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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Mein Praktikum bei der „The Jakarta Post“ in Indonesien

Als Lifestyle-Journalistin hat Sophia ihr Praktikum bei einer englischsprachigen Zeitung in Jakarta absolviert und gibt Einblicke in das Redaktionsleben in einer fremden Kultur.

Als Medienmanagement-Studentin habe ich im sechsten und somit letzten Semester meines Studiums ein Pflichtpraktikum absolviert. Das ist eine tolle Möglichkeit, um das erlernte Wissen praktisch anzuwenden und in der Berufswelt erste Erfahrungen und Kontakte zu sammeln. Während meine Studienkollegen bei spannenden Unternehmen wie unter anderem Pro7 oder Sony Music untergekommen sind, war für mich von Anfang an klar, dass ich ins Ausland gehen möchte.

 

Nach über 100 Bewerbungen an Medienunternehmen auf der ganzen Welt bekomme ich endlich zwei Zusagen: „The Jakarta Post“ in Indonesien und „Costa Nachrichten“ in Spanien. Bei beiden Praktika könnte ich erste journalistische Erfahrungen sammeln und somit meinem Traumberuf einen Schritt näherkommen. Allerdings sind auch beide Stellen unbezahlt. Nach kurzer Überlegung steht für mich fest: Ich gehe nach Jakarta. Zuvor muss meine Entscheidung jedoch noch mit der Studiengangsleitung abgesprochen werden, da diese ein unbezahltes Praktikum erst individuell prüfen und genehmigen muss.

 

 
The Jakarta Post © Sophia Huber/MEINPLAN.at
 

„The Jakarta Post“ ist eine englischsprachige Zeitung, die sich selbst als „Einblick in Indonesien für die Außenwelt“ bezeichnet. © Sophia Huber/MEINPLAN.at

 
 
 
 

Wenige Wochen später packe ich auch schon meine Sachen, verabschiede mich von Freunden und Familie und sitze plötzlich im Flugzeug Richtung Indonesien. Während die Menschen um mich herum in ihren Reiseführern blättern, platze ich beinahe vor Aufregung. Was wird mich erwarten? Welche Artikel werde ich schreiben? Werde ich Freunde finden? Kann ich vielleicht Kontakte zur VICE-Redaktion in Jakarta knüpfen und dort anschließend ein zweites Praktikum absolvieren? Wo werde ich überhaupt wohnen?

 

Erstmal in Jakarta angekommen, verfliegen meine Abenteuerlust und Ehrgeiz. Die ersten Tage in der Millionenstadt sind geprägt von Bettwanzen, zu hoher Luftfeuchtigkeit und einem Krankenhausaufenthalt, weil mein Körper überfordert ist und ich das Bewusstsein verliere.

 

Vom Krankenhaus in die Redaktion

48 Stunden später sitze ich aufgeregt und hochmotiviert in der Lifestyle Redaktion der „The Jakarta Post“ und … warte. Als ich mich an der Rezeption vorgestellt und mein Praktikum erwähnt hatte, wurde ich nur verwirrt angesehen, von einem Praktikum wusste hier niemand was. Zwei Stunden später taucht meine Vorgesetzte, die Redaktionsleiterin, doch noch auf und weist mich ein. Ich bekomme eine Zutrittskarte für das Gebäude, eine kurze Führung und werde gebeten Platz zu nehmen. Warten.

 

Ein Kino fast für mich alleine beim Press Screening ©
 

Press Screenings © Sophia Huber/MEINPLAN.at

 

„Ich schicke dir jetzt was. Das kannst du umschreiben. Pass nur auf, dass du deine eigenen Worte verwendest und nicht plagiierst.“  Das ist alles, was ich an Arbeitsanweisung bekomme. Fünf Tage die Woche habe ich also acht Stunden lang sogenannte „Rewrites“ geschrieben. Dabei lese ich einen Artikel, der schon auf einem anderen Medium veröffentlicht wurde, und versuche denselben Inhalt umschrieben wiederzugeben. Die Themen reichen von „7 Gründe, warum Chili gut für den Körper ist“ und wissenschaftlichen Studien über Schluckauf oder Schlafprobleme, bis hin zur Ankündigung von Coca Cola´s neuesten Alkopops oder der Dokumentation über Michael Jackson.  Es dauert nicht lange, bis ich das Gefühl habe journalistische Fließbandarbeit zu leisten.

 

Mäßig spannende Aufgaben als Praktikantin

Eine aufregende Abwechslung sind sogenannte „Press Screenings“. Wöchentlich sehe ich im Kino die neuesten Filme vor deren Veröffentlichung und schreibe Rezensionen. Selbstständig Content erstellen zu dürfen, anstatt mich auf bereits geschriebene Artikel zu beziehen, macht mir großen Spaß.

 

Zusätzlich bearbeite ich noch Pressemitteilungen, die meist den indonesischen Tourismus behandeln, und verwandle sie in interessante Stories.

 

Endlich eigene Artikel schreiben

Mein persönliches Herzstück sind aber die „Community Articles“. Hier darf ich eigene Artikelideen pitchen und bei Bedarf umsetzen. Endlich keine Rewrites mehr! Ich lasse meiner Kreativität freien Lauf und schlage die unterschiedlichsten Themen vor. Das Team beschließt, dass ich über meinen Bezug zu Indonesien und meine persönlichen Erfahrungen über den Fastenmonat Ramadan in der überwiegend muslimischen Stadt schreiben soll. Hier blühe ich endlich auf. Stundenlang laufe ich durch die Straßen Jakartas, versuche möglichst viele Eindrücke zu sammeln, fotografiere und schreibe. Zu Ramadan versuche ich im Selbstexperiment sogar selbst zu fasten, um mich besser in die Thematik reinversetzen zu können. Hier ist eigentlich meine Mitarbeit an einer passenden Videoreportage geplant, was mir leider in letzter Minute seitens der Redaktion abgesagt wird.

