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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Ich bin schön, wenn ich mich schön fühlen darf – oder – warum ich Mayonnaise lieb!

Wer mich kennt weiß, dass ich mich seit einigen Jahren wirklich viel gesünder ernähre: Brot esse ich eigentlich gar nicht mehr, am Abend koch ich immer nur Low Carb - und Mayonnaise – bitte was?! Mayonnaise? Ich weiß gar nicht mehr wie die schmeckt.

Okay. Und jetzt die Wahrheit. Wer mich wirklich kennt weiß: Brot gehört für mich zu fast jeder Mahlzeit dazu, Low Carb ist höchstens meine Vorspeise – und Mayonnaise – bitte was?! Mayonnaise? Damit putz ich mir die Zähne.

 

Mayonnaisen-Liebe

Mayonnaise © unsplash / MEINPLAN.at
 

Meine besondere Liebe zur Mayonnaise © unsplash / MEINPLAN.at

Diese lebhafte Beschreibung meiner Essgewohnheiten hat meine Schwester in die Welt gesetzt. Das Märchen verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Letztens, als ich bei meiner anderen Schwester übernachtete, kam meine 4-jährige Nichte zu mir und meinte: „Aber Tante Christa, du kannst heute nicht bei uns schlafen!“ Ich sah sie skeptisch an und fragte: „Warum denn das?“ Sie schaute mich mit großen Augen an und meinte ganz selbstverständlich: „Vor dem Schlafengehen muss man sich die Zähne putzen!“ „Ich weiß, das mach ich auch!“, sagte ich lächelnd. „Aber wir haben doch keine Mayonnaise für dich gekauft!“ sagt sie dann etwas ungeduldig, weil ich nicht schon früher verstand worauf sie hinaus wollte. „Ach, weißt du…“ sagte ich, „Manchmal putz ich sie mir auch mit Ketchup, wenn es halt nicht anders geht!“. Daraufhin schüttelte sie unglaubwürdig den Kopf, drehte sich um, ließ mich alleine im Flur stehen und rief noch aus ihrem Zimmer: „Das nächste Mal kaufen wir dir eine!“.

 

Naja, dass ich mir mit Mayonnaise die Zähne putze, entspricht so nun auch nicht ganz der Wahrheit. Doch ich esse sie gerne, in großen Mengen und mit Genuss. Ob ich deshalb manchmal ein schlechtes Gewissen habe? Ich würde lügen, wenn ich nein sagen würde. Denn klar, Mayonnaise ist nicht gerade gesund. Doch muss ich deshalb darauf verzichten?

 

Diese Frage beschäftigte mich manchmal und ganz ehrlich egal ob ich nun ganz auf Mayonnaise verzichtet, mir fettreduzierte oder vegane gekauft habe – mein Bauchspeck ist deswegen nicht weniger oder mehr geworden. Meine Hautunreinheiten sind deshalb auch nicht verschwunden und ein schlechtes Gewissen hatte ich dann halt, weil ich meine Glückshormone durch Chips oder Nutella heraufbeschwören wollte.

 

Ernährung und Sport sind nicht alles

Schönheit wird nicht in Kilos angegeben © unsplash / MEINPLAN.at
 

Schönheit wird nicht in Kilos angegeben © unsplash / MEINPLAN.at

Das klingt nun so, als würde ich ein extrem ungesundes Leben führen oder zu mindestens einen ungesunden Ernährungsstil haben. Doch das stimmt so auch nicht. Ich ernähre mich seit einigen Jahren ausgewogener, gesünder, größtenteils vegetarisch und achte auch beim Einkauf auf die Wahl meiner Produkte. Zudem bewege ich mich regelmäßig- einmal mehr einmal weniger. Doch momentan betreibe ich zum Beispiel jeden Tag Sport, manchmal auch länger als eine Stunde. Klar, meine Leistung ist wahrscheinlich nicht mit anderen vergleichbar, doch das muss sie auch nicht! Ich trinke außerdem keinen Kaffee, ich trinke manchmal wochenlang keinen Alkohol und ich kann – wenn es mir nicht mehr schmeckt - von einem Tag auf den anderen monatelang mit dem Rauchen aufhören, vielleicht auch mal für immer.

