Matura im Corona-Jahr
Franziska steht kurz vor ihrer Matura, die ganz anders verlaufen wird, als wir es von den vergangenen Jahren kennen. Neue Regelungen, weniger Prüfungen, kaum Vorbereitungsstunden... Mit welchen Überlegungen sie auf die kommende Zeit zugeht und welche Gedanken sie sich dazu macht.
Wie kam es dazu?
Während in Italien Dörfer wegen Corona abgesperrt wurden, war der Virus in unserem Unterricht kein Thema. Von einem auf dem anderen Tag hieß es, dass die Schule für einige Tage zusperren wird, um die Ansteckungsgefahr und auch das Risiko der Verbreitung des Virus zu stoppen. Da wir keine Ahnung hatten, was die Zeit bringen würde, haben wir einige Schulsachen mit nach Hause genommen und hatten von da an keinen normalen Unterricht mehr.
Wie waren die letzten Schulwochen?
Die letzten Schulwochen waren die entspanntesten meines Lebens. Die Aufträge, die wir seit der Schulschließung bekommen sind, zwar aufwendig und erforderten etwas Denkarbeit, aber dennoch sind sie nichts gegen eine volle Woche, in der der Unterricht teilweise bis 19 Uhr geht. Wir bekommen alle Aufträge online, wobei es sehr herausfordernd ist, da jede/r Professor/in eine andere Plattform nutzt, um dort Aufträge zu posten.
Wie läuft das Homeschooling?
Die Abgabetermine dieser Aufträge sind streng geplant und wenn man zu spät dran ist oder sie nicht fachgemäß eingescannt hat, zählen sie als nicht gemacht. Das ist meiner Meinung nach unfair, denn einige der Plattformen brechen regelmäßig durch den großen Ansturm zusammen. Doch wenn man effizient und strukturiert arbeitet, sitzt man zwar einige Stunden in der Woche am Schreibtisch fest, kann aber danach wieder seine Zeit für andere Dinge nutzen. Es ist nicht so, wie in der Schulzeit, in der man erst spät abends heimkommt und dann noch hundert Aufträge, Präsentationen und Planungen vorbereiten muss.
Wie wird der Prüfungsmodus sein?
Da ich in der Abschlussklasse bin und dieses Jahr maturieren werde, war ich sehr gespannt, wie unser Bildungsministerium, die Matura abwickeln wird. Als ich gehört habe, dass die Matura stattfinden wird und, dann noch dazu die mündlichen Prüfungen entfallen werden, war ich sehr erleichtert. Wer würde nicht erleichtert sein, wenn einem zwei Maturafächer geschenkt werden? Ich muss zugeben, dass ich sogar befürchtet habe, dieses Jahr gar nicht zu maturieren. Die ganze Zeit gab es ein hin und her und die Unsicherheit war groß. Da ich in einer der letzten alten Maturaformen bin, war es lange unklar, wann genau die Matura stattfindet.
Wann findet die MAtura statt?
In der Zwischenzeit wurden meiner Klasse und mir schon drei unterschiedliche Termine mitgeteilt, die sich aber als falsch und dann doch wieder als richtig erwiesen haben. Mittlerweile planen wir, dass wir, wie die Zentralmatura auch, ab dem 25. Mai die schriftlichen Maturafächer absolvieren werden.
Ich habe nun, laut aktuellem Plan, in weniger als einem Monat die Matura und meine Professoren/innen seit dem Beginn der Corona Krise nicht mehr gesehen. Ich habe von den Professoren/innen keine genauen Angaben oder Hilfsmittel bekommen wie oder was genau ich lernen soll. Nächste Woche beginnen unsere Vorbereitungsstunden wobei diese sehr wenige sind und der Kontakt zu den Professoren/innen nicht immer leicht ist.
Habt ihr angst vor der MAtura?
Da ich das Glück habe, eine gute Schülerin zu sein, habe ich keine Angst vor der Prüfung. Denn auch wenn ich negativ sein sollte, zählt meine Jahresnote zur Beurteilung der Matura und die verhindert hoffentlich, dass ich durchfalle (falls alles schieflaufen sollte). Ich weiß von meinen Mitschülern/innen, die sich im Laufe der Ausbildung schwergetan haben, dass sie große Angst vor den Prüfungen haben und sie unsicher sind, ob sie es schaffen werden. Ich glaube jedoch, dass es dieses Jahr auch für sie einfacher ist, da die Matura ja nur schriftlich stattfindet und wir uns statt auf fünf bis sechs, auf drei Fächer konzentrieren können.
Wie wird meine Corona-Matura wahrgenommen?
Das einzige, was mir Sorgen bereitet ist, dass frühere Maturanten/innen meine Matura vielleicht als nicht gleichwertig erachten, da ich quasi nur die halbe Matura mache. Ich weiß, dass wir weniger Prüfungen haben werden und statt in fünf/sechs nur in drei Fächern antreten müssen. Doch wenn Corona nicht wäre, würden wir ja die Matura normal machen, aber da Sicherheit und Gesundheit vor allem gehen, finde ich es wichtiger, auf Prüfungen zu verzichten, als ein großes Ansteckungsrisiko zu haben.
Außerdem mussten wir, wie alle Schüler/innen, viele Prüfungen und Tests ins unserer Schulzeit schreiben, also auch wenn die Matura kürzer ausfällt, haben wir die meiste Arbeit, wie alle absolviert.
Was fehlt mir beim Homeschooling?
Am meisten vermisse ich den persönlichen Kontakt. Die lustigen Kommentare während dem Unterricht und meine Schulfreundinnen. Denn was wahrscheinlich am längsten von der Schule in unseren Köpfen hängen bleibt, sind die Menschen dort, die Freund/innen, die wir gewonnen haben und die vielen schönen Erinnerungen gemeinsam. Daran kann auch die Corona Krise nichts ändern, sie bleibt wahrscheinlich nur als eine weitere Erinnerung hängen.
Die mündlichen Prüfungen entfallen und die Schüler/innen müssen nur in den schriftlichen Fächern antreten. Es gibt maximal drei Fächer in denen die Schüler/innen maturieren. Für die Maturanote zählt die Prüfungsnote und die Zeugnisnote der Abschlussklasse. Steht man zwischen zwei Noten ist die Prüfungsnote dominant. Für die Fächer der mündlichen Matura zählt auch die Note des gegenwärtigen Schuljahrs. Diese kann jedoch durch eine mündliche Prüfung verbessert werden.