Mein Ort zum Auftanken: Die Unipfarre Innsbruck
Zwischen Prüfung und Seminararbeit, zwischen Lehrveranstaltung und Bibliothek: Wo sind die Räume, wo man einfach Mensch sein kann? Sich begegnen kann? Kris hat sie in Innsbruck gefunden.
Es gibt viel zu tun ... © KHJI/MEINPLAN.at
Studieren ist fad geworden
Langweilen wir uns nicht fortwährend? Von vorne, von hinten, von der Seite: überall nur gelangweilte Gesichter? Irren wir nicht durch eine nie endenwollende Kette von aufeinander aufbauenden Modulen? Haucht uns nicht die Leere der geleisteten ECTS an? Ist es nicht fad geworden? Wohin bewegen wir uns?
Erfülle ich überhaupt die Prüfungsvoraussetzungen und wenn ja, was macht das für einen Unterschied? Kommt nicht immerfort Langeweile und immer mehr Langeweile? Von wegen fröhliche Wissenschaft. Riechen wir denn nicht die akademische Verwesung?
Es ist Zeit
Noch ist es nicht zu spät. Es ist Zeit, die Ärmel hochzukrempeln. Wir brauchen mehr Swag an der Uni. Und es gibt sie, die positiven Vibes. Die coolen Kids. Die nicen Boys und die feschen Girls. Kurz: die tollen Menschen.
Und zwar in der Unipfarre, wer hätte es gedacht?
Wo kann ich einfach mal ich selbst sein?
Was es braucht, sind Räume. Räume, wo man einfach mal Mensch sein kann. Räume, wo man sich begegnen kann. Räume, wo man zusammenkommt. Um Leute von unterschiedlichsten Richtungen und Fakultäten kennenzulernen. Räume, wo man selbst aktiv werden kann, wo man sich einbringen kann. Räume, die man selbst gestalten kann. Räume, wo es die Zeit gibt, aufzutanken. Räume, wo man einfach mal sein kann, ohne irgendwas tun zu müssen, ohne funktionieren zu müssen. Räume, wo man auf Leute trifft, die sich für einen persönlich interessieren.
Utopisch sowas?
Stressiger Alltag
Denn wir leben zwischen Tür und Angel, zwischen Prüfung und Seminararbeit, zwischen Lehrveranstaltung und Bibliothek. Zum Kennenlernen gibt es da einfach viel zu wenig Zeit. Immer sind wir auf dem Sprung, haben etwas vor. Immer sind wir irgendwo, um irgendwas zu leisten, irgendwas zu tun.
Eine Kluft tut sich auf zwischen uns, denn wir sind auswechselbar geworden. Selbst unsere Freundschaften kommen und gehen. Ständig sind wir unter Stress, alles verlangt immer unsere volle Aufmerksamkeit, wir müssen immer Vollgas geben. Es gibt kaum Zeit für einen Schlenker, für eine kreative Pause, für einen faulen Tag, für eine verrückte Woche, für ein verschenktes Jahr. Nein, alles ist getimt.
Verrückte Momente ...
Doch es gibt sie, die schönen Momente, die unendlichen Momente, die unfassbar lustigen Momente, zwischen Kaffeeautomat und Seminarraum, im Aufzug, im Hörsaal, auf dem Inngeländer oder in der Mensa. Wenn zwei Menschen aufeinandertreffen und es einfach funkt.
... verwehen im Wind
Doch irgendwie verlaufen sie sich, irgendwie verflüchtigen sie sich. Denn sie haben keinen Raum. Sie haben keine Berechtigung. Sie sind im Curriculum nicht vorgesehen. Sie sind schlecht organisiert. Sie haben keine Stimme. Sie haben keinen Vorstand. Diese Momente werden zubetoniert zwischen Seminararbeit und Multiple-Choice-Prüfung.
Sie werden zerquetscht zwischen dem Laborbericht und der kurzen Mittagspause, denn sie haben keine Berechtigung, sie sind toleriert, nicht gewollt, sie sind Asylanten in einer rauen Wissenschaftswelt, in der nur der Impact und die Karriere zählt, und doch sind sie so lebensnotwendig, so lebenswichtig und zentral: Diese flüchtigen Momente beschwingter Lebensfreude. Aber sie zergehen - zwischen den Fingern: Wie ein schöner Traum sind sie auf einmal alle nicht mehr da.
Aber Halt!
Warte mal! Hör mir doch mal zu. Bleib mal kurz stehen. Darf ich dich einladen? Ich habe solche Räume gefunden. Räume in der Universität zum Auftanken. Echt jetzt?!
Räume, wo diese heiligen Momente ihren Raum bekommen. Was denn, wo denn? Momente der Freundschaft, Momente der Gemeinschaft, Momente der Liebe, des Humors, der Freude. Cool! Und diese Räume sind da. Auf sie ist Verlass. Man kann kommen und gehen und doch: Sie bleiben da! Und sie warten auf dich - und auf mich!
Räume, wo wir zuhause sein können
Gemeinsam mit Freunden fasse ich den Entschluss, diese Räume zu Orten zu machen, wo wir zuhause sein können. Orte, an dem wir im Alltagsstrudel der Universität Freunde treffen kann. Ein unkomplizierter Ort, wo man hingehen kann, wenn einem gerade mal nichts einfällt. Eine Familie, ein Zuhause mit einem fetten Wohnzimmer und vielen, vielen Söhnen und Töchtern. Und es werden immer mehr.
Magst du nicht auch mal vorbeikommen?! Du fehlst noch ;)
Die Unipfarre Innsbruck
Diese Räume finde ich in der Unipfarre. Wo ist das denn?
In der Josef-Hirn-Straße 5-7 in Innsbruck.
- In der Cafeteria im Erdgeschoß.
- In der Kapelle und in den Lernräumen im 5. Stock.
- In der Universitätskirche St. Johannes auf der Verkehrsinsel am Innrain.
Hier sind Räume zum Luftholen. Und ich atme auf.