 

Trotzdem esse ich gerne und viel. Ich habe schon als Kind mehr verputzt als Jungs; ich war auch immer größer als sie, das hat sich heute mit meinen 1,75m nicht unbedingt verändert. Ich war als Kind nicht sonderlich dick, aber dünn halt eben auch nicht. Heute sagt mir mein „Body-Mass-Index“, dass ich leicht übergewichtig bin. Das lassen mich auch Schönheitsideale aus der Werbung, Hosenkäufe bei H&M und abgemagerte Models bei GNTM spüren. Manchmal mehr, manchmal weniger. Ich würde wiederum lügen, wenn ich sage dass ich mich mit meinen Hüftspeck immer und überall wohl fühle.

 

 
Ich habe allerdings gelernt, dass sich meine Schönheit nicht in meiner Kleidungsgröße wiederspiegelt. Ich bin schön, wenn ich laut über meine eigenen Witze lache. Ich bin schön, wenn ich singe, als ob mich niemand hören würde. Ich bin schön, wenn ich verrückt in der Küche tanze. Ich bin schön, wenn ich vor Freude weine. Ich bin schön, wenn ich ganz in der Gegenwart lebe und nicht ständig an gestern oder morgen denke. Ich bin schön, wenn ich mich schön fühlen darf!
 
 

 

Innere Schönheit © unsplash / MEINPLAN.at
 

Innere Schönheit © unsplash / MEINPLAN.at

Hören wir doch endlich auf, „schön“ definieren zu wollen und damit auch – wenn ich nun von Frauen spreche –eine gewisse Definition von „Weiblichkeit“ vorzugeben. Meine ganzes Leben lang wollte mir die Gesellschaft beibringen, dass ich nur mit viel Make-Up, hohen Schuhen, Handtaschen, Röcken oder pinken Glitzeraccessoires weiblich sein kann. Niemand hat mir gesagt, dass ich mich mit flachen Schuhen, weiten Hosen, Rucksack und ungeschminkt am wohlsten fühlen würde. Heute ist es so!

 

Für mich ist es so, für manch andere Frauen nicht. Das ist okay! Ich plädiere nicht für einen zwanghaft „unweiblichen“ Stil, damit sich „weiblich“ irgendwann anders definieren lässt. Ich plädiere für KEINE Definition von Weiblichkeit. Ich bin überzeugt, dass wir solche Definitionen nicht brauchen, sie machen uns krank! Dasselbe gilt für unsere Zuschreibungen an die Männlichkeit.

 

 
Und außerdem: Warum kümmern wir uns nicht endlich genauso penibel um unsere innere Schönheit und Gesundheit, als um unsere äußere? Warum nicht mal eine Woche meditieren, statt 14 Tage Detox-Smoothie-Diät? Warum nicht mal zur Ruhe kommen und den Geräuschen im Wald lauschen, statt ständig am Smartphone zu hängen und Selfies auf Insta zu posten? Warum nicht mal wieder ein echtes und ehrliches Gespräch führen, statt krampfhaft Bauch-Beine-Po zu trainieren und perfekt scheinen zu wollen?
 
 

 

Um zu meiner Fragestellung zurückzukommen, sind und leben dünnere Menschen auch nicht automatisch gesünder. Manchmal hatten sie einfach nur genetisches Glück. Außerdem kann ich von mir behaupten, dass ich mit regelmäßigem Sport – der bei mir leider nicht unbedingt zu weniger Hüftspeck führt – auch genügend Kondition für längere Wanderungen, schnelles Treppensteigen oder einen Sprint zum Zug habe. Diese körperliche Fitness ist mir definitiv wichtig. Wichtig genug, um mich zu bewegen, jedoch nicht um mich von oben bis unten durch zu trainieren.

 

Viel wichtiger erscheint mir da meine mentale und seelische Gesundheit, meine Offenheit gegenüber anderen Menschen, mein Humor, den ich selten verliere, meine Leidenschaften wie die Musik und, dass meine liebsten Menschen extra Mayonnaise einkaufen, bevor ich zu Besuch komme. Danke dafür!

Christa Plank

Ich bin in Innsbruck und Südtirol zuhause, singe gerne laut und überall, mag am liebsten glutenfreie Pizza mit Rucola, reagiere allergisch auf Engstirnigkeit und Ungerechtigkeit und würde gerne mal am Meer leben.

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