Glutenfrei durch Wien: 5 Lokaltipps
Christa hat die glutenfreien Lokale in Wien getestet. Ihre Insider-Empfehlungen für alle mit Zöliakie, Unverträglichkeit oder für deinen glutenfreien Besuch von einem lieben Menschen, mit dem du Wien kulinarisch erkunden möchtest.
Als ich 18 Jahre alt war, stellte mir mein Arzt nach einer langen Zeit vieler Unklarheiten, Spekulationen und Untersuchungen die Diagnose Zöliakie. Ich fühlte mich damals sehr schwach, schlief sehr viel, nahm abrupt mehrere Kilos ab und mir war nach so gut wie jeder Mahlzeit übel. Mit der Diagnose dieser Autoimmunkrankheit konnte ich endlich etwas gegen meinen Zustand unternehmen: Ich begann eine lebenslange Diät, aufgrund der ich auf Gluten verzichten muss.
Bevor ich von meiner Unverträglichkeit wusste, war mir nach so gut wie jeder Mahlzeit übel. © Unsplash
Es ging mir nach Beginn der Diät langsam wieder besser. Mein Darm war jedoch so geschädigt, dass ich auch keine Milchprodukte mehr vertrug. Es war für mich eine Zeit der Extreme, es war sehr schwer meine Ernährung umzustellen. Vor allem, weil ich nach einigen Wochen der Diät jeden „Fehler“ körperlich sofort spürte: Übelkeit, Brechreiz, Magenverstimmungen, Kreislaufbeschwerden. Seither muss ich jegliche Inhaltsstoffe der Lebensmittel sorgfältig durchlesen – wobei auch Getränke, Kaugummis oder Zahnpasta Gluten enthalten können. Ich muss bei meiner Diät außerdem auch auf Spuren von Kontaminationen achten, das macht die ganze Angelegenheit noch mühsamer.
Restaurants sind bei Zöliakie ein Risiko
Nun kannst du dir vielleicht vorstellen, dass es nicht gerade leicht ist mit mir in den Urlaub zu fahren oder etwas essen zu gehen. Was für viele Menschen ganz normal ist, ist für mich meistens ein Highlight. In Restaurants habe ich allerdings schon viele negative Erfahrungen gemacht: nach „glutenfreiem“ Essen war mir schon oft übel und das dauert meistens mehrere Tage.
Das Problem liegt an der Kontaminations-Gefahr (dt. Verschmutzung) in der Küche, denn nur weil glutenfreie Pasta auf einer Speisekarte angeboten wird, ist sie nicht unbedingt zu 100% glutenfrei. Die Arbeitsfläche, die Kochutensilien, die Gewürze – alles womit das Gericht in Berührung kommt muss auch WIRKLICH glutenfrei sein, zumindestens für mich. Da „glutenfrei“ in den letzten Jahren auch zu einer Art Trend geworden ist, in dem nur das Gericht an sich glutenfrei sein muss/soll, ist es für mich umso schwieriger, vertrauenswürdige Restaurants zu finden, die in der Küche auch wirklich ganzheitlich auf meine Bedürfnisse eingehen.
Dass ich außerdem kein Fleisch essen will und wie erwähnt auch keine Milchprodukte (auch nicht laktosefrei) vertrage, lässt manche Kellner*innen aber auch Freund*innen leicht panisch reagieren. Verständlich! Es klingt umständlich, für mich ist es allerdings Alltag. Es fühlt sich für mich nur mehr selten an, als müsste ich auf etwas verzichten.
Zum Glück gibt es nun Restaurants, Cafés und Betriebe, denen ich nach positiven Erfahrungen mein Vertrauen geschenkt habe. Durch meine Zusatzausbildung war ich im letzten Jahr einmal im Monat in Wien und entdeckte dort einige wirkliche Highlights, die ich so in Innsbruck und Südtirol – wo ich wohne – in dieser Form leider nie gefunden habe.
Vielleicht hast du selbst Zöliakie, hast eine Unverträglichkeit oder kriegst irgendwann mal glutenfreien Besuch von einem lieben Menschen in Wien – dann sind dies definitiv die richtigen Adressen für dich:
1. Allergikercafé
Mein allerliebster Ort in Wien! Ein Paradies! Es gab keinen Wien-Aufenthalt, in dem ich mich nicht in das kuschelige Café in der Nähe des Karlsplatzes setzte. Im Allergikerkaffe wird ausschließlich glutenfreies Essen, Snacks, Torten und vieles mehr zubereitet. Außerdem ist alles laktosefrei und vieles auch milchfrei, vegan, zuckerarm. Auch auf Histamin-Unverträglichkeit und andere Allergien wird bei Bedarf eingegangen. Die Preise sind etwas teurer als in einem normalen Café, aber als Studentin ab und zu leistbar.
Dafür ist es meiner Erfahrung nach 100% glutenfrei, extrem lecker, gemütlich und die Auswahl überfordert mich jedes Mal aufs Neue – vor allem beim Bestellen einer Torte. Auch die Auswahl der Getränke ist für mich ein Traum: glutenfreies Bier, eine heiße Schokolade oder ein Chai Latte mit Soja-/Reis-/glutenfreier Hafer- oder Mandelmilch. Ich hatte Freudentränen in den Augen, als ich das erste Mal nach über sechs Jahren ein Stück Torte mit einer heißen Schokolade genießen durfte.
