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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Neue Perspektiven dank Auslandsjahr in Indonesien

Bei ihrem Freiwilligenjahr in Indonesien war Bernadette im Einsatz für Opfer sexueller Gewalt. Ein Jahr, das ihr neue Perspektiven geschenkt hat.

Bernadette Ennemoser hat mit dem Steyler Freiwilligenprogramm „Missionarin auf Zeit“ (MaZ) elf Monate auf der Insel Flores in Indonesien verbracht. Dort hat sie im Projekt TRUK-F mitgearbeitet, das von der mittlerweile 77-jährigen Steyler Schwester Eustochia gegründet wurde. Von Anfang an wurde es als eine Institution gegründet, um jungen Frauen und Kindern, die Opfer von Menschenrechtsverletzungen und sexueller Gewalt geworden sind, beizustehen.

 

 
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Sr. Eustochia © ausserordentlich
 

Sr. Eustochia © ausserordentlich

 

Ich bin immer wieder davon beeindruckt, wie engagiert Sr. Eustochia, die Gründerin des Projekts TRUK-F, ist. Sie ist inzwischen 77 Jahre alt und ist trotzdem jeden Morgen im Büro und oft tagelang bei Treffen auf der ganzen Insel bis hin nach Bali oder Jakarta unterwegs.

 

Missbrauchte und vergewaltigte Mädchen unterstützen

Oft geht es nicht um Erfolg: Momentan bekommen wir fast jede Woche mehrere Fälle von missbrauchten oder vergewaltigten Mädchen, die jüngsten im Grundschulalter. Alle suchen hier im Projekt Unterstützung und Hilfe, für die Mitarbeiter und die Schwester oft eine kräftezehrende Arbeit.

 

Die Hilfe kann verschiedene Formen annehmen: Oft werden die Mädchen zur Polizei und zum Gericht begleitet, manchmal werden alle Parteien (Opfer und Täter mit Familien, manchmal auch der Dorfvorsteher) im Büro zusammengerufen und es wird nach einer Lösung mit Hilfe des traditionellen/kulturellen Rechts (indo. Adat) gesucht.

 

Wenn dann noch der Täter plötzlich verschwindet oder die Eltern eines Mädchens sich querstellen, ist es schon fast ein Wunder, nicht die Motivation für diese wichtige Arbeit zu verlieren.

 

Nicht die Hoffnung aufgeben

Aber nicht die Hoffnung aufgeben! Trotz aller Schwierigkeiten gibt es auch so viel Leben und Wachstum: In den letzten Monaten konnten einige Mädchen nach Hause zurückkehren, weil der Fall abgeschlossen werden konnte, und zwei von ihnen haben ihren Schulabschluss gemacht.

 

Wir haben noch einen Zuwachs bekommen: Ein zweites Mädchen hat ihr Kind bekommen und inzwischen sind zwei Babys und ein dreijähriger Junge (der Sohn einer Frau aus dem shelter – dem Haus, in dem die Mädchen untergebracht sind) hier – er kann sich jetzt endlich meinen langen Namen merken ;-). Gerade vorher, während ich hier am Laptop sitze, ist er ins Büro gestürmt: „Kakak Bernadette!“ (Kakak bedeutet großer Bruder/große Schwester und wird immer als respektvolle Anrede für Leute verwendet, die etwas älter als man selber sind – auch ich nenne die Mitarbeiter so).

 

Außerdem wurde in Ende, einer anderen Stadt auf Flores, eine Beratungsstelle von TRUK aufgemacht, damit sich die Hilfe nicht nur auf die Stadt Maumere und Umgebung beschränkt – das Projekt wächst, bald haben wir eine Frau aus Jakarta von der Komisi Nasional Perempuan (Nationale Kommission für Frauen) zu Gast, es waren auch schon öfter Mitarbeiter von europäischen NGOs und Projekten hier.

 

Ein Freiwilligenjahr voll neuer Perspektiven

Das Jahr hat mir viele neue Perspektiven geschenkt. Neue Perspektiven auf den Glauben, auf das Leben zuhause: Sachen wie eine warme Dusche oder eine saubere Umwelt sind ein Luxus, den wir oft für selbstverständlich halten – aber letztendlich kommt es nicht darauf an, ob ich meine Wäsche in einer Maschine oder per Hand wasche (was ich das ganze Jahr über getan habe).

 

Dazu ein Zitat, das mich beeindruckt hat:

 

 
“Life's most persistent and urgent question is, 'What are you doing for others?'”
- Martin Luther King Jr. -
 
 

Die hartnäckigste und dringlichste Frage des Lebens lautet: Was tust du für andere? Diesen Satz möchte ich mir mit nach Europa nehmen und alle ermutigen, selbst in ihrem Leben darüber nachzudenken.

 

Am Anfang des Einsatzes wurde mir von einer Schwester gesagt: „Wenn Menschen hierherkommen, weinen sie zwei Mal: Am Anfang und wenn sie wieder gehen müssen.“ Dieses Sprichwort wird wohl auch auf mich zutreffen. Ich habe mich hier in den letzten Monaten gut eingelebt und bin dankbar für alles, was ich erleben durfte! Terima kasih – danke.

 

Mittlerweile ist Bernadette schon von ihrem Einsatz zurückgekehrt und studiert seit Anfang Oktober in Bochum Geschichte und Religionswissenschaft.

 

Bernadette hat im TRUK-F Projekt: Die Abkürzung in indonesischer Sprache bedeutet Tim Relawan Untuk Kemanusiaan - Freiwilligenteam für die Menschheit, das F am Schluss steht für Flores; aber mittlerweile ist das Projekt in ganz Indonesien vernetzt.

 

Von Anfang an wurde das TRUK-F als eine Institution gegründet, um jungen Frauen und Kindern, die Opfer von Menschenrechtsverletzungen und sexueller Gewalt geworden sind, beizustehen. Die gesellschaftliche Stigmatisierung der Gewaltopfer im Land ist ein großes Problem – Deshalb sollen die Frauen durch verschiedene Initiativen im Projekt ermächtigt werden, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, um sich so wieder in die Gesellschaft eingliedern zu können. Weiters geht es in dem Projekt auch wesentlich darum, die Bevölkerung über Menschenrechte zu informieren.

Bernadette Ennemoser

Bernadette Ennemoser ist 19 Jahre und kommt aus Südtirol. Sie hat mit dem Steyler Freiwilligenprogramm „Missionarin auf Zeit“ (MaZ) elf Monate auf der Insel Flores, Indonesien verbracht.

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