No excuse: auch du kannst Gemüse in der Wohnung anbauen
Wolltest auch du schon immer mal dein eigenes Gemüse anbauen, aber deine Wohnsituation hat es bis jetzt nicht erlaubt? Schluss damit! Hier kommen meine Tipps für Urban Gardening in deiner Wohnung.
Und, wie sieht es mit deinem grünen Daumen aus?
Ehrlich gesagt, vor zehn Jahren hatte bei mir kaum eine Pflanze eine Überlebenschance. Es gab nur zwei mögliche, langanhaltende Klimazonen: wüstenähnliche Dürrephasen oder regenfallartige Überschwemmungen. Die gute Mischung gab es bei mir eher selten.
In den letzten Jahren hat sich das jedoch drastisch verändert. Heute liebe ich Pflanzen in jeder Größe und Form. Wenn ich könnte, würde ich aus meinem Zimmer einen Urwald machen. Gärtnereien oder Blumenläden zählen zu meinen Lieblingsorten - jedes Mal fällt es mir schwer, nicht noch etwas zu kaufen.
Gerne würde ich auch mein eigenes Gemüse anbauen. Da ich jedoch in einer Wohnung im zweiten Stock wohne, ist dies nur bedingt möglich (so dachte ich zumindest bis jetzt). Heuer möchte ich gerne einen Versuch starten. Dafür habe ich recherchiert, welche Sorten sich dafür eignen, und ehrlich gesagt war ich über die Vielfalt ganz schön überrascht.
Im Folgenden fasse ich die, durch die Recherche gewonnen Informationen, zusammen:
Erbsen und Bohnen
Erbsen und Bohnen gehören der Kategorie "Rankgemüse" an. Dieses lässt sich besonders gut in einem Blumenkisterl in der Wohnung anbauen. Wichtig ist, es an einem sonnigen Platz, also am besten direkt neben einer Glastüre oder ans Fenster zu stellen. Als Rankhilfen eignen sich dünne Stöcke oder Pflanzenstäbe. Je nach Sorte benötigt man verschieden große Töpfe. Sogar auf einer kleinen Anbaufläche lässt sich eine große Ernte erzielen.
Vielleicht kennst du sie auch unter dem Namen Super-Food, denn sie sind Proteinbomben schlechthin und enthalten zusätzlich zahlreiche Vitamine und Mineralien. Allerdings sollten sie tunlichst nicht roh gegessen werden, da manche Sorten roh sogar giftig sind.
Tomaten
Um Tomatenpflanzen anzubauen, eignen sich Töpfe, welche ein Volumen von mindestens zehn Liter haben. Nachdem die Pflanzen sehr hoch werden können, ist es ratsam, sie mithilfe von Rankhilfen zu stützen. Hierfür eignen sich am besten sogenannte Tomatensäulen aus Drahtgitter, da einzelne Pflanzenstäbe zu wenig Halt im Topf finden. Auch Tomaten benötigen einen sonnigen Platz und sehr viel Wasser. Staunässe sollte unbedingt vermieden werden! Da Tomaten direkten Regen nicht mögen, ist die Aufzucht in der Wohnung sogar vorteilhaft. Für die Befruchtung reicht es, die Pflanze kurz vorsichtig zu schütteln.
Eine außergewöhnliche Sorte ist die Ampeltomate, welche sich gut in einer Blumenampel anbauen lässt.
Ihre Besonderheit ist, dass sie nicht nach oben wächst, sondern nach unten.
Letztes Jahr habe ich meinen ersten Versuch gestartet und meine eigenen Tomaten angebaut. Allerdings dabei nicht bedacht, dass ich die Blüten auch mit einem Pinsel befruchten könnte. Also habe ich sie tagsüber immer wieder vor die Haustüre (auf den Freilichtdurchgang) gestellt. Dies hat zwar ganz gut funktioniert, allerdings wurde das hin- und hertragen mit zunehmender Größe sehr anstrengend. Da der Durchgang aufgrund der Fluchtmöglichkeit frei sein muss, konnte ich sie leider nicht draußen stehen lassen. Ich hatte auch nur sehr wenig Ertrag, aber ich werde es sicherlich nochmals versuchen.
Radieschen
Bei Radieschen streut man die Samen in einen großen Blumentrog, bereits nach kurzer Zeit kann man die ersten Früchte ernten. Da die Aufzucht nicht besonders lange dauert, ist eine Ernte das ganze Jahr über möglich. Die Pflanze freut sich am meisten über einen Sonnenplatz, gibt sich aber auch mit einem Plätzchen im Halbschatten zufrieden. Sie haben es gerne feucht, allerdings hassen sie Staunässe.
Von dieser Gemüsesorte ist nicht nur die Frucht genießbar, sondern auch die Blätter. Aus ihnen kann Pesto und Suppe zubereitet werden oder man verwendet sie für leckere Salate.
Gurken und Zucchini
Ihre Aufzucht verläuft fast identisch zu jener der Tomaten. Außer, dass sie im Gegensatz zur Tomatenpflanze, weniger in die Höhe wachsen, sondern eher in die Länge. Sie benötigen daher eine größere Fläche.
