Charakterschule EM: 7 Dinge, die ich vom Profifußball lerne
Wer mit der sportlichen Komponente des Fußballs weniger anzufangen weiß, kann von Profifußballern einiges für die eigene Person lernen. Charakterschule beim EM-Viewing sozusagen.
Fußball ist ja eine interessante Sache. Er bewegt die halbe Menschheit, und die andere Hälfte ist furchtbar gelangweilt. Für die einen ist Fußball profitfördernd, die anderen jammern, weil er Konkurrenz für ihr eigenes Programm ist.
Jedenfalls ist eine Großveranstaltung wie die Europameisterschaft Top-Thema für alle Gesellschaftsschichten und lässt auch überzeugte Nichtsportler Patriotismus verspüren, wenn es eine Eher-nicht-Fußballnation wie Österreich ins Achtelfinale schafft.
Das allein zeigt, welche Macht die Sportart hat, doch was bedeutet das für meinen sonst unbedeutenden Alltag? Es gibt tatsächlich einiges, das ich von Profifußballern lerne (abseits vom Rückzieher von vorschnellen und unbedachten Äußerungen - Marko Arnautovic hat sich entschuldigt).
#1 Disziplin und Ausdauer
Klar, die Sache mit der Ausdauer betrifft alle Profisportler. Wer beim Match seine Leistung abrufen will, muss vorher trainiert haben. Um ein Ziel zu erreichen, muss ich in der Früh rechtzeitig aufstehen, diszipliniert dranbleiben – ohne ständig auf Social Media zu schauen, was alle anderen gerade tun – und durchhalten, wenn ich gerade keine Lust habe. Entdeckst du auch den Motivationsboost für deinen Alltag?
#2 stärken stärken
Nicht die Bilderbuch-Liebhaber und Plaudertaschen des Kindergartens, sondern die begeisterten Kletterkünstler und Schulhof-Läufer werden die Messis und Ronaldos von morgen. Wer das Zeug zum Profifußballer hat, liegt bis zu einem gewissen Grad in den Genen. Nütze ich meine Stärken, habe ich mehr Chancen auf dem Weg zum Profi. Klar - aber bleibe ich in diesem Wissen stehen oder bleibe ich wirklich dran, mich meinen Qualitäten entsprechend weiterzubilden und laufend zu trainieren?
#3 Mentale Stärke
Ich möchte niemals vor Millionenpublikum beweisen müssen, den Elfmeter ins Tor zu bringen. Doch wir bekommen durch solche Situationen knallhart präsentiert, was mentale Stärke bedeutet: vom Kopf weg dem Körper klarzumachen, was zu tun ist. Um das in der härtesten Stresssituation abrufen zu können, müssen wir den Ablauf und unsere Handlungen vorab im Kopf durchgespielt und visualisiert haben. Warum nicht auch für die nächste Präsentation oder mündliche Prüfung?
#4 Teamarbeit
Sehr sympathisch, dass Fußballer als Mannschaft gewinnen (müssen). Jeder hat seinen Beitrag zu leisten, aber wir brauchen Kollegen und Unterstützer, um weiterzukommen. Und bricht jemand zusammen, kann er sich auf sein Team verlassen, das ihm Rückendeckung gibt - so wie die ganze dänische Mannschaft ihren Mittelfeldspieler Christian Eriksen nach seinem Zusammenbruch vor den Blicken der Öffentlichkeit geschützt hat.
#5 Selbstvermarktung
Für den beruflichen Erfolg immer wichtiger: Informationen bewusst zu steuern, die über mich via Google gefunden werden. Wie ein Profifußballer gezielt Interviews gibt und seine Social Media-Accounts nützt, um seine persönliche Marke aufzubauen, kann jeder von uns gezielt beeinflussen, wie er sich online präsentiert und für welche Themen er sich spezialisiert. Definitiv hilfreich für die nächste Bewerbung.
#6 Auf Ziele hinarbeiten
Ich bin wohl nicht alleine, wenn ich ungeduldig bin und oft das Morgen gerne heute hätte. Wenn ich dabei bin, ein Haus zu renovieren, aber schon darin wohnen möchte. Wenn ich mich auf eine Prüfung vorbereite, sie am liebsten aber hinter mir hätte. Schade, wenn wir den Weg aus den Augen verlieren, weil wir nur das Ziel sehen. Wäre doch fad, alles schon fertig und hinter sich zu haben – was hätte ich dann im Moment? Bin ich Profifußballer, arbeite ich selbstverständlich auf den Sieg hin. Aber ich genieße das aktuelle Spiel.
#7 Verlieren gehört zum Leben
Die nötige Portion Ehrgeiz, um die Kraft zum Gewinnen aufzubringen, aber genügend Fair Play, um das Scheitern hinzunehmen – so mach ich's als Profi. Und im Alltag? Brauch ich mich über mein Scheitern nicht wundern, sondern darf neuen Mut fassen und weitermachen. Letzlich hab ich den Verlauf der Dinge nicht selbst in der Hand, sondern ein liebender Gott, der mich führt. Und darauf vertrauen ja auch einige Profikicker.