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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at
03.05.2021 | Theresa Haidinger

Der Jahrgang 2020/21: Ein Studienabschluss, wie ich ihn nie wollte

Was heißt es, ein Studium während einer Pandemie abzuschließen? Ohne Feierlichkeiten und ohne seine Studienkollegen zu sehen?

Ich bin sicher nicht die Einzige, die eine gewisse Vorstellung davon hatte, wie es wäre, einen akademischen Titel zu erhalten.

 

Mit acht sah ich zum ersten Mal den Film Natürlich Blond und war begeistert. Die Freude, der Stolz auf die gebrachten Leistungen, zusammen mit den Mitstudenten die Kappen in die Luft werfen! Mit 18 erweiterte ich dann meine Vorstellung, wie ich mich fühlen würde, sollte ich einen akademischen Abschluss schaffen. Zwei Freundinnen und ich feierten in einer Bar am Franz-Josefs-Kai meinen Geburtstag. Am Nebentisch feierte eine Gruppe Jungs ihren Bachelor-Abschluss. Ich kann mich nicht mehr an das Studium erinnern, wie sie hießen oder worüber wir redeten, aber ich weiß noch genau, wie glücklich sie wirkten. Eine ansteckende Freude, die jeden in der Bar infizierte.

 

Von 3er in der Volkschule zum akademischen Abschluss

Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass es für mich nicht immer klar war,einen akademischen Abschluss zu machen. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie ein reines 1er-Zeugnis. Nicht einmal in der ersten Klasse Volkschule. Meine Volkschullehrerin gab mir konstant 3er in Deutsch. Vor allem meine Handschrift, die nicht der schnörkeligen, einheitlichen der anderen Mädchen in meiner Klasse entsprach, war ihr ein Dorn im Auge. (Meine Handschrift ist immer noch recht unleserlich, aber das gibt ihr Charakter, finde ich.) ,

 

In der Oberstufe hatte meine Deutschlehrerin eine persönliche Abneigung gegen mich, die mich oft an meinem Schreibtalent zweifeln ließ. Als Kritik an meiner vorwissenschaftlichen Arbeit gab mir mein Betreuungslehrer unter anderem mit, dass ihm mein Schreibstil nicht gefiel. Und auch wenn ich das bei jedem Bewerbungsgespräch bestreiten werde, kann ich ausgesprochen schlecht mit Kritik umgehen. Also noch überraschender, dass ich tatsächlich den Nerv hatte, mich für die Aufnahmeprüfung für das Studium der Kommunikationswissenschaften in Salzburg anzumelden. Schließlich wurde mir mehrmals gesagt, dass ich nicht das Hirn für eine weiterführende Schule, geschweige denn das Talent hätte, die Welt mit dem geschriebenen Wort zu begeistern.  

 

Der Anfang vom Ende

Anfang März 2021 war es dann soweit. Keine Teamarbeiten mehr, die mich mordlustig werden ließen, die Noten der Online-Klausuren mit absurdem Time Limit waren veröffentlicht und die letzte administrative Hürde (man ließ sich reichlich Zeit damit, die Note meiner Bachelorarbeit zu bestätigen, was nicht besonders vorteilhaft für meine ohnehin schon überstrapazierten Nerven war) hatte ich überwunden.

 

Studienabschluss im Coronajahr © Theresa Haidinger
 

© Theresa Haidinger/MEINPLAN.at

 

Für etwa eine Woche hing ich im Limbo, bis mich die Mail des Prüfungsreferat erreichte, dass meine Dokumente bereit wären. Ich konnte sie entweder innerhalb der etwas unpraktischen Öffnungszeiten abholen, oder mein Postler würde mir mein Diplom zusammen mit der Stromrechnung überreichen. Weder das eine noch das andere entsprach meiner Natürlich Blond-Fantasie, aber wir stecken mitten in einer Pandemie.

 

Ich war bereit, Kompromisse einzugehen. Die Vorstellung, meine Belohnung für drei Jahre Arbeit allein und komplett ohne Zeremonie abzuholen, war unerträglich. Also rekrutierte ich eine Freundin, schminkte mich seit drei Monaten zum ersten Mal und verbrachte etwa drei Stunden damit, verschiedene Outfits anzuprobieren, die alle völlig unangebracht für das Wetter – Schneesturm mit empfindlich kalten -5° – waren. Den frühen Morgen des Stichtages verbrachte ich mit dem Versuch, meinen Haaren, die bereits seit einem halben Jahr keinen Friseur mehr gesehen hatten, Locken aufzuzwingen und scheiterte. Das dämpfte meine ohnehin zerbrechliche, mäßig gute Stimmung. Noch etwas, das sich drastisch von meiner Fantasie unterschied. Bevor ich es wusste, stand ich schon im Büro der Prüfungskommission und setzte meine Unterschrift unter Papiere, an die ich mich nicht mehr erinnere.

 

Und obwohl die Angestellten das sicher aberhunderte Mal gemacht haben, erwartete ich doch irgendwie ein „Gratuliere!“. Stattdessen bekam ich „Schließen Sie die Tür, es zieht!“ zu hören. Was fühlte ich also, als ich das erste Mal mein Bachelor-Zertifikat in der Hand hielt? Nicht viel. Es war keine absolute Leere. Ich fand es amüsant, dass der Titel meiner Bachelorarbeit 'Blau auf Ibiza: Die Ibiza-Affäre in der österreichischen Medienlandschaft. Ein Vergleich zwischen dem Standard und der Krone'  in einem offiziellen Dokument für immer festgehalten war. Zufällig traf ich auf eine Uni-Freundin, die ebenfalls ihre Dokumente abgeholt hatte. Darüber freute ich mich mehr als über die offizielle Verleihung meines Bachelortitels.

 

Woran lag das? Was mir in den letzten zwei Semestern besonders abging, war das Wir beim Studieren. Das war es auch, was mir so bei meinem Abschluss fehlte. Kein gemeinsames Anstoßen zur Feier des Tages, keine Gruppenaktivität jeglicher Art. Vielleicht kommt die große Freude eines Tages noch, vielleicht auch nicht. Eine Zeitkapsel für die zukünftigen Generationen: So war es, 2020/2021 den Abschluss zu machen.

 

Theresa Haidinger

Hi, ich bin Theresa und studiere Kommunikationswissenschaften in Salzburg. Es gibt viele Themen, die mich interessieren, unter anderem natürlich mein Studium. Sucht ihr also Infos zum Thema Medien, seid ihr hier richtig. Zusätzlich bin ich ein großer Naturfreund, hatte schon zahlreiche Praktika, liebe das Reisen, gehe gerne fort und koche gerne (mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg). Ich bin zwar aus Oberösterreich, aber Salzburg war schon, seit ich klein bin, die Stadt für mich.

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