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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at
09.11.2022 | Simeon Ryckembusch

Auf der Suche nach dem Mehr

Einmal im Jahr treffen sich hunderte junge Christen im Alter von 18 bis 35 in einem wechselnden europäischen Land, um zu feiern, zu beten und für etwa eine Woche begleitet durch Jesuiten gemeinsam ihren Glauben zu leben. MAGIS (was auf Latein mehr bedeutet) heißt das Ganze und bringt junge Katholiken aus verschiedensten Ecken der Gesellschaft zusammen.

Auf der Suche nach dem Größeren

Es geht also um die Suche nach dem magis, nach dem Größeren, dem Tieferen. Als ich zum ersten Mal von einem Jesuiten gefragt wurde, ob ich im Sommer zu MAGIS mitkommen wolle, war ich mehr als alles andere sehr zögerlich.

 

 
Was würde mich dort erwarten? Wie würden die anderen Teilnehmer sein? Wie komme ich überhaupt dorthin?
 
 

 

Der Priester, ein guter Familienfreund, nahm meine Zweifel zur Kenntnis und sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen. Es war im Jahr 2019, ich hatte gerade die Schule und meinen Dienst beim Bundesheer beendet und wusste nicht so recht, wie es mit mir weitergehen sollte. Also beschloss ich, mich darauf einzulassen und diese MAGIS-Sache auszuprobieren. Was konnte schon Schlimmes passieren? Selbst wenn es mir nicht gefallen würde, würde ich wenigstens ein neues Land (2019 fand MAGIS in Litauen statt), seine Kultur und seine Menschen kennen lernen.

 

Ablauf

Grundsätzlich läuft MAGIS Europe so ab, dass man etwa vier bis fünf Tage an einem Experiment in einer Gruppe von etwa ein Dutzend Personen teilnimmt, welches man sich aus einem breiten Angebot an sozialen, spirituellen und sportlichen Programmen aussuchen kann. Dies kann von einer abenteuerlichen Pilgerreise durchs Hinterland über ein paar stille Ruhetage in einem Kloster oder ein Projekt mit Kindern mit Beeinträchtigung alles sein, abhängig vom Angebot. Zum Schluss kommen für etwa drei Tage alle Gruppen der verschiedenen Experimente zusammen, um gemeinsam Messe zu zelebrieren, sich auszutauschen und auch zu feiern.

 

Beigeisterung ist fast eine Untertreibung

Zu sagen, dass ich von dieser Erfahrung begeistert war, ist fast eine Untertreibung. In kürzester Zeit wuchs ich während meines Experiments, bei dem wir entlang der Ostsee unterwegs waren, meinen Mitpilgern sehr nahe. Wir feierten täglich die Messe, beteten gemeinsam, wanderten durch tiefe Wälder und über Sanddünen; wir hatten Zeit, über uns selbst nachzudenken und sangen viel. Ich fand mich wieder mit Leuten, die ich bis vor kurzem noch nie gesehen hatte und alles wirkte dennoch so vertraut und locker. Die letzten Tage, an denen alle Teilnehmer der verschiedenen Experimente in Kaunas zusammenkamen, waren ebenfalls etwas ganz Besonderes.
 

 

Die nächtliche Anbetung in einer vollen, von Kerzenlicht erleuchteten Kirche mit einem wunderschönen Chorgesang und der Möglichkeit, zur Beichte zu gehen, ist wahrscheinlich der Teil, der mein Herz am tiefsten berührt hat.

 
 

 

In diesen Momenten bei MAGIS konnte ich die vergebende Liebe und Gnade spüren, die Gott uns schickt, und dadurch tiefer in das Geheimnis unseres Glaubens hineinwachsen.

Als junger Katholik ist man in der modernen Gesellschaft oft so etwas wie ein Außenseiter. Während MAGIS ist das anders. Mit Dutzenden und Hunderten von gläubigen Christen, die gemeinsam feiern, fühlt man sich einbezogen. Man fühlt sich wie zu Hause. MAGIS ist für mich eine Zeit, in der ich meine geistlichen Batterien wieder aufladen kann, in der ich Energie finde, die ich dann in mein "normales" Leben mitnehme und mit Gott gehe.

 

Neue Länder und neue Kulturen

Seit meiner ersten MAGIS-Erfahrung im Jahr 2019 bei MAGIS Europe Litauen habe ich 2021 in Ungarn und zuletzt im Sommer 2022 auch in Kroatien teilgenommen. Ich habe durch diese von den Jesuiten organisierte Erfahrung so viele großartige Menschen aus ganz Europa und der ganzen Welt kennengelernt und bin neuen Ländern und Kulturen begegnet. Rückblickend bin ich froh, dass ich meine ursprünglichen Zweifel, teilzunehmen, beiseitelegen konnte und freue mich darauf, nächstes Jahr wieder bei MAGIS und zum ersten Mal auch beim Weltjugendtag in Lissabon dabei sein zu dürfen.

 

Ich kann nur wiederholen, was mir vor ein paar Jahren gesagt wurde: mach dir keine Sorgen! Du musst nicht der Religiöseste, Katholischste, Extrovertierteste sein oder der Beste in Englisch. Komm, wie du bist, und lass uns in diesen MAGIS Tagen gemeinsam die Liebe Gottes spüren! Sei auch du dabei und komm mit zu MAGIS 2023!

Simeon Ryckembusch

22 Jahre alt und gebürtig aus dem wunderschönen Gmunden studiere ich in Innsbruck Medizin und Politikwissenschaft. In meiner restlichen Zeit gehe ich gerne Wandern, Klettern, Rennrad und Mountainbike fahren oder Skifahren, und ich bin aktiv in der Unipfarre Innsbruck, wo ich mit anderen jungen Christen durch ein vielseitiges Programm meinen Glauben vertiefe.

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