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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

FAQ: Meine Freundin hat eine Essstörung, was tun?

Was darf ich sagen, was soll ich tun? Hilfreiche Fragen und Antworten für Angehörige von Personen mit Essstörungen. Hinweis: Eine Sammlung aus Erfahrungen von Betroffenen, kein wissenschaftlicher Bericht.

  1. Welche Arten von Essstörungen gibt es?

Adipositas (Fettleibigkeit), Bulimie (Ess-Brech-Sucht), Anorexie (Magersucht), Binge-Eating-Disorder und Orthorexie („krankhafte Gesundesser“). Hier ist es wichtig zu erwähnen, dass die Arten von Essstörungen nicht nur mit dem äußeren Erscheinungsbild eines Menschen zu tun haben. Beispielsweise kann eine normalgewichtige Person anorektisches Essverhalten aufweisen oder an einer Binge-Eating-Störung erkrankt sein. Es kommt auch vor, dass manche Essstörungsarten gemeinsam auftreten.

 

  1. Wie handeln, wenn eine Person im Umfeld eine Essstörung (ES) hat, sie aber selber nicht (ein-)sieht?

Beratung von Betroffenen mit Essstörung © iStock/MEINPLAN.at
 

Am besten an eine Beratungsstelle für Essstörungen wenden, Adressen siehe unten © iStock/MEINPLAN.at

 

Zuerst das Gespräch mit der Betroffenen/mit dem Betroffenen suchen. Wichtig ist, dass man Ich-Botschaften sendet, d.h. die eigenen Sorgen mitteilt anstatt Druck auszuüben.

 

Auch wenn eine ES als Außenstehende/r oft schwer nachvollziehbar ist, sollte man um Empathie und Verständnis bemüht sein. Hinter dem ungesunden Essverhalten liegen ernsthafte Beweggründe, welche anfangs selbst den Betroffenen nicht klar sind.

 

Ist dies erfolglos, an eine Beratungsstelle für Essstörungen (siehe unten) wenden – die meisten bieten auch Betreuung bzw. Beratung für Angehörige an.

 

  1. Welche Handlungen von anderen kann in einer Person mit ES unangenehme Emotionen auslösen?

Auch wenn das gestörte Essverhalten für Außenstehende absurd erscheinen mag, ist es für Betroffene im Moment lebensnotwendig. Beispielsweise können selbstaufgestellte Essensregel für die Person mit ES ein Weg sein, mit den Herausforderungen und Emotionen im Leben umzugehen. Somit gilt es, das Essverhalten nicht zu kritisieren oder ins Lächerliche zu ziehen. Stattdessen lieber sachlich bemerken, dass es zu wenig/zu viel ist oder nach dem Befinden fragen.

 

Für die Personen mit ES kann das ständige Denken an Essen emotional sehr anstrengend sein. Wenn das Umfeld sich an das gestörte Essverhalten der Betroffenen anpasst (zum Beispiel auch weniger isst), kann das zusätzlich negative Emotionen hervorrufen, indem sich die Betroffene/der Betroffene dafür verantwortlich fühlt (Schuldgefühle) und die ES verstärken. Angehörige sollten ihr gesundes Essverhalten beibehalten und mit ihrer Normalität für die betroffene Person Vorbilder sein.

 

  1. Was sind „No-Go“ – Fragen und Aussagen an Personen an Essstörungen?

  • „Wie viel wiegst du?“ – Das Gewicht ist für viele Personen mit ES ein sehr sensibles Thema.

 

  • „Andere wären froh, wenn sie etwas zu essen haben!“ – Das Nicht-Essen kann man mit einer Überlebensstrategie vergleichen: Es hilft, mit Emotionen umzugehen und ist keine verschwenderische Handlung. Solche Aussagen können negative Gefühle in der betroffenen Person auslösen, da sie den inneren Konflikt zwischen der Essstörungsseite und der „gesunden Seite“ verstärken.

 

  • „Stell dich nicht so an, wieso kannst du diese Speise nicht einfach zu dir nehmen?“ – Diese Aussage kann Gefühle wie „Ich bin falsch!“ hervorrufen.

 

  • „Du hast extrem abgenommen/zugenommen! Schaut gut aus!“ „Du hast zugenommen oder? Merkt man!“ – Personen mit Anorexie fällt das Zunehmen nicht leicht, solche Kommentare können ein Trigger sein und wieder anorektisches Essverhalten in Gang setzen. Lieber anders formulieren z.B. „Du wirkst verändert. Irgendwie positiver und mit mehr Lebensfreude!“

 

  1. Wie kann man den Betroffenen helfen?

Für nahe Angehörige mag die Situation sehr belastend sein. Kann man selbst nicht mit den Sorgen umgehen, sollte die Belastung nicht an die Betroffene/den Betroffenen weitergegeben werden, sondern mit professioneller Hilfe (Beratungsstellen für ES, Psychotherapie) verarbeitet werden. Der Wunsch, den Betroffenen zu helfen ist natürlich, jedoch muss einem bewusst sein, dass man als Angehörige/r der Person mit ES die Veränderung zu einem gesunden Essverhalten und die Therapie nicht abnehmen kann. 

 

 
Die Veränderung kann immer nur die Person selbst in Gang setzen. Angehörige können sich über die Erkrankung informieren (Beratungsstellen, Bücher, Artikel), für die Person mit ES da sein, für eine Therapie motivieren, den Ernst der Lage ohne Zwang mitteilen und versuchen, die Welt der Essstörung zu verstehen.
 
 

 

 

Anmerkung: Die Informationen sind von mehreren Betroffen mit ES sowie deren Angehörigen zusammengetragen worden, welche im Laufe der Erkrankung gesammelt wurden. Da die Quelle auf persönlichen Erfahrungen und Eigenrecherche basiert, ist dies nicht mit einer wissenschaftlichen/fachlichen Quelle gleichzusetzen.

Nina B. Gusenbauer

Aufgewachsen bin ich in Oberösterreich und Niederösterreich. Derzeit fühle ich mich in Wien zuhause, wo ich als Elementarpädagogin berufliche Erfüllung finde. Wenn ich nicht gerade in der Natur Energie tanke, tauche ich in die Welt der Bücher ein oder versuche mich am künstlerischen Gestalten. Dankbar bin ich für jede Minute, welche ich mit meinen Lieblingsmenschen verbringen darf. Schreiben ist meine Leidenschaft, meine Stimme, mein Ausdruck.

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