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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Es muss nicht immer der gerade Weg sein!

Früher dachte ich immer meine Lebenslinie muss gerade und ohne Abweichungen verlaufen. Und im Laufe der Jahre durfte ich viele großartige Menschen kennenlernen, welche bunte zickzack Lebenslinien gegangen sind und zähle mich selbst mit dazu.

*Interview-Fragen/Antworten sind nicht wortwörtlich wiedergegeben, sondern nur inhaltlich übernommen.

 

Denn meine Lebenslinie ist eben nicht gerade und ich bin viele Umwege gegangen, um (neue) Ziele zu erreichen. Anfangs hatte ich große Probleme damit, Umwege in meinem Leben zu akzeptieren – ich fühlte mich als Versagerin. Je mehr Umwege und wertvolle Erfahrungen ich sammeln durfte, desto gelassener und offener wurde ich. Auch Wolfgang hat schon einen bunten Lebensweg zurückgelegt. Anhand seiner Geschichte wird deutlich, dass ein Berufswechsel oder ein Quereinstieg, Steine am Lebensweg sind, mit denen man Wunderbares bauen kann.

 

Erzähle bitte von deinem beruflichen Werdegang und deinen Ausbildungen!

Wolfgang (W): Ich habe die vierjährige Spengler- und Glaserlehre absolviert. Nach dem Bundesheer habe ich den freiwilligen sozialen Dienst in Belgien bei einem Bio-Bauern begonnen. Dort war ich als Ziegenhirt-/melker und in der Landwirtschaft tätig. Zurück in Österreich habe ich mit der Frage gespielt, die Matura zu absolvieren und sie dann kurzerhand gemacht. Der Berufsberatungstest hat mir das Wirtschaftsstudium angeboten, das hat mir jedoch gar nicht zugesagt und so habe ich mich für Theologie und Philosophie entschlossen. Jetzt bin ich Journalist.

 

 
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Warum hast du dich genau für das Studium Theologie und Philosophie entschieden?

W: Das Studium entsprach stark meinen Interessen und es hat mir am ehesten garantiert, nicht wieder in eine Schiene zu geraten. Obwohl mein Umfeld Bedenken zu meiner Studienwahl hatte, habe ich auf mein Bauchgefühl vertraut und im Nachhinein gesehen, war es die richtige Entscheidung. Auch oder besonders in Bezug auf den Journalismus-Beruf, weil es ein so breites Studium ist. Finanziert habe ich mich durch Neben-/Sommerjobs als Spengler und Lagerarbeiter.

 

Du hast also von deinem Studium im Beruf als Journalist profitiert?

W: Ja, obwohl das Studium fachlich nicht auf den Job maßgeschneidert ist. Durch die umfangreichen Themen und das Auseinandersetzen mit vielen Texten erlangte ich ein gutes Textgefühl. Das Studium Theologie und Philosophie ist breit gefächert. Im Studium hast du alle möglichen Geschichten, zwischen Heiliger Geist und Immanuel Kant. Auch die Frauenbewegung, welche dazumal gestartet hat und sehr stark in der Kirche war. Die Emanzipation und beispielsweise: „Als Mann und Frau erschaffen wir uns.“ – der Satz, der jetzt in der Gender-Debatte immer wieder fällt, den habe ich schon Mitte der 90er im Theologie-Studium gehört, das ist mir nichts Neues.

 

 
Im Studium Philosophie/Theologie, da geht es um das ganze Leben, vom Anfang bis zum Ende. Es geht um Wertefragen, Sterbehilfe, Beihilfe zum Suizid und Schwangerschaftsabbruch.
 
 

 

Weiters ist viel Geschichte dabei sowie auch Wording und Kategorischer Imperativ. Auch von den Übersetzungen (Hebräisch, Altgriechisch) konnte ich mir viel mitnehmen. Kurz gesagt: Von der Breite des Studiums habe ich enorm profitiert.

 

Eigentlich war der Beruf als Journalist nicht geplant, wie bist du zum Journalismus gekommen?

W: Ich habe schon immer Interesse am Schreiben gehabt. Vielleicht nicht direkt am Schreiben, aber definitiv am Lesen – diese Welt ist mir die Nähere gewesen. Es gab eine Ausschreibung im Hubertus-Blatt oder in der Salzburger Kirchenzeitung – ich erinnere mich nicht genau daran. Jedenfalls gab es eine kleine Annonce „Katholische Medienakademie“. Da dachte ich mir: Das könnte ich machen! Wieso soll ich das nicht können, was die in der Zeitung so schreiben?

 

Als ich mir die Kriterien durchgelesen habe war Maschinen-Schreib-Kenntnisse darunter. Die hatte ich zu dieser Zeit nicht, die habe ich bis heute nicht. Das 10-Finger-System wende ich immer noch nicht an. Was ich damit sagen möchte: Damals hatte ich eine Idee und ließ mich nicht von einem Kriterium aufhalten. Ein Beispiel von Rainhard Fendrich: Bei seinem ersten Hit „Strada del Sole“ hat es einmal im Radio geheißen – wenn ich mich richtig erinnere, dass er keine Noten lesen kann. Der hat das einfach so gemacht!

