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07.08.2020 | Reisen | Theresa Haidinger

Der etwas andere Reisebericht: Warum ich zum illegalen US-Einwanderer wurde

Ein abenteuerlicher Reisebericht über die Anreise nach Kanada auf Umwegen – mit Tornados, Homeland-Security-Officer, die die Toilette bewachen und einen Pizza-Mann, der direkt zum Flugzeug am Rollfeld liefert.

Ich denke, viele Menschen sehen einen Urlaub als Auszeit vom stressigen Alltag. Eine Zeit, bei der Entspannung an erster Stelle steht. Darum sind wohl auch All Inclusive- Urlaubsdestinationen so beliebt. Dabei muss sich um nichts kümmern und sollte etwas schief laufen, ist es, wie Österreicher so gern sagen, „ned mei Bier“. 

 

 
Meiner Vorstellung von einem Traumurlaub haben solche All Inclusive-Resorts nie entsprochen. Das heißt aber auch, dass man sich mit allerhand Problemen, möglicherweise am anderen Ende der Welt, komplett allein auseinandersetzen muss. 
 
 

 

Von Tornados, Cowboyhüten und anderen Überraschungen

Also was tut man, wenn man einen 14-stündigen Flug über den Atlantik hinter sich hat und dann das Flugzeug aufgrund eines Tornados nicht landen darf? Es folgt ein abenteuerlicher Reisebericht, nicht über den Dschungel oder die Tundra, sondern über ungesüßten McDonalds Ice Tea um 2:30 am Morgen, enttäuschenden Cheetos Taste-Test, Extremwetterlagen, Homeland-Security-Officer, die die Toilette bewachen und einen Pizza-Mann, der direkt zum Flugzeug am Rollfeld liefert.

 

The Lone Star State 

Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass Texas mir als Urlaubsdestination nicht einmal in den Sinn gekommen ist. Eher hatte ich eine Aversion gegen Texas. Das liegt zu 50% an den Vorurteilen, die man als Europäer über die Südstaatler so hört und zu 50% an den harten Fakten, die mir über Texas zu Ohren kamen. Ich war nicht begeistert, dass mein Flug nach Kanada ausgerechnet in Texas zwischenlanden würde. Hätte es nicht New York oder Los Angeles sein können? Der Aufenthalt sollte aber nur kurz sein. Also beschloss ich, es mit Humor zu nehmen und mir eventuell einen kitschigen Cowboyhut zuzulegen. Dass ich weit mehr Zeit in Texas verbringen würde, als ich es mir jemals hätte vorstellen können, und sogar noch mehr Zeit in einem komplett anderen Bundesstaat, über den ich rein gar nichts wusste, war mir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht klar. Bevor ich aber jemals einen Fuß auf texanischen Boden setzten würde, war ich illegaler Einwanderer in den Vereinigten Staaten von Amerika im US-Bundesstaat Oklahoma. 

 

Hello Oklahoma

Hello Oklahoma! Der etwas andere Reisebericht © MEINPLAN.at
 

 Ich wusste nicht einmal, dass ich in Oklahoma war. © iStock/MEINPLAN.at

 

Wenn ich hier über Oklahoma schreibe, ist es mir wichtig zu sagen, dass ich nicht den blassesten Schimmer hatte, dass ich in Oklahoma war. Erst als ich mich schon wieder in der Luft, auf dem Weg nach Kanada, befand, realisierte ich es – aber dazu später. 

 

Vom Regen in die Traufe, in den Tornado

Wir befinden uns etwa eine Stunde Flugzeit vom Flughafen Dallas Fort Worth entfernt in der Luft. Bis auf ein paar Turbolenzen über der Irischen See und Grönland war der Flug ereignislos verlaufen. Mental ging ich bereits alle Schritte durch, die uns effizient und schnell zu unserem Gate bringen würden. Alles in allem war ich im Kopf bereits auf halben Weg in Kanada.

