Hat mein Leben eigentlich einen Sinn?
Ausgelaugt. Frustriert. Was ist eigentlich der Sinn hinter allem? Hilfe für die Suche nach dem Sinn auf Basis der Logotherapie Viktor Frankls.
Es gibt Tage, an denen fühlt man sich ausgelaugt, antriebslos, ja vielleicht sogar frustriert. Beim Aufwachen freut man sich schon wieder auf den Abend, wenn man endlich ins Bett gehen und sich die Decke über den Kopf ziehen kann. Die Seminararbeiten und aufgeschobenen Prüfungen häufen sich, ebenso wie das abzuwaschende Geschirr. Ach ja, und ... Was befindet sich eigentlich unter dem Berg Wäsche? Ist das der Schreibtischsessel??? Als ob das nicht schon genug wäre, haben alle anderen ihr Leben scheinbar perfekt im Griff und du fragst dich: Wie schaffen die das nur?
Du erkennst dich wieder? Ich gebe zu – ich tue es. Aber ich habe versucht, etwas dagegen zu unternehmen und vielleicht kann ich dir in diesem Beitrag helfen, dass auch du dich aus deiner Sinnkrise befreien kannst. Schließlich soll dein Leben ja sinnvoll und nicht sinnlos sein! Angelehnt an die Logotherapie Frankls und speziell an das Buch „Was meinem Leben echten Sinn gibt“ werde ich nun ein paar Punkte aufzählen, die dir auf deiner Suche nach Sinn helfen können.
#1 Die Frage nach dem „Wofür“
Schon Friedrich Nietzsche pflegte zu sagen: „Wer ein Wofür im Leben hat, erträgt fast jedes Wie.“
Was meint er damit? Ich habe es mal so interpretiert: Manchmal ertappe ich mich dabei, mein Leben als leer zu empfinden, ich befinde mich in einer lustlosen Langeweile und stopfe meinen Tag mit sinnlosen Inhalten voll. Gleichzeitig aber lastet ein enormer Druck auf mir, ich muss für Prüfungen lernen, einkaufen, Termine einhalten, putzen,...
Aber die Müdigkeit und Antriebslosigkeit lassen es nur schwer zu, das alles zu erledigen. Irgendwann ist dann der Punkt erreicht, an dem ich in der kompletten Verzweiflung stecke und mich frage: „WIE SOLL ICH DAS NUR SCHAFFEN?!“
Und hier gibt es genau zwei Möglichkeiten:
- Entweder ich mache genau so weiter wie bisher und lasse mich immer weiter in dieses Loch der Verzweiflung ziehen.
- Oder ich setze mich hin, schließe die Augen und frage mich: „Wofür mache ich das?“
- Wofür lerne ich? Damit ich später einmal den Beruf ausüben kann, der mir Spaß macht.
- Wofür kaufe ich ein? Damit ich mir mein Lieblingsessen zubereiten kann und ich mich satt essen kann.
- Wofür putze ich? Damit ich in einer sauberen und gut riechenden Wohnung leben kann.
Um Christoph Schlick zu zitieren: „Ich soll meine Bedürfnisse und Sehnsüchte erkennen und reflektieren, soll mich fragen, nach welchen Lebensinhalten und Erlebnissen ich strebe. Ich soll also herausfinden, wer ich bin und was mir wichtig ist, um Erfüllung und Stärke zu erlangen.“
Und somit wäre schon der erste Schritt getan, um wieder zu mehr Freude, ja zu mehr Sinn zu finden.
#2 Bin ich Opfer oder Schöpfer meines Alltags?
Im nächsten Schritt geht es darum festzustellen, ob du dich selbst als Oper oder Schöpfer siehst. Und das hängt ganz stark von deiner Haltung ab.
Viel zu oft bade ich im Selbstmitleid und sehe nur meine Probleme. Keine guten Voraussetzungen, um glücklich zu sein, oder? Vielleicht kann ein Perspektivenwechsel helfen. Denn es kommt nicht darauf an, wie eine Situation ist, sondern ganz allein darauf, was ich aus ihr mache. Sehe ich mich als Opfer? Oder füge ich noch ein „Sch“ und zwei Striche hinzu, sodass aus Opfer Schöpfer wird? Ich gebe zu, das ist schwieriger als gedacht, aber um ehrlich zu sein, liegt die Entscheidung zu einer neuen Haltung wirklich nur bei einem selbst.
Viktor Frankl, auf den die Logotherapie und Existenzanalyse zurückgeht, spricht in diesem Zusammenhang von der Selbstdistanzierung. Geht man auf Distanz, so fällt es einem leichter, neue Lösungen zu finden. Unsere innere Einstellung ist wandelbar und es steht uns allen frei zu wählen, ob man Teil des Problems oder Teil der Lösung sein möchte. Anstatt zu jammern, könnte man sich doch zur Abwechslung mal auf diese gedankliche Expedition der Selbstdistanzierung begeben.
