Ja, ich kann: Klimaschutz im Alltag
Was kann ich als Einzelperson schon für den Klimaschutz tun? Die Alltagsstrategien für eine bessere CO2-Bilanz aus Christof Drexels neuem Buch "Warum Meerschweinchen das Klima retten" im Überblick.
Mit dem Klima ist es so eine Sache. Wir wissen mittlerweile, dass wir es schützen müssen. Und doch wissen – oder glauben? – wir nicht recht, dass wir als Einzelperson etwas ändern können. Das Handbuch „Warum Meerschweinchen das Klima retten“ von Klima-Experte Christof Drexel liefert dafür eindeutige Antworten.
Wir können eine Menge tun. Um rund ein Drittel können wir unseren CO2-Ausstoß allein durch einen bewussten Lebensstil reduzieren. Und dazu beitragen, den Treibhauseffekt und in Folge die Erderwärmung unter zwei Grad zu begrenzen. Zusätzlich macht Drexel deutlich, dass der nachhaltige Lebensstil auch mir gut tut. Verzicht auf unnötigen Ballast und Luxus, gesündere Ernährung, mehr Bewegung – allesamt Veränderungen für mehr Lebensqualität.
Die Fakten zum Klimawandel – Grundlage der Veränderung
Anfangs werden im Buch jegliche Zweifel beseitigt, die ich als Leser an der Realität des Klimawandels noch haben konnte. Vor allem werden mir die Szenarien deutlich, die eine Erwärmung um 1,5 bis 2 Grad schon jetzt mit sich bringt: erhöhte Gefahr für bedrohte Ökosysteme, extreme Wetterereignisse, die Bewohnern mancher Regionen gefährden. An die Auswirkungen von drei, vier oder fünf Grad Erderwärmung wollen wir besser nicht denken – wenn die Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel massiv ansteigt und die Ökosysteme kollabieren, sind die Folgen für die Menschheit verheerend. Ob Erderwärmung hin oder her, auch Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas werden aufgebraucht werden.
Erster Schritt ist also, die Fakten als reale Bedrohung zur Kenntnis zu nehmen. Der zweite Schritt: Lösungswege erkennen und nützen. Christof Drexel spricht von drei Strategien für ein besseres Klima, die wir alle brauchen:
- erneuerbare Energien,
- Effizienz durch technischen Fortschritt
- und Lebensstilveränderungen.
Jede Strategie kann ein Drittel beitragen, in Kombination sind sie wirksam. Das heißt beispielsweise, Energie aus Sonne und Wind zu gewinnen, Gebäude thermisch zu sanieren und auch unseren Lebensstil anzupassen.
Selbst wenn die ganze Menschheit vegetarisch isst, wären die CO2-Emissionen noch zu hoch. Dennoch ist bewusster und reduzierter Fleischkonsum gut fürs Klima. © iStock/MEINPLAN.at
Drexel rechnet einen CO2-Verbrauch von zwölf Tonnen pro Person und Jahr vor, ein repräsentativer Wert für unseren mitteleuropäischen Lebensstandard. Einen Teil davon kann ich nicht beeinflussen, weil er Politik, Verwaltung, Gesundheitswesen und Co. betrifft. Im privaten Bereich aber kann ich durch Verhaltensänderungen meinen Ausstoß auf sechs Tonnen pro Jahr reduzieren. In welchem Bereich ich ansetze, bleibt mir überlassen – im Buch gibt es eine Fülle an Ideen für alle Lebensbereiche.
klimafreundliche Ernährung - Wie geht daS?
Dass ich mit meinem Essverhalten einiges zum Klimaschutz beitragen kann, war mir bewusst. Christof Dexel rechnet mir vor, dass ganze 1,8 Tonnen der pro Jahr verbrauchten 12 Tonnen CO2-Emissionen pro Person auf die Ernährung zurückzuführen sind. Und davon sind 75% Reduktion möglich!
Da kann ich erstens beim Fleisch ansetzen. Die Ackerfläche, die das Futter für ein Kilo Fleisch liefert, könnte auch 10 Kilo Getreide für zehn Menschen liefern. Dennoch: ein radikaler Fleischverzicht der ganzen Menschheit wäre nicht genug. Die CO2-Emmissionen würden vielleicht um fünf Prozent sinken, was viel zu wenig wäre. Trotzdem ist bewusster Fleischkonsum empfehlenswert, was heißt, einmal pro Woche Fleisch oder Fisch zu essen (jeweils 150g) und dreimal die Woche 50g Schinken oder Wurst. Das kann ich mir schon mal vornehmen.
1x/Woche Fleisch oder Fisch (jeweils 150g),
3x/Woche Schinken oder Wurst (50g).
