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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at
27.07.2019 | Reisen | Sophia Huber

Indonesien – was dich am anderen Ende der Welt erwartet

Nach über sechs Monaten in Indonesien, einem Praktikum in Jakarta und einer Beziehung mit einem Einheimischen verrät dir Sophia, was dich hier erwartet.

Laut der aktuellen Mercer Studie der lebenswerteten Städte bin ich von Wien, der Nummer eins, nach Jakarta auf Platz 142 gezogen. Das Leben in der "dritten Welt" ist zugleich Abenteuer und Herausforderung.

 

Obwohl ich bereits zum dritten Mal nach Indonesien reise, fühlt es sich an, als müsste ich wie ein Kleinkind alles komplett neu lernen – sprechen, essen, gehen.

 

Drei Monate lang absolviere ich hier ein Praktikum als Lifestyle Journalistin bei „The Jakarta Post“, wasche meine Wäsche mit der Hand, lebe ohne Klopapier und esse mit den Einheimischen auf der Straße. Würde ich nochmal für drei Monate in die volle, laute, luftverschmutzte Millionenstadt Jakarta gehen? Niemals. Trotzdem bereue ich nichts. Auch wenn jeder Tag ein Kampf war, bin ich an dieser Herausforderung gewachsen.

 

 
Würde ich nochmal für drei Monate in die volle, laute, luftverschmutzte Millionenstadt Jakarta gehen? Niemals. Trotzdem bereue ich nichts. Auch wenn jeder Tag ein Kampf war, bin ich an dieser Herausforderung gewachsen.
 

Nach dem Praktikum geht es weiter nach Bali, eine von den mehr als 17.000 Inseln Indonesiens. Die Insel der Götter riecht nach Weihrauch und ist bekannt für freundliche Menschen, Reisfelder und einzigartige Sonnenuntergänge. Was erwartet dich also hier im Paradies am anderen Ende der Welt?

 

 
Affen in freier Wildbahn: Vulkan Gunung Batur in Bali © Sophia Huber/MEINPLAN.at
 

Affen in freier Wildbahn: Vulkan Gunung Batur in Bali © Sophia Huber/MEINPLAN.at

 
 

 

Essen – scharf, schärfer, Sambal

Indonesisches Essen © Sophia Huber/MEINPLAN.at
 

Statt Müsli und Brot: Reis mit Gemüse, Eiern und frischem Sambal zum Frühstück © Sophia Huber/MEINPLAN.at

 

Du magst scharfes Essen? Vergiss es. Indonesisches Chili ist anders als in Europa. Taste dich vorsichtig und langsam an die verschiedenen Schärfegrade heran, ansonsten kann es passieren, dass deine Hände noch Stunden danach vor Schärfe brennen. Dennoch gibt es nichts Besseres als ein frisches, leckeres Sambal (indonesische Chilisauce).

 

Warum die Hände? Weil man hier in der Regel mit den Händen isst – mit der rechten Hand. Die linke gilt nämlich als unrein, weshalb man die rechte für alles andere verwendet – bezahlen, Dinge entgegennehmen, essen. Diese Regel solltest du dir merken. Mit den Händen zu essen ist übrigens gar nicht so einfach, wie man vielleicht denken mag, besonders wenn man nur eine Hand benutzen darf.

 

Hühnchen und Tempeh (fermentierte Sojabohnen) in Sambal zu tunken geht ja noch, aber hast du schon mal versucht, Nudeln, Reis oder Fisch ohne Besteck zu essen?

 

Zum Glück ist der Reis recht klebrig und hat eine gute Konsistenz, sodass man ihn leicht zu kleinen Happen zusammendrücken und dann verspeisen kann.

 

Generell ist die indonesische Küche zwar sehr schmackhaft, aber nicht besonders abwechslungsreich – Suppe, Nudeln, Reis, Huhn, Fisch, Martabak (indonesische gefüllte Pfannkuchen). Eine willkommene und leckere Abwechslung ist Nasi Campur. Wie eine Art Buffet aufgebaut bietet jeder Stand verschiedene Sachen an, aus denen man wählen kann. Meist gibt es verschiedenste Arten von Fisch und Fleisch, Tempeh, Suppen, Gemüse und Tofu. Dazu gibt es eine ordentliche Portion Reis, Sambal und Tee.

 

Was besonders spannend ist, ist die Liebe der Indonesier zu Instant Nudeln. Es gibt sie in allen Farben und Variationen, Geschmäckern, Größen, als Suppe oder gebraten. Sie sind preiswert und sogar richtig lecker, und man kann alle Geschmacksrichtungen ausprobieren.

 

Bule – Selfie?

Es dauert nicht lange, bis man das erste Mal mit „Bule“ angesprochen wird. Und plötzlich kommt es einem vor, als ob man es ständig und überall hört.

 

Die Indonesier verwenden diesen Begriff, um „weißhäutige Ausländer“ zu beschreiben. Was für mich erst als eine wahnsinnige Unverschämtheit und Respektlosigkeit gegolten hat – schließlich würde ich andere Menschen umgekehrt niemals mit „schwarz“ ansprechen. Doch es ist meist nicht böse gemeint und wird schnell zur Normalität.

