Ein Spagat zwischen zwei Welten
Vom Dorfkind zum Stadtmenschen. Vom Bauernmarkt in den Großstadtdschungel. All das heißt für Viktoria Unistart – und irgendwie doch nicht ganz.
Ich bin in einer kleinen Gemeinde mit knapp 4000 Einwohner aufgewachsen und dort auch gut verwurzelt. Der Ort ist nicht nur mit vielen Kindheitserinnerungen verknüpft, sondern es lebt dort meine gesamte Familie und nähere Verwandtschaft – ohne eine einzige Ausnahme. Im örtlichen Musikverein, in der Theatergruppe und auch in der Jungschar bin ich recht aktiv und ich hab ein paar Kinder, die von mir in Gitarre oder Flöte unterrichtet werden. Sprich, zuhause hab ich eine Vielzahl von Verpflichtungen und Verantwortungen.
Natürlich stellt sich hier die Frage, was passiert, wenn sich mein Wohnort vom Land in die Stadt verlegt. Und momentan bin ich der Überzeugung, dass ich diesen Spagat, den ich plane zu vollführen, auch schaffen werde. Ich würde es nämlich zu schade finden, mit allen Dingen zuhause aufzuhören.
Denn im Moment denke ich beim Wort „zuhause“ noch automatisch an das Einfamilienhaus im Grünen, und nicht an unsere kleine Wohnung in Wien.
Wer weiß schon, ob sich das einmal ändern wird.
Wenn man plötzlich Stadtluft atmet, fallen einem auch eine Vielzahl an Unterschieden zwischen den beiden Lebenswelten auf.
#1 Auto/ Öffis
Will ich zuhause irgendwohin, steige ich ins Auto. Ich besitze seit meinem 18. Geburtstag den Führerschein und bin seither auch nahezu täglich gefahren. In Wien liegt die nächste U-Bahn-Station fünf Minuten entfernt, und ein Auto würde für mich in der Stadt außer einer Menge Stress nicht viel bringen.
#2 Mobiles Netz/ W-Lan
Ich glaube, was diesen Punkt betrifft, bin ich selbst in meinem Heimatort eine der wenigen, der es wirklich noch so geht. Bei mir zuhause gibt es keinen Handy-Empfang. Ohne W-Lan oder ein Festnetztelefon bin ich komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Diese Situation ist schon ein paar Mal eingetreten (z.B. bei Stromausfall) und es zerrt gewaltig an den Nerven, wenn man in solchen Situationen einen wichtigen Termin vereinbaren müsste. Ein Problem, in das ich in Wien wohl nie geraten werde.
#3 die Nachbarn
Das Wohnhaus, in dem wir in Wien jetzt leben, besteht aus vielen einzelnen Wohnungen, die auf vier Stockwerke aufgeteilt sind. Gesehen habe ich drei der anderen Bewohner und geredet nicht mehr als „Hallo“. Zuhause weiß ich beinahe bei jedem Haus, wer darin wohnt und die meisten Menschen kenne ich auch persönlich.
#4 das Grüßen
Ich ertappe mich superhäufig dabei, dass ich in Wien durch die Straßen gehe und jemanden grüßen möchte, der mir entgegenkommt. Einfach aus reiner Gewohnheit. Es wäre wohl richtig merkwürdig für alle, wenn ich das tun würde. Am Land reden die Leute blöd, wenn man es nicht macht.
#5 Sinneswahrnehmungen
Ein super simpler Unterschied, der aber eigentlich am meisten auffällt: Es sieht unterschiedlich aus, riecht anders und man hört anderes. Mach ich zuhause das Fenster auf, sehe ich grüne Wiesen, den Wald und einen Bach. Es riecht entweder nach Heu, Kuhmist, Holz oder Gras und ich höre Vögel zwitschern, den Bach rauschen und den Wind in den Bäumen. In Wien sehe ich ein paar Bäume, viele Menschen, Autos und Häuser. Es riecht nach Abgasen und man hört vor allem den Verkehr und etwas leiser auch Stimmen.
All diese Dinge sind mir in der kurzen Zeit, die ich nun an beiden Orten lebe, aufgefallen. Mir ist natürlich bewusst, dass es da noch viel mehr Verschiedenheiten gibt.
4 Tipps, mit der neuen Situation klarzukommen
#1 Genieße die Anonymität
Es ist meiner Meinung nach mal super angenehm, aus dem Haus zu gehen und nicht bei jedem Schritt damit zu rechnen, jemand Bekanntes zu treffen. Ich traue mich in der Stadt häufiger, mich so herzurichten wie ich mich gerade fühle ohne mir dabei den Kopf darüber zu zerbrechen, wie beispielsweise die Frau an der Supermarktkassa nun wohl über mich denkt.
#2 Freu dich aufs Fahren mit den Öffis.
Klar, zu den absoluten Stoßzeiten ist es kein Genuss, in der U-Bahn zu stecken, doch abgesehen davon hat das für mich was total Spannendes. Ich liebe es, die Leute zu beobachten und mir zu überlegen, wie ihr Leben wohl aussieht, wohin sie gerade unterwegs sind und was ihre Sorgen und Probleme sind. Außerdem bewegst du dich viel mehr und du verpestest die Luft nicht noch zusätzlich mit Abgasen. Toller Öko-Fakt, der nicht vergessen werden sollte!
#3 Stürz dich voll Freude in DEIN Leben!
Du darfst nicht vergessen, dass du wahrscheinlich zum ersten Mal in deinem Leben alleine, oder halt ohne deine Eltern, wohnst. Du kannst tun und lassen was du willst! Niemand kontrolliert dich, niemand nörgelt, wenn du etwas schmutzig machst, keiner regt sich auf, wenn du wiedermal zu spät dran bist. Genieße die Freiheit, dir den Tag und dein Leben so einzuteilen wie du es möchtest.
#4 Geh offen auf die Menschen zu.
An der Universität Wien haben in diesem Semester hunderte neue Studenten gestartet. Viele sind neu in der Stadt und kennen noch kaum jemanden. Wenn du in einer Vorlesung sitzt und neben dir jemand anders der nett aussieht, zögere nicht lange und sprich sie oder ihn einfach an. Zu Beginn ist es einfach, mit Smalltalk zu ganz belanglosen Themen zu beginnen. (In welchem Semester bist du? Woher kommst du? usw.) Wenn man in derselben Vorlesung sitzt, kann man schon mal die Handynummer tauschen, um sich fürs nächste Mal zu verabreden, dass man gemeinsam hingeht. Erste Kontaktaufnahme geglückt! Und wenn es dann passt, können auf diese Weise tolle Freundschaften entstehen, eben weil du dich getraut hast, die Person anzusprechen.