Auch hilft es, sich nicht von der negativen Stimmung anderer anstecken zu lassen. Dieses innerliche Kurz-zur-Seite-Gehen kann dir helfen, widerstandsfähiger und gelassener deiner Umwelt und dir selbst gegenüber zu werden.
„Im Grunde sind wir alle da, um zu lernen und uns weiterzuentwickeln und in unserem Innersten Sinn zu finden. Wir sind alle gesund – aber wir sind auch ‚krank’. Denn jeder von uns hat einen Rucksack geschultert. In diesem Rucksack befinden sich Verletzungen, Komplexe und Verhaltensmuster, die uns überreagieren und vorschnell Entscheidungen treffen lassen, ebenso wie unsere jeweilige Haltung:
- Schaue ich auf das Problem (und fixiere ich es sogar), oder schaue ich dahin, wo meine positiven Erfahrungen liegen, meine Ressourcen schlummern, mir Kräfte wachsen?
- Welchen Blickwinkel ich einnehme, hängt mit meiner Haltung zusammen.“
(Christoph Schlick)
#3 Welche Werte habe ich?
Es gibt viele Wörter, in denen man „Wert“ finden kann. Wertvoll, wertlos, Wertschätzung, Wertevermittlung, verwertbar, christliche Werte,... Oft sagen wir auch zu einem guten Freund, zu einer guten Freundin: „Du bist es mir wert.“
Aber, was ist eigentlich ein Wert? Im Duden wird es so definiert: „Einer Sache innewohnende Qualität, aufgrund derer sie in einem gewissen Maße begehrenswert ist.“ Hm ok – vielleicht könnte man es auch so ausdrücken: Etwas ist ein Wert, „wenn ich weiß und es fühle, dass mir dieser Mensch, diese Sache, dieses Gefühl, diese Haltung wirklich sehr wichtig ist.“ (Christoph Schlick)
Das heißt also, dass Werte bestimmen, wie wir uns verhalten. Denn je nachdem, was dir wichtig ist, wirst du alles dafür tun, das zu erreichen.
Werte sind eine sehr individuelle Angelegenheit und bewahren uns vor einer Orientierungslosigkeit. Aber hast du dir schon einmal ganz bewusst Gedanken darüber gemacht, was dir in deinem Leben so richtig wichtig ist? Viel zu oft übernehmen wir Werte der anderen und sehen sie als unsere eigenen an.
Dies kann mitunter ein Grund für deine Sinnkrise sein und den Druck, der auf dir lastet, verstärken. Deine Freunde leben alle schon in einer fixen Beziehung, haben geheiratet, gründen Familien, bauen ein Haus? Und du sitzt in der Vorlesung und suchst ganz verzweifelt auf Tinder nach jemandem, der als potentieller Partner infrage käme, damit du mit deinen Freunden mithalten kannst?
Stop! Solltest du wirklich das Bedürfnis danach haben, eine Beziehung zu haben oder so bald wie möglich eine Familie zu gründen, dann ist das okay. Aber es muss um DICH gehen. Du bist nicht dazu verpflichtet, dein Leben nach dem Leben der anderen auszurichten. Spüre in dich hinein und notiere dir wenn nötig, wofür du brennst und was dir wichtig ist. So eine Wertehierarchie kann dir helfen, dich besser zu orientieren.
Kenne ich eigentlich meine Werte? Weiß ich, was mir wichtig ist? © Laura Ries/MEINPLAN.at
Von allen Sinnen?! Den Sinn des Lebens erspüren
Die Erfahrung, dass das Leben nicht immer ein Zuckerschlecken ist, macht jeder früher oder später einmal. Entscheidend ist, wie du an die Sache herangehst, wenn’s mal nicht so super läuft. Ich ermutige dich, dir ein paar Minuten Zeit zu nehmen und dir Gedanken darüber zu machen, wofür du das tust, was du tust, was dir wichtig ist und wie es dir gelingen kann, deine Einstellung zu ändern.
Auch wenn du nicht den Normen der anderen entsprichst und man dich vielleicht „von Sinnen“ hält, weil du den Sinn deines Lebens finden möchtest: Du bist die Hauptperson in deinem Leben – mach was draus! ;-)
Meinen Sinn des Lebens finden: Buchtipps
Christoph Schlick: Was meinem Leben echten Sinn gibt.
Die wichtigsten Lebensfragen klären.
176 Seiten
€ 17,50
ISBN 978-3-95803-088-6, WG 1481
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Viktor E. Frankl: ... trotzdem Ja zum Leben sagen.
Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager.
192 Seiten
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ISBN 978-3-328-10277-9