Mein Freiwilligeneinsatz war plötzlich vorbei
Seit Herbst 2019 war Benedicta in Kamodscha und hat dort ihren als Freiwillige der Jesuit Volunteers in einem Projekt mitgearbeitet. Wie auch zu Hause in Österreich blieb in Kambodscha in der zweiten März-Woche kein Stein auf dem anderen. Von einem Tag auf den anderen musste sie ihren Einsatz abbrechen und schnell nach Hause fahren.
Als ich am 16. März unter der heißen kambodschanischen Sonne am Feld gearbeitet habe, waren die Auswirkungen der Coronakrise erst wenig zu spüren gewesen, zumindest nicht dort, wo ich war. Ja, es war allen ein Begriff, Schulen wurden nach und nach geschlossen und Leute trugen Masken. Aber das ganze Ausmaß dieser Pandemie hatte noch keiner wirklich begriffen. Nach diesem langen und anstrengenden Tag ging ich früh müde aber zufrieden ins Bett und bekam deshalb erstmal nichts von der Aufregung mit, die sich unter meinen Mitfreiwilligen ausbreitete.
Das deutsche BMZ hatte nämlich beschlossen, alle weltwärts-Freiwilligen umgehend aus ihren Einsatzländern zurückzuholen, aufgrund der unterschiedlichen medizinischen Versorgung und des Schließens vieler Grenzen. Auch Jesuit Volunteers, die Organisation, mit welcher ich meinen Freiwilligendienst in Kambodscha gemacht habe, gehört zum weltwärts Programm und deshalb ging auch meine Zeit dort plötzlich zu Ende.
Am nächsten Tag war alles anders
Als ich am nächsten Tag aufwachte, sagte mir meine kambodschanische Mitbewohnerin hektisch, ich solle mein Handy checken. Ich tat es und las noch ganz verschlafen die Nachricht meines Chefs: „Good morning Beni, you must return to Europe immediately“. In diesem Moment brach eine Welt für mich zusammen. In ein paar Stunden würde ich abgeholt und in die Hauptstadt gebracht werden und meine Zeit hier wäre zu Ende, einfach so und fast fünf Monate zu früh. Mir blieben nur wenige Stunden um alles zu packen und mich von all den mir liebgewonnen Menschen zu verabschieden, die in den letzten Monaten zu meiner zweiten Familie geworden waren.
Als schließlich der Fahrer bereitstand, der mich nach Phnom Penh bringen sollte, standen wir alle im Kreis und ich wollte nicht wahrhaben, dass ich sie wirklich verlassen musste. Aus dem Nichts hatten sie einige Abschiedsgeschenke für mich organisiert und ich konnte fühlen, dass es ihnen gleich ging. Aber es half alles nichts und so saß ich kurz darauf im Auto und zwei Tage später im Flieger zurück nach Österreich.
Rückkehr nach Österreich
Mein Wiederkommen war ganz anders als ich es mir in meinen gelegentlichen Heimweh-Momenten ausgemalt hatte. Ich hatte mir vorgestellt, wie schön es sein wird am Flughafen endlich wieder meine Freunde und Familie umarmen zu können. Stattdessen hatten alle Menschen Masken auf, wirkten gestresst und überall standen Polizisten. Mein Willkommenskomitee bestand aus meinem Vater und ich hatte Angst, ihn vor den Polizisten zu umarmen.
Ich bin ganz ehrlich: das Ankommen war nicht leicht. Ich bin aus meinem Leben in Kambodscha komplett herausgerissen worden, viel zu früh und mit einer ganzen Liste an Dingen, die ich noch machen und erleben wollte. Und auf einmal war ich wieder zu Hause in Graz und die Welt befand sich in einer globalen Pandemie.
Zuerst einmal in Quarantäne
Ich konnte all die Menschen, die ich monatelang vermisst hatte nicht einfach umarmen, sondern musste erstmal in zweiwöchige Quarantäne. Auch wieder zu Hause zu sein fühlte sich seltsam an, alles war mir so vertraut, dass mir meine Zeit in Kambodscha wie ein Traum vorkam. Aber das war sie natürlich nicht und so habe ich die letzten Wochen damit verbracht, davon zu erzählen, mir Fotos durchzusehen, Onlineseminare von den Jesuit Volunteers zu machen und mich mit dem Gedanken anzufreunden, wieder hier zu sein.
Irgendwann komme ich wieder
Mittlerweile habe ich damit meinen Frieden geschlossen. Natürlich bin ich noch traurig, dass ich so viel Zeit dort verloren habe, aber ich bin einfach dankbar, das alles erlebt zu haben. Außerdem ist es schön, während dieser Krise bei meiner Familie und für sie da zu sein. Wieder hier zu sein heißt nicht, dass mein Freiwilligendienst zwingend zu Ende sein muss – auch hier zu Hause habe ich viele Möglichkeiten, mich weiter zu engagieren. Und ich weiß auch – das wird nicht mein letztes Mal in Kambodscha gewesen sein.