 

 
Wenn du etwas wirklich machen möchtest, dann tue es einfach, lass' dich nicht von irgendwelchen Kriterien aufhalten!
 
 

 

Am Ende meines Studiums habe ich an einem Essay-Wettbewerb der Wochenzeitung Die Furche teilgenommen und auch gewonnen. Dies war sozusagen der Anfang meiner Journalismus-Karriere, der ich bis heute treu geblieben bin. Mein Ausbildungsweg beschreibe ich gerne als Parcours.

 

Heute ist die Job-Lage eine andere, aber denkst du es ist möglich als Quereinsteiger*in in den Journalismus zu gehen?

W: Quereinsteiger… Ich habe es dann ja auch von der Pike auf wieder gelernt. Du musst zur richtigen Zeit dann auch am richtigen Ort sein. Ich habe sehr schnell eine Anstellung bekommen, habe aber nebenbei die Medienakademie gemacht. Ich habe erst kürzlich wieder ein Seminar besucht. Geplant ist auch ein Portrait-Kurs. Ich schaue, dass ich mich weiterbilde und ich bin noch lange nicht dort, wo ich denke, dass ich es hinschaffen könnte. Da ist noch Luft nach oben. Beim Schreiben, bei der Recherche, bei allem.

 

Meine Tochter ist gerade mit dem Studium fertig und macht gerade ein Praktikum in Salzburg. Sie hat sich schon einmal beim ORF beworben und jetzt ist es erneut ausgeschrieben. Und dann hat sie mich gefragt „Hat das einen Sinn?“, dann habe ich gesagt, ja jetzt bist du schon drinnen in dieser ganzen Bewerbungsgeschichte, probiere es einfach, ich habe es auch probiert.

 

 
Wenn es passt, dann passt es. Wenn es nicht klappt, ist es keine Katastrophe. Dann ist es was anderes. Ich gehe den Weg weiter und so mache ich das.
 
 

 

Was würdest du jungen Menschen bei der Studiensuche noch mitgeben?

W: Damals als ich angefangen habe, war ich noch im System „Abfertigung Alt“. Jedes Jahr hat man dann Abfertigungsansprüche erworben, aber bei Selbstkündigung hat man das nicht bekommen. Das wären bei mir damals 16.000€ gewesen, das ist nicht nichts. Da habe ich schon gründlich nachgedacht. Immer wenn ich gegangen bin, wollten die, dass ich bleibe, das ist auch kein schlechtes Zeichen. Aber ich wollte selbst dann aufhören. Rückblickend bin ich froh, dass ich auf das Geld verzichtet habe. Weil ob ich das jetzt hätte oder nicht hätte, ich glaube, ich hätte mir davon nicht großartig etwas anderes gekauft, ich hätte kein besseres Leben.

 

Aber sehr viel hätte ich nicht erlebt, hätte ich nicht erfahren und hätte ich nicht gesehen. Ich bin auch kein Vater, der seinen Kindern sagt, du spinnst, weil du das machst. Zum Beispiel mein Bub, der studiert Trompete. Das ist auch ein Risikostudium. Eigentlich will er nicht Musiklehrer werden, sondern gerne in ein großes Orchester. Die Luft da oben ist dünn, da kommt man nicht so schnell hin. Aber warum soll er es nicht probieren? Soll er es doch machen.

 

 
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Ein gutes Kriterium ist, ob dir das Studium selber gefällt und du eine gute Zeit hast. Wenn du etwas studierst und es beschleicht dich immer öfters dieses Gefühl: Eigentlich, was tue ich hier? Das mag ich eigentlich nicht oder es bringt nichts. Wenn dich das öfters beschleicht: Beim ersten Mal sollte man vielleicht nicht immer gleich nachgeben, das ist wie in Beziehungen, da sollte man vielleicht noch einmal überlegen und noch einmal und dann wird das schon. Aber wenn es immer wieder kommt, dann würde ich dem schon nachgeben. Also ich habe dem Gefühl immer nachgegeben sowohl bei den Berufen als auch bei den Beziehungen und ich bin immer gut gefahren damit.

 

Also wenn ich einen Rat geben kann, würde ich ganz pathetisch sagen, höre auf deine Stimme. Nein, aber, so in der Art halt, mach das, was dir Spaß macht. Mir gefällt das auch an diesem Corona-Schas, wenn es da irgendetwas Positives gibt, dann gefällt mir dieser Katastrophen-Egoismus, der da jetzt immer wieder befohlen wird: Schau auf dich! Schau auf dich, an erster Stelle. Ich finde das keinen schlechten Ansatz eigentlich. Weil dann bist du auch am Effektivsten im Beruf, dann bist du am liebsten/schönsten und tollsten in der Beziehung und ja. Schau auf dich!

Nina B. Gusenbauer

Aufgewachsen bin ich in Oberösterreich und Niederösterreich. Derzeit fühle ich mich in Wien zuhause, wo ich als Elementarpädagogin berufliche Erfüllung finde. Wenn ich nicht gerade in der Natur Energie tanke, tauche ich in die Welt der Bücher ein oder versuche mich am künstlerischen Gestalten. Dankbar bin ich für jede Minute, welche ich mit meinen Lieblingsmenschen verbringen darf. Schreiben ist meine Leidenschaft, meine Stimme, mein Ausdruck.

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