Als Nächstes sind es Milchprodukte, die für Emissionen verantwortlich sind. Interessant zu wissen: Unsere Großeltern haben etwa vier Kilo Käse pro Person pro Jahr gegessen, wir essen heute 20 Kilo! Die Empfehlung für einen niedrigen CO2-Verbrauch bei Milchprodukten: solche mit hohem Fettanteil (Käse, Butter, Rahm) stark reduzieren, also weniger als 300g Käse, 100g Butter, und 150g Schlagobers oder Sauerrahm pro Woche.
Am Ende jedes Kapitels steht ein umfangreicher Test zur Selbsteinschätzung, wie hoch meine Emissionen aktuell sind. In der Kategorie Ernährung gebe ich also an, wie viel Fleisch, Milchprodukte, Getränke und Co. ich wöchentlich konsumiere. In meiner Auswertung komme ich auf Durchschnittswerte. Da besteht definitiv Reduktionspotenzial – beispielsweise beim Kaffee, der allein durch lange Transportwege Emissionen verursacht. Und was Gemüse betrifft, kann ich definitiv mehr im eigenen Garten anbauen, was die Kriterien saisonal, regional und bio perfekt kombiniert.
Übrigens ein Tipp im Buch, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren: öfter mal Aktionsware mit knappem Mindesthaltbarkeitsdatum kaufen, die das Geschäft wegschmeißen müsste. Oder im Restaurant bei kleinem Hunger auch nur die kleine Portion bestellen.
Klimafreundliche Mobilität und reisen
Was die Mobilität sowohl im Alltag als auch im Urlaub betrifft, ist bekanntlich zugunsten des Klimas vieles zu vermeiden. Während der Autor genau aufschlüsselt, welches Fortbewegungsmittel für wie viele CO2-Emissionen sorgt (z.B. wie viele Emissionen durch welchen Autotyp? Welchen Unterschied machen E-Autos?), plädiert er auch für Entschleunigung auf der Straße und im Leben. Wer Wege reduziert, sorgt für ein entspanntes Leben. Freizeitstress reduzieren, generell weniger verschiedene Orte aufsuchen, weniger Strecken zurücklegen und Erholung in der Nähe suchen – so lautet einer der Tipps. Auch das kann ich mir vornehmen: Freizeitaktivitäten in der Nähe wählen, die ich mit dem Rad erreichen kann.
In Sachen Urlaub sind – wenig überraschend – die Entfernung zum Urlaubsort, die Verkehrsmittel und die Unterkunft entscheidend. Ein Wanderurlaub in Österreich in einer Ferienwohnung fällt wenig ins Gewicht der Emissionen, ein Cluburlaub in Thailand wirkt sich drastisch aus. Eine Fernreise sollte ich also nur alle zehn Jahre machen, Flugkilometer auf ein Minimum reduzieren und im Urlaub ein Appartement mieten und öfter mal selber kochen. Klingt machbar!
Reparieren als Hobby, Meerschweinchen statt Katze
Ähnlich die Ideen fürs Freizeitverhalten. Joggen statt Fitnesscenter oder DIY zum Hobby machen – das sind klimafreundliche Beschäftigungen. Auch zum Thema Haustiere liefert der Autor Ideen: ein Meerschweinchen ist beispielsweise in der Haltung wesentlich CO2-sparsamer als Hunde oder Katzen. Das ist übrigens auch im Buch des Titels festgehalten. Und wenn es ein Hund sein soll, ist ein kleiner einem großen vorzuziehen.
Weitere Kapitel des Buches thematisieren:
- den sonstigen Konsum (Papierkonsum reduzieren, Elektrogeräte im Haushalt reduzieren, reparieren statt neu kaufen etc.),
- den Stromverbrauch (LED-Beleuchtung einsetzen, Haushaltsgeräte der besten Effizienzklasse verwenden, wenige Geräte mit Standbybetrieb verwenden usw.)
- und Bauen und Wohnen (z.B. Raumtemperatur nicht höher einstellen als nötig, sparsam mit Warmwasser umgehen).
Fazit: Jeder kann was gegen die Erderwärmung tun
Das richtige Buch für alle, die ihr eigenes Verhalten überprüfen wollen und Anregungen für klimafreundliche Veränderungen suchen. Ob die Frage, wann sich die Anschaffung eines neuen Autos aus ökologischer Sicht lohnt oder worauf ich beim Einkaufen von Kleidung achten kann – das Buch bietet einen umfassenden und fundierten Überblick zu jeglichen Lebensbereichen. Und es motiviert, kleine Änderungen im Alltag umzusetzen, weil sie einen Unterschied machen. Besonders jene, die glauben, dass der Kampf für das Zwei-Grad-Ziel nicht schaffbar ist.
Viele Infografiken lockern das Buch auf.