Eine Schulklasse in Jakartas Altstadt Kota Tua © Sophia Huber/MEINPLAN.at
 

Eine Schulklasse in Jakartas Altstadt Kota Tua © Sophia Huber/MEINPLAN.at

 

Mit heller Haut und dunklem Haar wirst du hier schnell zur 'Katy Perry Celebrity'. Für die meisten Menschen hat man also im ersten Moment weder Name noch Nationalität, man ist und bleibt einfach Bule. Die meisten Indonesier sind sehr interessiert an „weißen Menschen“ und versuchen mit Händen und Füßen ein Gespräch anzufangen und hunderte von Selfies zu machen. Das kann super witzig, aber auch anstrengend sein.

 

Jedenfalls lernt man so sehr schnell Menschen kennen und kann später zuhause erzählen, dass das eigene Foto jetzt an der Wohnzimmerwand eines Indonesiers direkt neben dem Hochzeitsfoto hängt.

 

Weil Bali eine touristische Insel ist, ist das hier jedoch nicht so stark ausgeprägt. In Jakarta hingegen solltest du dir jedoch zweimal überlegen, ob du tagsüber die Altstadt Kota Tua besuchen willst. Ich verspreche dir, es wird keine fünf Minuten dauern, bis sich eine Menschentraube um dich versammelt und dich nicht mehr gehen lässt.

 

Vermeide Fettnäpfchen

Während im touristischen Bali beinahe alles erlaubt ist, ist auf der Nachbarsinsel Java der Genuss von Alkohol in der Öffentlichkeit verboten. Außerdem herrscht in ganz Indonesien ein strenges Drogengesetz – meist wird man bereits im Flugzeug über die Todesstrafe bei Drogenhandel informiert.

 

Was den Verkehr betrifft, gilt nur eine Regel: Es gibt keine Regeln. Gefahren wird links, oft ohne Helm und zu dritt oder mit Hund und Katze auf dem Motorrad. Es ist völlig normal, dass man die ersten Tage Angst hat die Straße zu überqueren, man gewöhnt sich aber schnell daran. Wenn du zu Fuß unterwegs bist, gehe langsam anstatt über die Straße zu laufen und strecke deinen Arm seitlich aus, um den Fahrern zu zeigen, dass sie anhalten sollen.

 

 
Familienausflug am Motorrad in West Jakarta © Sophia Huber/MEINPLAN.at
 

Familienausflug am Motorrad in West Jakarta© Sophia Huber/MEINPLAN.at

 
 

 

Als Liebespaar ist es wichtig zu berücksichtigen, dass das Küssen und Umarmungen in der Öffentlichkeit nicht angebracht sind. Während die Einheimischen in Bali bei Touristen zwar darüber hinwegsehen, ist es beispielsweise in Java ein absolutes Tabu. Hier ist es nicht mal möglich, als unverheiratetes Paar eine Wohnung zu mieten. Aber keine Sorge, ein Hotelzimmer bekommst du trotzdem – außer in der Stadt Aceh, hier gilt die Scharia.

 

Auch solltest du dich angemessen kleiden, wobei sich Bali erneut von den anderen Inseln unterscheidet. Während du dich hier problemlos sommerlich und freizügig anziehen kannst, ist es auf den anderen Inseln, besonders in kleinen Dörfern, üblich, sowohl Schultern als auch Knie zu bedecken.

 

Packliste für Indonesien

Was auf jeden Fall in dein Gepäck gehört, sind:

  • eine Sonnencreme (relativ teuer in Indonesien)
  • ein Gelsenspray (Bali gilt als Malariafrei, dennoch gibt es viele Krankheiten, die übertragen werden können)
  • und diverse Hygieneartikel (Tampons gibt es beispielsweise kaum zu kaufen).

Als letzten Tipp kann ich dir mitgeben: Sei dir darüber im Klaren, dass du in Indonesien keine europäischen Standards vorfinden wirst. Hier und da gibt es Kakerlaken und Ratten, Mini-Duschen statt Toilettenpapier, Straßenhunde und oft nur kaltes Wasser. Lass dich trotzdem auf das Abenteuer Indonesien ein.

 

Meide touristische Restaurants, iss lieber mit den Einheimischen auf der Straße. Trinke Reisschnaps am Strand und genieße den Sonnenuntergang. Miete dir einen Roller und fahre die Insel ab, weg von den Touristen-Hotspots. Kämpfe dich durch den verrückten Verkehr in Kuta, gehe einkaufen in Seminyak und surfen in Canggu. Übernachte im Dschungel im Norden und entdecke die bunte Unterwasserwelt in Amed. Genieße den Sonnenaufgang in Sanur, die schönsten Strände in Uluwatu, Märkte in Denpasar und Reisfelder in Ubud. Besteige einen Vulkan und lass dich nicht von den Affen ausrauben. Bali wird dich verzaubern und du wirst verändert zurückkehren.

 

Hati-hati! (Pass auf dich auf)

Sophia Huber

Hundemensch und Medienmanagement-Studentin, die derzeit in Indonesien lebt. Meine Leidenschaft? Das Reisen um die Welt, Geschichten durch Fotografie zu erzählen und Pizza.

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