Frag immer erst: warum - Auch als Coach?
"Warum" steht nicht nur auf Katharinas Handy-Hülle, sondern ist definitiv eine ihrer Lieblingsfragen. Warum tun Menschen das, was sie tun? Mit Simon Sineks Buch "Frage immer erst: warum" beschäftigt sie sich mit dem großen Fragezeichen und entdeckt, wie der richtige Blick auf diese Frage ihren Alltag bereichert.
„Dieses Buch hat Simon Sinek für mich geschrieben!“, ist mein erster Gedanke. Denn meine Lieblingsfrage ist: „Warum?“ In meinem Freundeskreis ist diese für mich reserviert. Sinek interessiert, warum Menschen tun, was sie tun. Mich auch. Deshalb frage ich immer und immer wieder: „Warum?“ Doch für einen systemischen Coach ist diese Frage tabu – wohl die schrecklichste Erkenntnis meiner Ausbildung. Die Frage verunsichere Menschen und erinnere sie an das stupide und nervige Nachhaken von Kindern.
Meiner Lieblingsfrage auf der Spur
"Frag immer erst: warum" liegt jetzt also auf meinem Tisch und mit dem Buch die Hoffnung auf eine Rehabilitierung meiner Lieblingsfrage. Übrigens: Zu meiner Überraschung offenbart sich auf den ersten Seiten nicht nur, dass dieses Buch eindeutig aus dem amerikanischen Kulturraum kommt, sondern – damit verbunden – noch ein zweiter Grund, warum Sinek für mich geschrieben haben könnte. Ich liebe mein iPhone, MacBook und iPad. Ich lebe in der Apple-Falle – und somit vielleicht ethisch nicht ganz korrekt. Doch schon die Einleitung lässt mein Gewissen hellhörig werden: Könnte Steve Jobs am Ende doch Vorbildcharakter haben?
Warum sollte ich überhaut dieses Buch lesen?
Es gibt also schon zwei Argumente, dieses Buch zu lesen, obwohl ich sicher nicht zu seiner eigentlichen Zielgruppe gehöre. Ich bin keine Führungskraft und möchte auch nicht eine Topfirma gründen. Unternehmen und Marketing interessieren mich eigentlich nicht, aber Menschen und die Frage: „Was ist Deine Mission?“ Meiner Erfahrung nach lebt, wer seine persönliche Mission gefunden hat, zufriedener und authentischer lebt.
Sinek meint, dass Unternehmen, die nicht nur ein WARUM als Mitte und Inspiration haben, sondern auch darüber kommunizieren können, dauerhaft erfolgreicher sind.
Mir gefällt die Geschichte von zwei Steinmetzen. Beide bauen tagtäglich an der gleichen Mauer. Die Arbeit ist schwer und anstrengend. Der eine sieht darin seinen Broterwerb. Der andere versteht seine Arbeit als Teil des Baus einer Kathedrale (91).
Ein WARUM stellt mein Leben in einen größeren Sinnzusammenhang. Es ist mein persönlicher Auftrag, dessen konkrete Umsetzung möglicherweise in unterschiedlichen Lebensphasen variieren kann. Aber das WARUM selbst gehört zu mir und gibt dem, WAS ich mache, erst wirklich Glanz.
„Gleichgültig, was wir in unserem Leben tun, unser WARUM – der Antrieb, Zweck oder Glaube – bleibt derselbe. (...) dann ist das WAS nur ein konkreter Weg,
wie wir unserer Sache Leben geben.“ (127)
Ich kann jedem also nur empfehlen, das eigene WARUM zu entdecken. Aber nicht jeder ist ein WARUM-Typ.
„WARUM-Typen sind Visionäre, sie haben eine lebhafte Fantasie. Sie haben einen Hang zum Optimismus, sie glauben, dass alle Dinge, die sie sich ausmalen, tatsächlich realisiert werden können.“ (131) Steve Jobs war ein Visionär. Aber Steve Wozniak ist ein Techniker. Ihm verdanken wir, dass Apple nicht nur eine Idee blieb.
WARUM-Typen brauchen WIE-Typen.
„Sie sind Realisten und haben eine klare Vorstellung von praktischen Dingen.“ (131) Sie sind die, die wissen, WIE die Ideen der WARUM-Typen Wirklichkeit werden können.
Ich halte beim Lesen inne: Bisher dachte ich, mich interessiert vor allem das WARUM der Menschen.
Aber bin ich am Ende möglichweise gar kein WARUM-Typ? Steckt hinter meiner WARUM-Frage viel mehr das Interesse daran, WIE die persönliche Mission eines Menschen Wirklichkeit werden kann und WAS das für den konkreten Alltag bedeutet?
Vielleicht wäre daher Steve Wozniak das bessere Vorbild für mich.
Meine iPhone-Hülle zieren jetzt als Erinnerung an Sineks Modell die Worte WARUM, WIE und WAS.
Und meine neue Lieblingsfrage lautet jetzt: „Was ist Dein WARUM?“ ... weil ich meine Aufgabe als Coach darin sehe, die Suche, WIE diese persönliche Mission ganz individuell mit Leben gefüllt werden kann und WAS das im Hier und Jetzt eines Menschen bedeutet, zu begleiten.
Buchtipp
Frag immer erst: warum
Wie Topfirmen und Führungskräfte zum Erfolg inspirieren
Aus dem Englischen von Christian Gonsa (Wien) übersetzt
Simon Sinek
Redline Verlag, 2014
7. Auflage 2019
€ 19,99 - Online bestellen
ISBN Print 978-3-86881-538-2
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86414-651-0
ISBN E-Book (EPUB, Mobil) 978-3-86414-652-7
Englische Originalausgabe: Start with why (Portfolio, 2009)