AAA
Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

"Mein Studienwechsel war kein Problem"

Max hat vom Lehramt-Studium zum Studium Transkulturelle Kommunikation gewechselt. Wie er zum Sprachstudium und Unterrichten steht und warum er Studienwechsel problemlos findet – ein Interview.

Es ist großartig, dass es viele verschiedene Studienrichtungen gibt. Weniger großartig ist die Entscheidung: Welches Studium? Und stellt man während dem Studium fest, dass es doch nicht das richtige Studium ist, was dann? Wenn du dir ähnliche Gedanken machst, kann dir das Gespräch mit Max helfen, gelassener in die Zukunft zu blicken.

 

Max ist 21 Jahre alt und studiert Transkulturelle Kommunikation im 3. Semester, sein Schwerpunkt sind die Sprachen Russisch und Italienisch. Nach einem Semester Lehramt hat er gemerkt, dass es nicht das Richtige für ihn ist. Warum er trotz seinem fachlich anderem Studium nebenberuflich als Deutsch-Trainer für Erwachsene tätig sein kann und glücklich mit seiner Wahl ist, erzählt er in diesem Interview.

 

Studium (laufend): Transkulturelle Kommunikation mit Fächern Russisch und Italienisch

Job (Nebenjob): DAF-Trainer

Wunschberuf für später: Dolmetscher, Russisch unterrichten und weiter DAF-Kurse anbieten

Erzähle etwas über dich! Was studierst/arbeitest du?

Max: Ich komme eigentlich aus der Ukraine. Mit zehn Jahren habe ich begonnen Deutsch zu lernen und so konnte ich schon gut Deutsch sprechen, als ich nach Österreich gezogen bin. Nach dem Gymnasium in Wien habe ich begonnen, Lehramt zu studieren. Da ich für mich festgestellt habe, dass ich keine Schulklassen unterrichten möchte, habe ich zu Transkulturelle Kommunikation gewechselt.

Damit ich an die Schule gehen darf, habe ich nach meinem Umzug das C1-Zertifikat Deutsch als Fremdsprache gemacht.

 

Vor 2015 habe ich schon begonnen, meiner Schwester Deutsch als Fremdsprache zu lernen. Da meine Schwester in der Ukraine wohnt, fand die Nachhilfe per Skype statt. Meiner Schwester hat es sehr gut gefallen und meine Mutter hat mich ermutigt, mir jemanden anderen zu suchen, dem ich auch Deutsch beibringen kann. Ich bin ihrem Rat gefolgt und habe Deutschstunden gehalten.

 

Wie bist du vom Lehramt-Studium zu Transkulturelle Kommunikation gekommen?

Zuerst habe ich angefangen, Lehramt zu studieren. Mathe und Geographie, weil ich die Fächer in der Schule besonders gerne mochte. Also gar keine Sprachen (lacht). Mit der Zeit habe ich jedoch gespürt, dass es nicht so meines ist. Obwohl ich bereits Einzelunterricht mit Kindern und Gruppenunterricht mit Erwachsenen gehalten habe, hatte ich irgendwie Angst, eine große Gruppe von Kindern zu unterrichten. Es scheint mir schwierig zu sein. Nach einem Semester habe ich Studium gewechselt.

 

Russisch ist meine Muttersprache und Deutsch eigentlich meine Fremdsprache. Italienisch lerne ich auch seit einem Jahr. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, zu Sprachen wie Russisch und Italienisch zu wechseln. Dann habe ich festgestellt, dass man dafür die Latein-Ergänzungsprüfung machen muss und ich Latein nicht so gerne lernen möchte. Und so führte der Weg zum Studium Transkulturelle Kommunikation.

 

Es scheint, Sprachen sind deine Leidenschaft und du findest verschiedene Wege, diese Leidenschaft im Beruf auszuleben?

Ja, das stimmt! Ich habe auch versucht, Russisch zu unterrichten und es hat mir sehr gut gefallen. Für die Kurse habe ich jedoch nicht so viele Kursteilnehmer*innen gefunden, aber zukünftig möchte ich auch diese Sprache unterrichten.

 

Profitierst du im Job von deinem Studium und/oder umgekehrt?

Ich glaube, mir fällt das Studium leichter. Das Unterrichten von deutscher Grammatik und das Arbeiten mit Texten hilft mir, da es ein großer Teil vom Studium ist. Einige Punkte sind im Studium und in meiner Arbeit gleich, aber es gibt auch viele Unterschiede. Zum Beispiel lerne ich im Studium nicht, wie man jemandem eine Sprache lehrt und etwas erklärt. Das muss ich mir selber aneignen.

 

 
Einige Punkte sind im Studium und in meiner Arbeit gleich, aber es gibt auch viele Unterschiede. Zum Beispiel lerne ich im Studium nicht, wie man jemandem eine Sprache lehrt und etwas erklärt. Das muss ich mir selber aneignen.
 
 

 

Beim Studium lernt man nicht, wie man Anfängern etwas beibringt. Fertigkeiten aus dem Studium helfen mir für höhere Niveaus wie C1 oder C2, da man beispielsweise lernt, wie man Texte gestaltet und etwas präsentiert.

 

Denkst du, dass man mit dem Studium Transkulturelle Kommunikation auch in andere Berufe (z.B. Coach/Trainer/Lehrerberuf) einsteigen kann, wenn man nicht den klassischen Dolmetscher-Job ausüben möchte?

