„Ich wollte mich selbst herausfordern“
Yaroslav betreut Menschen mit Behinderung. Ein Freiwilligendienst im Rahmen des EU-Solidaritätskorps, dank dem er weiß, was er werden möchte.
Seit einem Jahr macht Yaroslav Piskarev einen Job, der ihm bis dahin neu war: Er hilft Menschen mit Behinderung in ihrem täglichen Leben, sorgt sich um ihre Bedürfnisse, hilft ihnen beim Essen oder geht mit ihnen spazieren. Dafür ist der Russe nach Österreich gekommen, er ist Volontär im Diakoniewerk Gallneukirchen in Oberösterreich. Als Teilnehmer des Europäischen Solidaritätskorps ist er zu diesem Volontariat gekommen und blickt im Interview mit MEINPLAN.at auf wertvolle Erfahrungen zurück.
MEINPLAN.at: Warum hast du dich für das Volontariat entschieden?
Yaroslav: Ich wollte neue Erfahrungen machen und mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen arbeiten. Ich habe das noch nie gemacht, wollte mich selbst herausfordern und das ausprobieren.
Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Anfangs wusste ich nicht, wie ich den Menschen helfen sollte. Dann hab ich verstanden, dass ich mich nicht stressen brauche. Die Aufgaben waren nicht schwierig und haben mir wirklich Spaß gemacht.
Ich habe gelernt, wie ich mit den Menschen arbeiten muss und habe verstanden, sie sind wie du und ich, nur dass sie für manches Hilfe brauchen. Es ist ein bisschen wie im Kindergarten, ich habe den Menschen Essen eingegeben, bin mit ihnen spazieren gegangen, sie wollten einfach spielen oder wollten Süßigkeiten haben.
Wie hast du dich während deines Volontariats verändert?
Im Laufe meines Volontariats habe ich erkannt, was ich in meinem Leben wirklich machen will: Ich möchte Lehrer werden und Kinder in Fremdsprachen unterrichten. Zwar habe ich in Russland schon Sprachen studiert, aber ich war nicht sicher, ob ich bereit dafür bin, Lehrer zu werden. Während dieser Auslandszeit hatte ich viel Zeit zum Nachdenken und auch neue Leute kennengelernt, die eine frische Perspektive auf mich und meine Situation haben. Das alles hat mich in meinem Berufswunsch bestätigt.
Was hast du für deine Zukunft mitgenommen?
Das Volontariat hat mir geholfen, Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen besser zu verstehen und keine Angst vor einem Kontakt mit ihnen zu haben. Es könnte sein, dass ich als Lehrer in einer Schule mit Kindern unterschiedlicher Bedürfnisse arbeiten werde. Dafür bin ich kompetenter geworden.
Warum hast du dich für das Diakoniewerk Gallneukirchen entschieden?
Auf der Website des Europäischen Solidaritätskorps findet man verschiedene Projekte, ich habe gezielt nach Einsätzen mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen gesucht. Dann hab ich mich mit einem Motivationsschreiben für 16 Projekte in ganz Europa beworben, das Diakoniewerk hat mich genommen. Das Land war für mich weniger entscheidend, sondern das Projekt war ausschlaggebend.
Wie hast du dich auf deinen Freiwilligendienst vorbereitet?
Ich habe in Russland einen fünfmonatigen Deutschkurs gemacht, um mit den Menschen in Österreich sprechen zu können. Das war sehr hilfreich. Meine Aussende-Organisation in Russland hat ein Telefonat mit Volontären organisiert, um uns über das Programm zu informieren.
Bei unserem Einsatz in Gallneukirchen sind wir insgesamt sechs europäische Volontäre aus verschiedenen Ländern, wir wohnen gemeinsam und reisen viel. Während des Programms haben wir zwei Trainingswochenenden in Wien und Salzburg absolviert, wo wir andere Volontäre getroffen und uns über die Projekte ausgetauscht haben.
Was rätst du anderen Jugendlichen, die einen Freiwilligendienst überlegen?
Unbedingt ausprobieren! Es ist eine tolle Erfahrung, eine neue Kultur, Sprache und neue Leute kennenzulernen und außerdem einen neuen Job zu probieren. Einmal im Leben kann man den Freiwilligendienst machen, das sollte man nützen.
Europäischer Solidaritätskorps – eine neue Initiative der Europäischen Union
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