führt, das auch die christliche Vision von Familie begründet, ist sie gewissermaßen nur ein Selbstzweck."
- Thomas -
"Muss ich alle Werte vertreten, die die Kirche vertritt?"
„Wie kann eine Kirche, die von Nächstenliebe spricht, davon, dass Gott ALLE Menschen liebt, Menschen diskriminieren aufgrund dessen, wen sie lieben? Ich weiß es nicht. Woran ich 100% glaube, ist: Gott liebt alle Menschen. Das ist die Botschaft, die ich auch meinen Mitmenschen vermitteln möchte. Und ich wünsche mir, dass auch die Kirche als Institution genau das tut."
- Zofia -
"Menschen nicht auf erotische Anziehung reduzieren"
"Ich denke, dass ganz viele Menschen (vielleicht alle) irgendwie in ihrer Identität als Mann oder Frau Verletzungen erlitten haben bzw. verletzt sind und Mängel manchmal auch erotisch zu kompensieren versuchen. Das bringt aber nicht das tiefste Glück. Ich denke, dass das unruhige Herz des Menschen erst in Gott zur Ruhe kommt.
Wenn jemand sich als LGBTQIA* identifiziert, soll dieser Mensch wie jeder andere Mensch in der Kirche mit offenen Armen willkommengeheißen werden und wissen, extrem von Gott geliebt zu sein. Zugleich finde ich es gut, dass die Kirche die "Gender-Ideologie", die den Leib des Menschen jegliche Bedeutung abspricht und Menschen in Schubladen steckt, bzw. sie auf eine erotische Anziehung reduziert, nicht übernimmt."
- Anna-
"Die Kirche – also wir Christen – darf sich auf keinen Fall von der LGBT-usw.-Szene zurückziehen. Weder sollte sie so tun, als wäre es eine Parallelgesellschaft, noch darf sie zulassen, dass es eine wird. Damit meinen wir nicht, dass wir uns als Kirche anbiedern sollen und das, was – z.B. im Bild von Mensch, Geschlechtlichkeit und Ehe – unser Erbe ist, verwischen, verleugnen oder dekonstruieren (lassen) sollen. Wir sehen es als wahrhaftigen Schatz, versuchen ihn in unserem Leben zu heben und erzählen auch davon, wenn wir gefragt werden. Aber Begegnung wagen, das soll man! Ohne die Menschen in Schubladen zu stecken, egal wie sehr sie es selbst tun mögen."
- Heinz und Sissy -
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"Ein klares Ja zu Vielfalt"
"Die Kirche gehört mitten in die PRIDE-Bewegung hinein! Dorthin, wo die Schöpfung ihr vielfältiges, buntes Gesicht zeigt. Dorthin, wo Menschen für Gerechtigkeit kämpfen. Dorthin, wo Menschen einander zuhören, füreinander da sind, miteinander weinen und lachen. Dorthin, wo Kirche sich und ihre Identität auch nochmal neu entdecken kann."
- Magdalena -
„Es gibt ja Menschen, die genau jetzt auf der Suche sind; die innerlich zerrissen sind; die nach einem Zuhause und einer Zukunft fragen. Und die oft das Gefühl haben, wegen ihrer homosexuellen Ausrichtung in der „normalen“ Kirche nicht willkommen zu sein. Aber warum sollte die Erlösung durch Jesus Christus für einen homosexuell orientierten Menschen weniger relevant sein als für alle anderen? Die Erlösung, die nach christlichem Verständnis „alles neu“ macht und die, wo immer sie im Herzen angenommen wird, die Identität eines Menschen auf ein zutiefst neues Fundament und in einen weiteren Horizont stellt und eine freie Entscheidung der Nachfolge ermöglicht.
Man braucht als Kirche keine ganze Bewegung zu unterstützen, um als Christ mit anderen Personen aufrichtige Begegnung und Freundschaft zu leben."
- Carl-Philip -
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"Ich möchte, dass die Katholische Kirche Teil der Pride-Bewegung ist, weil mein Gott* voller Liebe ist und nicht diskriminiert. Menschen der LBTQIA* - Bewegung sind, auch in Österreich noch immer starker Diskriminierung ausgesetzt. Als eine Kirche, die für alle und vor allem für benachteiligte Menschen in der Gesellschaft einstehen sollte, wäre es ein wichtiges Zeichen, dass die Katholische Kirche ein Teil der Pride Bewegung wird."
- Judith -
"Stolz ist nicht gutzuheißen"
"Dass die Kirche versucht, auf alle Menschen gleichermaßen zuzugehen und allen die Botschaft Christi zu bringen, ist selbstverständlich. Dass sie Teil einer bestimmten Partei, Bewegung oder Einstellung wird, war und ist nicht so selbstverständlich. Dass sie sich zur Teilnehmerin einer Bewegung machen lässt, die das Wort Stolz/Hochmut im Namen führt, wäre jedoch der eigentlichen Ausrichtung der Kirche diametral entgegenstehend. Stolz an sich, egal worauf oder für was, ist zunächst nicht gutzuheißen, Hochmut gar eine der sieben Todsünden. Stolz und Hochmut, egal auf was bezogen, in unserer Gesellschaft zu fördern, wäre fatal und ein falsches Zeichen."
- Wilhelm -
"Wie kann ich als Religionslehrerin Offenheit vermitteln?"
"Ich bin nicht nur Teil der lgbtqia-community, sondern als Theologie-Studentin und angehende Religionslehrerin auch Teil der kirchlichen Gemeinschaft. Und natürlich stellt sich für mich dann die Frage: Bin ich hier überhaupt richtig? Wie kann ich als katholische Religionslehrerin meinen Schüler*innen Offenheit und Inklusion vermitteln, die offensichtlich nicht vorhanden ist? Wie kann ich ihnen den Glauben näherbringen, der sie, solang man Teil beider Communities ist, teils so drastisch einschränkt?"
- Patrizia -
"Stolz ist keine Tugend"
„Ich sehe große Widersprüche zwischen dem, was wir als Kirche wollen, und den Forderungen der LGBT-Community. Insofern halte ich eine Zusammenarbeit für nicht sinnvoll."
- Josef -
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