Ohren des letzten Jahrtausends
Statt das Wochenende daheim zu genießen, hat Nathalie mit ihrem Chor in einem Altersheim gesungen. Ein Besuch, der zu denken gab: Wer engagiert sich für die alten Menschen?
Mit ,,alt“ assoziiert man ,,verbraucht, nutzlos, das Ende.“ Doch der Besuch im Altersheim hat meinen Charakter geprägt.
Wochenende adé – mir egal
Ich überlegte nicht lange, als meine Chorleiterin fragte, wer von uns SängerInnen denn an einem Wochenende in einem Altersheim singen wolle. Zugegeben: Faulenzen, Party und Schlaf klingen für ein Wochenende irgendwie erholsamer. Aber die Möglichkeit, Menschen in einem Heim eine Freude zu machen, sah ich als weit wertvoller als ,,sich selbst zu dienen“, indem man einfach das macht, was man sonst auch tut.
Hör’n die Alten denn noch was
Man hört auch mit dem Herzen. © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
Wir probten einige Wochen, bis der Tag des Auftritts schließlich gekommen war. Schon beim Betreten des Altersheimes merkte ich die triste Stimmung. Traurig umherfahrende sowie humpelnde Menschen, eine bedrückende Stille. Wir stellten uns in Chorformation auf und begannen, unser Programm zu singen. Ich merkte, wie Augen zu leuchten begannen und wie die Menschen aus dem Heim sich danach sehnten, auch nach dem Auftritt mit uns Zeit zu verbringen. Eine Dame sagte, ,,so glücklich“ zu sein, dass ,,mal jemand Junges herein kommen würde“.
Wie ich bemerkte, hatten einige ,,Alte“ Probleme mit dem Hören, was eine Konversation nicht immer einfach machte. Andere wiederum hörten ohne Probleme. Alle von ihnen jedoch hörten mit dem Herzen: indem sie die Anwesenheit unseres Chores genossen. Ob sie nun jede Zeile unsere Lieder verstanden? Bestimmt nicht. Aber darauf kommt es doch auch nicht an, oder? :- )
Das Leben im Heim
Die Tristesse holte mich bereits beim Betreten des Heimes ein. Wie muss es sein, Tag für Tag in solch einem Heim zu leben und – wie viele von den Menschen angaben – seine Familie nicht zu sehen, einsam zu sein, keine Perspektive mehr zu haben.
Ich finde, jeder kann sich – ob mit dem Chor, als MusikerIn, Brettspieler,… – für alte Menschen in Heimen engagieren. Obwohl ich diese Idee nicht nur auf’s Heim beschränken würde – schließlich gibt es genug alte Menschen, die einsam sind, aber gesund genug, um selbständig zuhause zu wohnen.
Im Zuge meines Studiums werde ich mich in einer Masterarbeit ebenfalls den ,,Alten“ widmen – damit sie von unserer Gesellschaft nicht vergessen, sondern in den Mittelpunkt gerückt werden! Ob jung oder alt – der Mensch zählt. Vielleicht kann ich ja auch dich zu einem ehrenamtlichen Engagement für alte Menschen begeistern?