Perspektivenwechsel: Furchtlos sein, das kann ich!
Zukunftsängste, Verlustängste, Existenzängste, Angst vor Veränderung, Angst vor Stillstand und Routine, Angst allein zu sein, Angst vor Überforderung, Angst vor Entscheidungen… so viele Ängste schlummern manchmal in mir, ein Perspektivenwechsel hilft!
Ich habe Angst
Ich sage nie
Das kann ich
Furchtlos sein
Liegt mir nicht
Angst zu haben
Das ist mein Dauerzustand
Selbstsicherheit
Kenn ich nicht
Diese Perspektive ändern
Gibt's nicht
Denn ich habe Angst
(Jetzt von unten nach oben lesen!) - Ein Gedicht von Katharina Alram
Als ich dieses Gedicht zum ersten Mal in die andere Richtung, also von unten nach oben las, war das ein sehr komisches Gefühl. Es waren Gedanken, die ich mir selber so nie gesagt hätte. Es waren Gedanken, die ich mir selbst auch nie geglaubt hätte. Das Gedicht steht nun seit mehr als einen Jahr groß auf meiner Pinnwand. Ich lese es sehr oft bevor ich schlafen gehe oder, wenn ich aufwache, doch meistens nur mehr in die „falsche“ bzw. „gute“ Richtung. An den meisten Tagen glaube ich mir, wenn ich die Zeilen laut ausspreche.
Ich wollte meine Angst verstehen
Ich habe mich sehr lange Zeit gar nicht mit dem Thema Angst auseinandergesetzt, bis es so akut wurde, dass ich es musste. Ich litt am Ende meiner Schulzeit an Panikattacken, damals hatte ich sogar Angst vor der Angst. Ich ging in Therapie und die Attacken wurden besser, sie verschwanden eigentlich ganz. Trotzdem blieb das Thema Angst zentral in meinem Leben. Ich wollte verstehen, warum ich vor so vielen Situationen Angst hatte, warum gewisse Umstände in mir Angst auslösten. Ich wollte die Lösung für das Problem finden.
Auf der suche nach der Ursache
Die Angst wurde seither manchmal so leise, dass ich sie vergessen habe. Dann wurde sie wieder so laut, dass ich den ganzen Tag an nichts anderes denken konnte. Nur wenige Menschen in meiner Umgebung wissen von diesen Achterbahnfahrten, denen ich ausgesetzt war und bin. Nur wenige können mich verstehen, wenn ich es versuche zu beschreiben.
In den lauten Phasen, in denen die Angst wieder mehr in den Vordergrund rückte, lernte ich immer mehr damit umzugehen. Ich beschäftigte mich sehr mit den körperlichen Symptomen, die ich mit Sport, Hausmitteln, Kräutern, Entspannungsübungen und Ruhephasen erfolgreich bekämpfte. Das war rückblickend nicht schlecht, ich profitiere immer noch von diesen Lernerfahrungen. Trotzdem setzte ich mich nicht mit der eigentlichen Ursache meiner Angst auseinander.
Zeit für einen Perspektivenwechsel
Doch meistens sind es die Dinge, die noch gar nicht eingetroffen sind – die „Was wäre wenn…“-Gedanken, die mir Angst machen. Die Zukunft ist es die mir Angst macht, manchmal auch wegen Erfahrungen aus meiner Vergangenheit. Diese Perspektiven nehmen manchmal so viel Platz ein, dass ich die Gegenwart vergesse oder nicht mehr spüre. Diesen Aha-Moment hatte ich letzten Winter, es war also Zeit für einen Perspektivenwechsel!
Es gibt nur JETZT
Meine Angst ist seither leiser geworden, sie hat an Relevanz verloren. Ich nehme sie nicht mehr so ernst. Trotzdem gibt es noch Momente der Angst, dabei frage ich mich nun stets: „Ist das jetzt wirklich relevant? Ist das jetzt wirklich bedrohlich?“. Das Prinzip des „Jetzt“ nimmt mir viele Ängste. Das Leben ist nicht gestern oder morgen, das Leben ist heute. Das ist ein Fakt. Es gibt nur JETZT, sobald ich das realisiert habe ist das eben genannte „Jetzt“ schon wieder vergangen und ein neues ist da. Das befreit irgendwie, auch wenn es die Vergänglichkeit des Lebens umso mehr unterstreicht.
Ich versuche mich seither gezielter und bewusster auf das Jetzt einzulassen. Die Gegenwart zu spüren. Dann werden die Gedanken und Ängste in meinem Kopf ruhiger und ich spüre meinen Körper, mein Bauchgefühl, mein Herzgefühl. Das alles klingt sehr spirituell aber frag dich mal selbst: Wie oft bist du mit deinen Gedanken schon beim nächsten Schritt? Wie oft bist du nicht richtig bei der Sache, die du gerade – in der Gegenwart – machst? Wie oft hast du das Gefühl die Zeit fliegt dir davon, das Jahr ist schon wieder so schnell vergangen?
Die Gegenwart bewusst wahrnehmen
Vielleicht und hoffentlich lösen diese Fragen und Antworten bei dir keine Angst aus. Trotzdem können sie wesentlich zu deiner Lebensqualität und zu deinem Glücksempfinden beitragen. Das bewusste und achtsame Wahrnehmen der Gegenwart bringt meiner Erfahrung nach automatisch Entschleunigung mit sich. Dafür hilft es manchmal auch nur tief durchzuatmen. Einfach mal zehn Minuten lang da sitzen, ohne jeden einzelnen Gedanken nachzujagen, ihn auszuführen oder zu bewerten. Die Zeit vergeht dann langsamer. Ich nehme diese Momente viel intensiver wahr. Nachher bin ich zufriedener, ruhiger und furchtloser. Ja, manchmal bin ich auch frustriert, weil es einfach gar nicht geklappt hat. Weil ich schon wieder tausend Sachen im Kopf habe, die mir unter anderem Angst machen. Aber auch, wenn es mir nicht jeden Tag oder jede Woche gleich gelingt. Der Versuch ist es wert. Der Perspektivenwechsel tut gut.