Allergikercafé
Wiedner Hauptstraße 35, 1040 Wien
2. Gasthaus Zum Wohl
Das Gasthaus „Zum Wohl“ befindet sich in einer Nebenstraße der Mariahilferstraße. Auch hier habe ich sehr positive Erfahrungen gemacht. In diesem Betrieb wird wiederum ausschließlich glutenfrei gekocht, das beseitigt für mich immer schon mal viele Risiken. Auch auf meine Milch-Unverträglichkeit und auf andere Allergien kann eingegangen werden. Die Preise sind, wie so oft in diesen besonderen Lokalen, etwas teurer als in „normalen“ Gasthäusern.
Trotzdem lohnt sich ein Besuch, die Location an sich ist außerdem sehr schön und modern eingerichtet! Der Klassiker, der anscheinend viele anlockt, ist das (riesige) glutenfreie Wienerschnitzel. Für mich gab es das vegane Curry, das sehr, sehr lecker war! Auch die Spinatknödel sind sehr gut, auch wenn sie für mich als Südtirolerin nicht unbedingt nach traditionellen Knödeln aussehen bzw. schmecken J.
Gasthaus Zum Wohl
Stumpergasse 61, 1060 Wien
3. Simply Raw Bakery
Ein Tipp für besondere Anlässe ist sicherlich ein Frühstück, Brunch oder ein Nachmittags-Kaffee-und-Kuchen-Klatsch in der Simply Raw Bakery im 1. Bezirk. Die Preise sind (dem Bezirk entsprechend) sehr hoch, doch ein Besuch – wenn auch nur einmalig oder selten - ist das kleine Lokal allemal wert! Es ist sehr liebevoll eingerichtet und die Atmosphäre ist gemütlich, wenn auch gleichzeitig etwas „eleganter“. In der Simply Raw Bakery isst man, wie schon in den beiden ersten Lokalen, ausschließlich glutenfrei. Außerdem wirbt das Lokal mit veganen und laktosefreien Gerichten.
Das Bananenbrot mit selbstgemachtem Schokoaufstrich ist sehr lecker, dazu habe ich einen veganen Milkshake getrunken. Die Portionen sind allerdings eher klein, trotz hohem Preis. Dafür punkten aber die salzigen Gerichte wie beispielsweise die Bowls mit ihrer Portionsgröße.
Simply Raw Bakery
Drahtgasse 2, 1010 Wien
simplyrawbakery.at
4. Vapiano
Auch das Vapiano ist für mich immer wieder einen Besuch wert, vor allem wenn es schnell und unkompliziert sein soll. Ich kannte das Vapiano zwar schon aus Innsbruck, doch auch in Wien genoss ich das glutenfreie Angebot. Das Personal wechselt nach der Zubereitung ohnehin immer den Wok, und vor allem wenn glutenfrei bestellt wird, wird darauf geachtet, dass auch die Kochuntensilien gewechselt und die Hände gewaschen werden. So kann man im Vapiano Salate als auch Reisgerichte glutenfrei essen.
Vor kurzem wurde leider die glutenfreie Pasta von der Speisekarte gestrichen. Die glutenfreie Pizza ist auch sehr lecker, doch das Risiko einer Kontamination ist bei der Zubereitung viel höher, die Arbeitsfläche ist nicht getrennt von den „normalen“ Pizzen, deshalb esse ich meistens etwas anderes. Vapiano gibt es in Wien mehrere und auch sonst in jeder größeren Stadt, das ist sehr bequem. Wenn ich kurze Aufenthalte in einer fremden Stadt habe, google ich meistens, ob ein Vapiano in der Nähe ist.
5. Veganista
Mit meinem Schoko-Haselnuss-Eis fühlte ich mich wie ein glückliches Kind, das nach einem langen Winter wieder das erste Mal Eis essen darf. © Unsplash
Die Eisdiele „Veganista“ ist in meiner Zeit in Wien einer meiner Lieblingsorte geworden. Das Highlight ist für mich, dass alle Eissorten milchfrei bzw. vegan sind. Glutenfreies Eis habe ich vorher schon gefunden, aber da waren meistens nur die Frucht-Eissorten milchfrei. Beim Veganista kann ich aber auch Schoko, Vanille oder sonstiges Eis essen. Die Auswahl ist riesig und es gibt sogar glutenfreie Waffeln, die verpackt sind. Wenn man nachfragt, benutzt das Personal einen seperaten Eislöffel – um Kontaminationen (nicht alle Eissorten sind glutenfrei) zu vermeiden.
Mit meiner glutenfreien Waffel und meinem Schoko-Haselnuss-Eis fühlte ich mich wie ein glückliches Kind, das nach einem langen Winter wieder das erste Mal Eis essen darf. So wie beim Allergikerkaffe hatte ich auch beim ersten Veganista-Besuch Freudentränen in den Augen!
Das Personal über die Unverträglichkeit aufklären
Allgemein gilt, das Personal immer gut aufzuklären, welche genauen Ausmaße die eigene Unverträglichkeit, Allergie oder in meinem Fall Autoimmunerkrankung annehmen kann. Ich merke mittlerweile relativ schnell, ob sich ein Lokal wirklich informiert hat oder ob viel Unwissenheit vorherrscht.
Die oben genannten Tipps entstammen meiner eigenen Erfahrung, ich bin wie gesagt sehr sensibel und spüre durch gewisse Symptome relativ schnell, ob das Essen auch wirklich glutenfrei war. Trotzdem bleiben meine Angaben ohne Gewähr. Die Verantwortung, sich vor Ort noch einmal zu informieren und nachzufragen, liegt bei der Person selbst.
Viel Spaß und Mahlzeit!