 

Dann geschah etwas Merkwürdiges: Die angezeigte Flugzeit wurde länger. Zuerst nur ein paar Minuten, dann 20, dann 45, dann eine Stunde. Meine Reisepartnerin und ich begannen uns über dieses merkwürdige Phänomen zu unterhalten. Dann erlöste uns die Durchsage des Piloten aus unserer Ungewissheit: Es gab ein Gewitter über Dallas. Kein Flugzeug verließ den Flughafen oder landete dort. Wir hatten nicht mehr genug Tank, um über dem Flughafen zu kreisen, also würden wir einen nahegelegenen Flughafen ansteuern, dort so schnell wie möglich auftanken und dann wieder zurück nach Dallas fliegen. Niemand würde seinen Anschlussflug verpassen. Wenn es dabei geblieben wäre, würdet ihr jetzt nicht diesen Blogeintrag lesen. 

 

 
Der etwas andere Reisebericht © MEINPLAN.at
 

Ein Tornado ist denkbar ungünstig, wenn man im Flugzeug sitzt, das landen möchte. © iStock/MEINPLAN.at

 

 
 
 
 

Cheetos und die Homeland Security

Um es relativ kurz zu halten, aus dem Gewitter wurde ein Tornado und aus einem kurzen Aufenthalt acht Stunden. Folgendes war passiert: Die Wetterlage hatte sich nicht gebessert, sondern nur verschlechtert und zusätzlich hatte der Pilot seine Flugzeit überschritten. Das hieß, man musste einen anderen Piloten herbringen. Im Flugzeug waren Essen und Trinken ausgegangen. Nach circa 6 Stunden durften wir aussteigen und unter strenger Bewachung der Homeland Security den Flughafen von Tulsa betreten. Dieser Flughafen ist nicht für internationale Flüge eingerichtet, das heißt technisch gesehen waren wir alle illegale Einwanderer auf US-amerikanischen Boden. Das ließ man uns auch spüren. Der Teil des Flughafens, in dem wir uns aufhalten durften, war abgesperrt und wurde von bewaffneten streng blickenden Männern bewacht – vor allem die Toiletten. Man servierte uns eine Mahlzeit aus Oreos, Capri-Sonnen und Cheetos. Letzteres freute mich besonders. Ich hatte Cheetos noch nicht probiert, aber meine Vorstellungskraft hatte ihnen ein tolles Geschmackserlebnis angedichtet. Die Cheetos schmeckten nach Styropor mit Paprika-Aroma. Enttäuscht kehrte ich zu meinen Oreos zurück.

 

Ein Held im Pizza-Auto 

Um die Stunde sieben scheuchte man uns wieder ins Flugzeug. Auf Nachfrage zu unseren Anschlussflügen hieß es, dass man sich darum keine Sorgen machen solle. Keine Flüge wären gecancelled worden. Das stellte sich als Lüge heraus. Zu diesem Zeitpunkt hatten alle Passagiere die Vorstellung, dass sie zwar acht Stunden später, aber doch noch ihre Reisedestination erreichen würden. 

An dieser Stelle möchte ich mich bei dem Pizza-Mann bedanken, der unser ganzes Flugzeug belieferte. Ich hoffe, die American Airlines haben ihm gutes Trinkgeld bezahlt, dass er die Pizzen direkt aufs Rollfeld lieferte. Nach langem Warten setzte sich das Flugzeug wieder in Bewegung. Endlich waren wir auf dem Weg zurück nach Dallas! Leider war das nicht das Ende unserer Odyssee – grob geschätzt eher die Mitte.

 

Fortsetzung folgt!

 

Theresa Haidinger

Hi, ich bin Theresa und studiere Kommunikationswissenschaften in Salzburg. Es gibt viele Themen, die mich interessieren, unter anderem natürlich mein Studium. Sucht ihr also Infos zum Thema Medien, seid ihr hier richtig. Zusätzlich bin ich ein großer Naturfreund, hatte schon zahlreiche Praktika, liebe das Reisen, gehe gerne fort und koche gerne (mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg). Ich bin zwar aus Oberösterreich, aber Salzburg war schon, seit ich klein bin, die Stadt für mich.

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