 

 
Zu Ramadan versuche ich im Selbstexperiment sogar selbst zu fasten, um mich besser in die Thematik reinversetzen zu können.
 

Andere Länder, andere Sitten

Zur internen Kommunikation nutzen wir das Messaging Tool „Slack“. Ähnlich einer WhatsApp Gruppe haben alle Redaktionsmitglieder eigene „Channels“, also Gruppen, in welchen Dokumente und Nachrichten ausgetauscht werden. Was mich persönlich betrifft, ist dies die einzige Art der Kommunikation mit meinen Kolleginnen. Oft vergehen Tage, an denen niemand auch nur ein einziges Wort mit mir wechselt. Auch dauert es zwei Wochen, bis ich merke, dass ich die einzige bin, die jeden Morgen alle begrüßt und sich zu Dienstschluss verabschiedet. Mein indonesischer Freund meint, dass es nicht unüblich ist, sich nicht jeden Tag zu grüßen und anfangs distanziert zu sein. Trotzdem fällt es mir auf diese Art sehr schwer Anschluss zu finden und ich fühle mich oft einsam.

 

Einmal die Woche wird ein Redaktionsmeeting abgehalten. Alle meine Kolleginnen sprechen zwar fließend Englisch, unterhalten sich aber trotzdem in den Besprechungen immer auf Indonesisch. Meist werden hitzige Diskussionen lediglich mit einem englischen Satz beendet, wie beispielsweise „…that´s a good idea!“ oder „… I hate that!“. Irgendwann verstehe ich, dass die Meetings genutzt werden, um Ideen für künftige Artikel und Statistiken aus Google Analytics zu bereits veröffentlichten Texten zu besprechen.

 

Konstruktives Feedback ist meiner Meinung nach absolut notwendig und hilfreich, um sich weiterzuentwickeln. Auch dieser Punkt wird hier anders gehandhabt, als ich erwartet habe. Oft werden meine Texte kommentarlos und zur Gänze umgeschrieben, manchmal heißt es: „Super, weiter so!“, andere Male bekomme ich eine Nachricht wie: „Ich finde deine Struktur sehr verwirrend. Ich würde dir ja gerne mehr Feedback geben, aber wir haben diesen Luxus der Zeit nicht.“ Gerade in einem Praktikum, wo man ja etwas lernen soll, finde ich das schade. Andererseits kann diese Situation einen auch anspornen, selbst nach Fehlern und Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen.

 

Angemessener Dresscode - dem Land entsprechend

Was generell in jedem Praktikum und besonders in Indonesien zu beachten ist, ist einen angemessenen Dresscode einzuhalten. Täglich versuche ich also mich mit langer Hose, Bluse und geschlossenen Schuhen möglichst respektvoll zu kleiden – was bei einer Außentemperatur von 33 Grad und einer hohen Luftfeuchtigkeit nicht besonders angenehm ist.

 

 
Filmstudio The Jakarta Post © Sophia Huber/MEINPLAN.at
 

Im Filmstudio werden regelmäßig Videos oder Interviews als Ergänzung zu den Artikeln gedreht © Sophia Huber/MEINPLAN.at

 

 

Fazit: So War mein Praktikum im Ausland

Wurden meine Erwartungen erfüllt? Ja und nein. Ich habe in einer internationalen Redaktion erste journalistische Erfahrungen gesammelt, mein Englisch verbessert und eigene Ideen vorgestellt sowie umgesetzt. Leider habe ich es nicht geschafft, mich erfolgreich in das Team einzubringen oder zusätzliche Kontakte zu knüpfen.

 

Was nehme ich also aus meiner Zeit bei „The Jakarta Post“ mit? Meinen größten persönlichen Erfolg sehe ich darin, dass ich meinen eigenen Stil gefunden habe. Ich musste erkennen und akzeptieren, dass ich für das Umschreiben von Artikeln nicht gemacht bin und auch mit dem eher trockenen News-Style nicht gut zurechtkomme. Dafür habe ich meine kreative Ader entdeckt. Ich möchte mit meinen Texten und Bildern Geschichten erzählen und Menschen zum Nachdenken anregen.

 

Nicht nur beruflich, besonders privat habe ich viel dazugelernt. Ohne Freunde habe ich drei Monate in einer völlig fremden Umgebung gelebt. Das war nicht immer einfach, hat mich aber sehr gestärkt und ich habe vor, nach meinem Studienabschluss wieder ins Ausland zu gehen. An Herausforderungen wächst man und jede Erfahrung ist wertvoll. Trotz aller Schwierigkeiten bin ich stolz darauf, diesen Schritt gegangen zu sein.

 

Und du?

Ein kleiner Tipp zum Abschluss: Wenn du ein Praktikum im Ausland planst, informiere dich rechtzeitig über das richtige Visum. Zumindest in Indonesien darf man rein rechtlich mit einem gewöhnlichen Touristenvisum keiner Tätigkeit nachgehen, auch wenn diese unbezahlt ist. Wenn du dich für ein Praktikum in Deutschland interessiert, schau mal bei meinpraktikum vorbei. In Europa kannst du außerdem eine finanzielle Förderung bei Erasmus beantragen.

 
 
Sophia Huber

Hundemensch und Medienmanagement-Studentin, die derzeit in Indonesien lebt. Meine Leidenschaft? Das Reisen um die Welt, Geschichten durch Fotografie zu erzählen und Pizza.

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