Mit Ignatius von Loyola durch die Krise!
Ritter, Adeliger und leidenschaftlicher Draufgänger – Ignatius von Loyola, mein Lieblingsheiliger!
Erstmalig begegnete mir Ignatius im Theologie-Studium. Ich war fasziniert und gefesselt von seiner autobiografischen Bekehrungsgeschichte und fragte mich, woher diese Faszination kam. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass ich gerade selbst eine Art Bekehrungserfahrung gemacht hatte? Dass ich am Beginn eines Theologie-Studiums und darüber hinaus auf dem Weg katholischer Priester zu werden war, ist dieser Erfahrung zu schulden. Ein bisschen wie Ignatius – so kam es mir vor – hatte ich gerade mein altes Leben hinter mir gelassen, um etwas Neues und völlig anderes anzupacken. Woher die Motivation dazu kam, war mir schleierhaft; dennoch spürte ich, dass ich es tun musste. Ignatius‘ Vorbild war mir dabei Stütze und Hilfe, auf Kurs zu bleiben.
Ein Geistlicher Begleiter
Meine Faszination für ihn und seine Biografie, die mit der akademischen Auseinandersetzung keineswegs endete, ließ mich letztlich auch Geistliche Begleitung in Anspruch nehmen. Ein Geistlicher Begleiter – es kann auch eine Frau sein – ist einer, der hilft, das eigene Leben im Lichte des Glaubens zu betrachten. Meine Begleiterin damals war gleichzeitig Ordensschwester eines Frauenordens. Von ihr erhoffte ich mir ehrlicherweise Hinweise darauf, was es mit meiner Faszination an der Gestalt des Ignatius von Loyola auf sich haben könnte.
Eine Spur, die sie mir im Laufe der Zeit legte, war Ignatius‘ Verständnis von innerer Freiheit. Und wie ich später merkte, war es genau das, was meine Faszination auslöste und nährte. Stelle es dir bildlich vor: Wenn aus einem nach Ruhm, Ehre und Ansehen heischenden aufbrausenden Jüngling ein besonnener, wenngleich weiterhin leidenschaftlicher Mann wird, dessen einzige Sorge jene zu sein schien, Gott zu gefallen. Es mir selbst vorstellend, fühlte sich das für mich damals schon nach absoluter Freiheit an! Ich wollte das auch, frei sein und selbstbestimmt, unabhängig davon, was von außen auf mich einprasselte. Seien es die Erwartungen von Menschen in meinem Umfeld, seien es staatliche Vorgaben wie Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, um ein ganz aktuelles Beispiel zu bemühen.
Seit dieser Einsicht übe ich. Ich übe, innerlich frei zu sein
Wie aber mache ich das? Vor allem dann, wenn mich Sorgengedanken und Zukunftsängste übermannen? Dazu bietet mir Ignatius ein Gedankenexperiment.
Zu abstrakt? Machen wir es konkret an einer Entscheidungssituation. Wie gehe ich vor? Zunächst versuche ich, mich eben indifferent zu machen und betrachte die beiden Wahl-Optionen, etwa die Frage, ob ich mich gegen Covid-19 impfen lassen soll oder nicht. Ich erinnere mich dabei stets, dass Gott allein mein unverrückbares Ausrichtungskriterium ist. Für mich sind an dieser Stelle beide Wahl-Optionen zunächst gleichwertig. Zunehmend werde ich in der Folge merken, dass ich innerlich Distanz gewinne zu eigenen Sorgen und Ängsten. Und ich werde feststellen, dass in dieser Dynamik plötzlich auch nicht mehr zuvorderst relevant ist, was andere sagen und denken. Es ist auch nicht mehr so wichtig, wie andere über mich verfügen, etwa durch Ausgangsbeschränkungen.
Du kannst dich hier etwa fragen: Was willst du für mich, Gott? Oder: Was dient dem Leben mehr? Sowohl meinem Leben als auch jenem der anderen? Freilich wird in meinen Unterscheidungsprozess auch wesentlich einfließen, was ich über die Wirkung der Impfung weiß, wie Expertinnen und Experten die Situation bewerten, welche Folgen und Auswirkungen mit meinem Handeln verbunden sind, usw. Aber ich versuche, all meinen Regungen gegenüber indifferent zu sein und den Fokus auf Gottes Willen zu behalten.
Diese Dynamik ist nicht einfach zu beschreiben, versuche es daher am besten mal selbst! Betrachte eine Einstellung, die du vertrittst oder ein Gefühl, das du in bestimmten Situationen hast und versuche dich dann diesen Wirklichkeiten gegenüber indifferent zu machen. Zeigen sich dabei andere Wege? Verändert sich emotional etwas? Blitzen vielleicht sogar neue Blickwinkel auf?
Wenn ja, dann gratuliere! Du bist ein erfolgreich Übender im Sinne des Ignatius von Loyola. Genieße das Stückchen zurückgewonnener innerer Freiheit und mach weiter so!