Ja, aber man muss auch etwas dazulernen, um gut unterrichten zu können. Psychologische und pädagogische Grundlagen, wie man etwas lehrt. Das lässt sich gut anhand eines Beispiels erklären: Zuerst studiert man Fachliches, z.B. Fachmathe, und dann, wie man Mathe unterrichtet. Also es gehören zwei Teile dazu und genau so ist es hier: Wenn man Transkulturelle Kommunikation studiert hat, dann hat man den ersten Teil, das Fachliche. Es fehlt dann noch der didaktische Part.

 

Ich habe viele verschiedene Bücher über Sprachaneignung und Pädagogik allgemein gelesen. Zusätzlich muss man unterscheiden, ob man in der Erwachsenenbildung oder mit Kindern arbeiten will – das sind meiner Meinung nach zwei ganz verschiedene Welten. Bei manchen Kindern fehlt die Motivation, da wünschen sich die Eltern, dass sie die Sprache erlernen. Man muss überlegen, wie man Kindern die Sprache spielerisch beibringt.

 

Bist du froh über deine Entscheidung, ohne Lehramt-Studium Sprachen zu unterrichten?

Ja, aber ich weiß nicht, ob ich auch in der Zukunft als Lehrer arbeiten werde. Das Lehrersein ist mir momentan irgendwie zu stressig. Möglicherweise, weil ich mir vieles selbst aneignen muss. Aber wenn man eine Leidenschaft zum Vermitteln von Sprache hat, dann würde ich es empfehlen!

 

Wie wird man eigentlich DAF-Trainer? Kann das „jede*r“ machen? Oder muss man da schon gewisse Kompetenzen vorweisen?

Bei Deutsch als Fremdsprache muss man ein C2-Zertifikat vorweisen, dies kann je nach Arbeitsplatz variieren. Beispielsweise spezialisiert sich meine Sprachschule nicht auf Lehrer*innen, sondern auf Muttersprachler*innen. Mit einer Muttersprache ist es leichter, einen Job als DAF-Trainer*in zu finden.

 
An deinem Beispiel zeigt sich, dass auch ohne Deutsch als Muttersprache und Deutsch-Lehramt-Studium dieser Beruf eine Option ist, wenn man in Eigenregie dazulernt. Es ist nicht vornherein ausgeschlossen, wenn Deutsch eigentlich die Fremdsprache ist.

Genau! Eine Person, die Deutsch als Fremdsprache gelernt hat, versteht die Auszubildenen oder die Schüler*innen besser, da sie die Probleme beim Erlernen der Sprache kennt und weiß, was sie genauer erklären muss.

 

 
DAF-Trainer, die Deutsch als Muttersprache haben, haben Deutsch nie wirklich so gelernt wie DAF-Lehrer, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen.
 
 

Angenommen, du stehst wieder am Anfang: Würdest du es wieder so machen und weiterempfehlen?

Ja. Mein Plan ist, Transkulturelle Kommunikation abzuschließen und dann gleichzeitig als Dolmetscher zu arbeiten und als Nebenjob vielleicht Deutsch als Fremdsprachen-Trainer. Wenn man nur als Deutsch-Fremdsprache-Trainer arbeiten will, ist das Studium unnötig. Schließlich lernt man zwei andere Sprachen, die man später nicht im Beruf nützt. Jetzt arbeite ich viele Stunden nebenbei als DAF-Trainer. Zukünftig möchte ich die Stunden reduzieren und dafür auch dolmetschen/übersetzen.

 

Was möchtest du anderen mitgeben?

Man soll sich nicht davor scheuen, andere um Hilfe und Rat zu bitten. Als DAF-Lehrer habe ich mich bei Freunden beispielsweise erkundigt, wie man etwas gut erklärt. Ich finde es toll, dass es Gruppen auf Facebook gibt, bei der jeder Fragen stellen kann und bei der sich alle gerne gegenseitig helfen. Besonders für Neueinsteiger*innen und Quereinsteiger*innen ein wertvoller Tipp!

 

 
In der heutigen Gesellschaft hat man häufig das Gefühl, dass jede/r für sich alleine ist und sich durchs Leben kämpft. Schöner und einfacher wäre es doch, wenn Stärken und Schwächen sich ergänzen, man gemeinsam an einem Strang zieht und sich nicht alleine den Herausforderungen des Lebens stellen muss. Der Anfang dazu: Um Hilfe bitten, Unterstützung anbieten sowie mehr Offenheit und Kommunikation!
 
 

Bei Studierenden, die unzufrieden mit ihrer Studienwahl sind, frage ich mich: Wo ist das Problem? Wechsle das Studium/deinen Beruf! Man muss das machen, was einem Spaß macht! Es ist nichts Schlechtes daran, etwas auszuprobieren und dann zu wechseln. Im Gegenteil: Durch die Erfahrung lernt man dazu und erkennt, was einem liegt/wichtig ist/gefällt.

 

Mitarbeit: Sarah Prankl

Nina B. Gusenbauer

Aufgewachsen bin ich in Oberösterreich und Niederösterreich. Derzeit fühle ich mich in Wien zuhause, wo ich als Elementarpädagogin berufliche Erfüllung finde. Wenn ich nicht gerade in der Natur Energie tanke, tauche ich in die Welt der Bücher ein oder versuche mich am künstlerischen Gestalten. Dankbar bin ich für jede Minute, welche ich mit meinen Lieblingsmenschen verbringen darf. Schreiben ist meine Leidenschaft, meine Stimme, mein Ausdruck.

Ähnliche Beiträge
Warum es okay ist, nach der Matura keinen Plan zu haben
Weiterlesen
Anders als geplant: Mein Weg zur Religionslehrerin
Weiterlesen
4 Gründe, warum ich mich für das Geschichtestudium entschieden habe
Weiterlesen
Psychologie-Studentin Edith im Porträt
Weiterlesen
Zurück zur Übersicht
Blog kommentieren
Blog teilen