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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at
13.10.2020 | Ehrenamt | Claudia Dießner

Große Schwester auf Zeit

„Wir haben ein Match für dich!“ Ich war megaglücklich und aufgeregt, als ich diese Nachricht vom Verein „Big Brothers Big Sisters“ bekam. Ich war somit offiziell „große Schwester“ und würde bald ein Volksschulkind kennenlernen, dass zu mir passt und umgekehrt. Seit November 2019 bin ich nun ehrenamtliche Mentorin eines aufgeweckten, selbstbewussten, kreativen 11-jährigen Mädchens.

„Ich habe Zeit und möchte sie verschenken“. Diesen Gedanken hatte ich, als ich beschloss, dass ich mich freiwillig engagieren möchte. Beim Mitarbeiten in der Kinderbetreuung eines Feriencamps merkte ich aber deutlich, dass ich lieber ein Kind intensiv betreuen wollte, als viele Kinder flüchtig zu kennen. 

 

Ich selbst habe als Kind von Einzelbetreuung sehr profitiert. Ich denke gerne an die Tage meiner Kindheit zurück, an denen ich meine Taufpatin und meinen Onkel ohne meine Geschwister sehen durfte. Die gemeinsam verbrachte Zeit und die kulturellen Aktivitäten haben unsere Beziehung gestärkt und einen wichtigen Beitrag zu meiner Entwicklung geleistet. Das wollte ich nun gerne an ein Kind weitergeben.

 

Der perfekte Ort für mein freiwilliges Engagement

Beim Verein „Big Brothers Big Sisters“ habe ich den perfekten Ort für mich gefunden, um diesen Wunsch in die Tat umzusetzen.

 

Nachdem ich alle erforderlichen Wege, um in das Programm aufgenommen zu werden, absolviert hatte, war ich bereit, im Rahmen einer Veranstaltung das mir zugeordnete Kind und ihre Eltern kennenzulernen. Danach würden wir uns vorerst für ein Schuljahr regelmäßig zu zweit treffen.

 

Als ich Edanur zum ersten Mal sah, war mein Eindruck, das aller entzückendste, interessanteste, wundervollste Kind aus dem Programm als Mentee bekommen zu haben! Wir haben schon beim ersten Kennenlernen viele Gemeinsamkeiten und Interessen entdeckt und ich konnte es gar nicht erwarten, sie nun jede Woche für zwei Stunden zu sehen.

 

Ich bin eine erwachsene Freundin

Für Edanur bin ich wie eine erwachsene Freundin. Wir unternehmen Dinge, die uns beide Spaß und Freude machen und reden über das, was uns gerade einfällt. Zwischen uns hat sich eine coole Dynamik entwickelt: Ich schlage Aktivitäten auf Basis unserer Interessen vor und sie ist total offen dafür, sich auf neue Orte und teils unbekannte Beschäftigungen einzulassen. Für mich ist es, als ob ich ihre Welt ein kleines bisschen größer mache und es ist toll zu sehen, wenn ihre Augen vor Begeisterung aufleuchten. Meistens organisiere ich unsere Erlebnisse selbst, manchmal bekommen wir auch vom Verein Gratistickets zu Veranstaltungen geschenkt. 

 

 
Für mich ist es, als ob ich ihre Welt ein kleines bisschen größer mache und es ist toll zu sehen, wenn ihre Augen vor Begeisterung aufleuchten.
 
 

Gemeinsame Erlebnisse

Für mich ist es total spannend, kindgerechte Orte in Wien zu besuchen. Edanur und ich waren im Zoom Kindermuseum, im Dschungel Wien, in der Kinderoper und im Labyrinth des Schlossparks Schönbrunn. Es gibt in Wien so viel tolle Orte für Kinder – und auch zahlreiche Gratis-Angebote wie das Spielefest im Rathaus oder andere Veranstaltungen der Wien Xtra Kinderinfo. 

 

Durch Corona konnten wir uns in der Zeit des Lockdowns nicht sehen und haben über WhatsApp Kontakt gehalten. Als wir uns wieder treffen durften, war es wichtig, sich an die Abstands-Regeln zu halten und die Aktivitäten überwiegend draußen zu machen. Es war für mich zuerst eine Herausforderung, auf all die kulturellen Besuche zu verzichten, aber wir haben noch viele Dinge gefunden, die Spaß machen. Wir haben Bastel-Sessions in den Park verlegt, waren mit dem Roller Geocaches auf der Donauinsel entdecken, haben Steine gesucht und bemalt, Karten oder Ball gespielt oder waren bei Outdoor-Trampolinen springen.

 

Es ist sehr spannend, Zeit mit Edanur zu verbringen, weil es da immer noch etwas gibt, das ich von ihr noch nicht weiß. Es ist schön, ihr beim Wachsen zuzuschauen, Talente von ihr zu entdecken, ihr Aufmerksamkeit zu schenken und ihr Abwechslung vom Alltag zu ermöglichen. 

 

Aus unterschiedlichen Lebenswelten

Ich lerne von Edanur und sie von mir. Wir stammen aus unterschiedlichen Lebenswelten und ich denke, dass es Kindern gut tut, unterschiedliche Bezugspersonen zu haben.

 

Meine Beziehung zu Edanur und ihrer Familie ist sehr gut und unkompliziert. Es gibt einen fixen Treffpunkt, von dem ich sie immer abhole und wieder heimbringe und ich darf mich ganz spontan melden, wenn wir auf den Rückweg sind. Das ist angenehm, weil wir keinen Zeitdruck haben!

 

Mehrmals im Jahr fülle ich einen Reflexionsbogen aus und bei Schwierigkeiten könnte ich jederzeit meine Betreuerin von „Big Brothers Big Sisters“ kontaktieren. Die Menschen dort arbeiten sehr professionell, wertschätzend und gut organisiert. Bei den „Big Talks“ kann ich mich mit anderen Mentor/innen austauschen und mir neue Impulse für die Treffen mit Edanur holen. Auch sie und ihre Eltern sind gut betreut.

 

Beim Verein bewerben

Ich bin sehr froh über die Entscheidung, Big Sister zu werden. Wenn du auch Lust hast, im 1:1-Setting über längere Zeit ein Kind zu begleiten kann ich dir sehr empfehlen, dich beim Verein zu bewerben: Weil ab September erstmals 5 Wiener Volksschulen am Programm teilnehmen, suchen sie nach neuen großen Schwestern und Brüdern, die am sogenannten „Schoolmentoring“ teilnehmen. In das Programm„Community-Mentoring“ kannst du hingegen jederzeit einsteigen.

 

Verein „Big Brothers Big Sisters“

Der österreichische Verein ist Teil des internationalen Mentoringprogramms

1:1 Mentoring von Kindern und Vertrauenspersonen

Werde Mentor – weitere Infos

Claudia Dießner

Ich bin gerne draußen, in der Natur und auf der ganzen Welt unterwegs. Am liebsten bin ich mit Freunden zusammen, aber manchmal mache ich mich auch alleine auf die Reise. Die meiste Zeit verbringe ich in Wien, wo ich als Grafikerin arbeite und in der tollsten WG von Welt lebe. Mein sehr zeitintensives Bachelorstudium in Grafikdesign habe ich nach einem einjährigen Vorbereitungsjahr absolviert.

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