Allein in der Fremde - (m)eine Chance
Mit dem ersten Job stand für Stephanie nicht nur der Umzug in eine neue Stadt am Programm, sondern auch der Wechsel von vertrauter Umgebung hin zu einer eigenen Wohnung abseits von Familie und Freunden. Wie sie das Alleinsein als Chance sieht und sich dadurch ihre Prioritäten neu geordnet haben.
Der erste Job, die erste eigene Wohnung, eine fremde Stadt. Für mich eine Umstellung, an die ich mich erst einmal gewöhnen musste. Normal war für mich, abends nach Hause zu kommen, mit jemandem reden zu können, von den anderen zu hören, was bei ihnen so los gewesen war. Auch wenn ich manchmal bestimmt gern meine Ruhe gehabt hätte, war es doch auch schön und irgendwie selbstverständlich, sich mit jemandem unterhalten zu können.
Spontan noch einkaufen zu gehen oder mich nach Feierabend mit einer Kollegin zu unterhalten und eine Bahn später zu nehmen, zum Beispiel. Auch wenn ich bei meinen Eltern nie zu bestimmten Uhrzeiten zu Hause sein musste, setze ich meine Prioritäten jetzt doch anders. Langweilig wird es mir in meinem neuen Zuhause auch selten, denn es gibt irgendwie immer etwas zu tun.
Den Alltag bewusst erleben
Die Frage „einkaufen gehen – ja oder nein?“ stellt sich nicht mehr, wenn der Kühlschrank leer ist. Waschmaschine kaputt – die Alternative „Waschsalon“ beansprucht automatisch mehr Zeit. Das sind nur zwei Beispiele aus vielen kleinen Alltagssituationen.
Natürlich ist es schön, wenn man nicht alles allein tun muss, aber wenn man sich selbst aufraffen oder selbst nach einer Lösung suchen muss, ist das auch immer wieder ein gutes Gefühl: das Gefühl, etwas alleine schaffen zu können und geschafft zu haben. Dadurch, dass ich jetzt selbst entscheiden muss, was ich mache, und niemand sonst mitredet, merke ich immer wieder, welche Dinge mir wichtig sind und worauf ich Wert lege: zum Beispiel darauf, zu Fuß in die Stadt zu laufen, statt schnell mit dem Auto zu fahren. Oder lieber noch ein paar Meter weiterzugehen, um beim Bäcker frisches Brot zu holen, als die abgepackten Brotscheiben um die Ecke. Das sind vielleicht nur Kleinigkeiten, aber solche, die zu mir gehören.
Prioritäten setzen
Meinen Rhythmus finden – darauf kommt es an. Allein sein kann nicht jeder. Ich finde es sehr wichtig, mich nicht gleich zu langweilen, wenn ich allein zu Hause sitze, sondern auch einfach mal die Ruhe zu genießen und die Zeit zum Nachdenken zu nutzen. Mir über mich selbst und meine Ziele Gedanken zu machen. Ich möchte die Herausforderung annehmen. Gerade dadurch, dass ich im Moment viel Zeit allein verbringe, ist der Wert von Gesellschaft für mich gestiegen. Wenn ich mich mit jemandem unterhalten will, muss ich aktiv werden. Dann muss ich etwas tun, etwas dafür einsetzen. Nicht einfach nur mitschwimmen, sondern mich entscheiden, mein Leben gestalten.
Meine Familie, meine Freunde, meine Kollegen, sie alle sind mir wichtig und ich verbringe gerne Zeit mit ihnen. Aber es ist auch ein Geschenk, zu wissen, dass die Zeit, die ich allein verbringe, keine verlorene Zeit ist, sondern eine Chance, die mich wachsen lässt.
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