Genau wie Tomaten mögen sie weder Nässe noch Kälte, wodurch sie für die Wohnung wie geschaffen sind. An angenehmer Nebeneffekt: die riesigen gelben Blüten bringen auch noch etwas Farbe in dein zu Hause.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Anbauen einer Schlangengurke in der Wohnung nicht leicht ist. Mir ging der Platz aus, um sie in die Länge wachsen zu lassen. Allerdings würde ich es gerne ein zweites Mal probieren. Denn wie bei allem soll man nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, nur weil es beim ersten Mal nicht geklappt hat.
Zwiebeln und Lauchgewächse
Diverse Lauchgewächse wie Bärlauch, Lauch, Frühlingszwiebeln, Knoblauch und Zwiebeln kann man völlig problemlos am Fensterbankerl anbauen. Zwiebeln lassen sich relativ pflegeleicht halten. Witzig ist auch, wenn du Lauch einwässerst, wächst er angeblich immer wieder nach. Wichtig ist nur, dass das Wasser täglich gewechselt wird.
Kräuter
Diverse Kräutersorten wie Petersilie, Schnittlauch, Basilikum, Thymian und Kresse lassen sich sehr gut indoor anbauen. Bestimmt kennst du die Becherpflanzen im Supermarkt.
Kleine Anmerkung meinerseits: vielleicht liegt es ja auch an mir, doch bei mir haben Kräuter leider bis jetzt nie mehrere Wochen überlebt. Was ich sehr schade finde, denn man schmeckt einen gewaltigen Unterschied zwischen frischen und getrockneten Kräutern.
Paprika, Pfefferoni und Chili
Paprikapflanzen lieben eine feuchte und warme Umgebung. Um das Keimen der Samen zu verbessern, kannst du sie vor der Einsaat in warmen Wasser einweichen. Auch Paprikablüten darfst du künstlich befruchten.
Chilipflanzen kannst du sehr ähnlich anbauen, der einzige Unterschied ist, dass sie etwas robuster sind und eine höhere Luftfeuchtigkeit benötigen und auch vertragen.
Ich habe seit wenigen Wochen eine Chilipflanze in meiner Wohnung, bis jetzt ist sie aber noch sehr klein. Ein sehr guter Freund hat in seinem Büro ein paar große Tröge mit Chilis stehen, welche mittlerweile bereits zu richtigen Büschen herangewachsen sind und er konnte auch schon mehrere Chilis ernten.
Pflücksalat
Für den Anbau benötigst du große, flache Schalen und Gemüseerde. Die Samen werden direkt in die Erde ausgesät. Am besten gedeiht der Pflücksalat an einem sonnigen Plätzchen, nach vier bis sechs Wochen kann man die ersten Blätter pflücken.
Vor zirka fünf Jahren habe ich sechs Salatpflanzen in einem großen Trog auf der Terrasse meiner Familie angebaut und es hat echt gut funktioniert. Als der Salat zum Ernten bereit war, sind wir mit dem Essen fast nicht nachgekommen.
Karotten
Sie sind ein Wurzelgemüse, bei diesem spielt die Wahl des Topfes eine besondere Rolle. Hervorragend sind möglichst hohe Töpfe. Bei den meisten Sorten ist eine Topfhöhe von Minimum 20 cm erforderlich, nur für Minikarotten können auch niedrigere Töpfe verwendet werden. Diese Gemüsesorte ist relativ anspruchslos und benötigt hauptsächlich ein wenig Wasser und ein helles Plätzchen. Durch die vorhandenen Nährstoffe in der Erde müssen sie kaum gedüngt werden.
Kartoffeln
Kartoffeln sind ein weiteres Gemüse, welches sich super in der Wohnung anbauen lässt. Wichtig ist allerdings ein ausreichend großer Topf mit einem Volumen von mindestens 20 Litern. Die Knollen benötigen ausreichend Platz zum Wachsen. Sie haben es gerne feucht, aber keine Staunässe.
Sobald die Blätter vertrocknet sind, kann man die Knollen ausgraben. Der Zeitpunkt ist von Sorte zu Sorte unterschiedlich. Sollten kleine Knollen nicht vollständig bedeckt sein, kann man sie vorsichtig mit Erde behäufen. Kleine Side-Note am Rande: weltweit gibt es über 4.000 verschiedene Kartoffelarten.
Generelle Infos
Generell ist zu beachten, dass Gemüsepflanzen vor allem für die Reifung der Früchte sehr viel Licht brauchen. Daher ist es ratsam, die Pflanzen am besten direkt vor ein Fenster zu stellen. Sollte es draußen durchgängig bewölkt sein, wäre ein zusätzliches Pflanzenlicht sinnvoll. Gemüsepflanzen müssen regelmäßig gegossen und eventuell sogar gedüngt werden. Immer wieder zu lüften ist zusätzlich für ihr Wachstum sehr förderlich. Mit wenigen Ausnahmen kann man im Zeitraum zwischen März und Oktober mit Erträgen rechnen.
Noch ein Vorteil ist, man definitiv kein Problem mit Schnecken, Käfern oder sonstigen Tierchen hat. Außerdem gedeiht Gemüse in der Wohnung, im Vergleich zum Garten, auch im Winter.
Weitere Sorten, die sich ausgezeichnet für die Wohnung eignen sind Ingwer, Rote Rüben und Spinat.